19.10.2014 Leonie Peters

Abgedreht: Stadthaus in Teheran

Präzise Maschinenbautechnik war notwendig, um das Einfamilienhaus in Teheran zu realisieren. Die im Verhältnis zur Tiefe des Gebäudes schmale Straßenfront wird durch schwenkbare Raumelemente zur plastisch erlebbaren Fassade.

Architekt: nextoffice, Teheran
Standort: No. 3, Sharifi Dead-End, Saleh Hosseini St., Darrous, Teheran

Fotos: Parham Taghioff

Mal introvertiert, mal extrovertiert präsentiert sich das Stadthaus in Teheran von dem iranischen Büro nextoffice. Das Architektenteam hat das Einfamilienhaus ganz nach den Bedürfnissen der Bauherren geplant und eine raffinierte Straßenansicht mit Wiedererkennungswert geschaffen. Das Leitbild „Uneindeutigkeit und Flexibilität“ war dabei maßgeblich für den Entwurfsprozess.

Drei schwenkbare Boxen, mit Holz verkleidet, lassen sich um 90 Grad ein- oder ausschwenken. Der Drehmechanismus ist dabei mit Drehbühnen im Theater oder zur Ausstellung von Automobilen vergleichbar. Von den benachbarten, zweidimensionalen Gebäudeansichten hebt sich der Neubau in seiner Dreidimensionalität deutlich ab.

Grafik: nextoffice

Die drehbaren Elemente prägen jedoch nicht nur die Ansicht des Gebäudes. Sie spiegeln je nach Stellung gleichzeitig die Bedürfnisse der Bewohner nach Geborgenheit oder Repräsentation wider und passen sich unterschiedlichen Witterungsverhältnissen an. Das Haus präsentiert sich mal in sich geschlossen, mal nach außen geöffnet, ähnlich der gängigen Typologien im iranischen Wohnungsbau.

Sind alle Holzkuben eingedreht, entsteht ein kompaktes Volumen mit geringem Öffnungsanteil und minimalem Bezug nach außen. Aufgedreht hingegen bilden die Kuben eine einladende Geste, die Einblicke in das Innere des Hauses gewährt. Für die Bewohner bedeuten die Kuben auch einen Zugewinn an Lebensqualität: In ausgeschwenktem Zustand schaffen sie Raum für eine großzügige Terrasse.

Fotos: Parham Taghioff

In der Strukturierung der Innenräume besteht ebenfalls ein Bezug auf typische iranische Wohnhäuser, deren Hauptaufenthaltsflächen ein Winterwohnraum (Zemestan-Neshin) und ein Sommerwohnraum (Taabestan-Neshin) sind.

Auf sieben Etagen verteilen sich die unterschiedlichen Aufenthaltsbereiche für die Bewohner des Hauses. Die sich anschließenden Holzkuben fungieren dabei als multifunktionale Räume, die den Bedürfnissen der Bewohner angepasst werden können. Außerdem rahmen sie je nach Positionierung spannende Ausblicke nach draußen.

Grundriss 2. OG, Grafik: nextoffice

Schnitt, Grafik: nextoffice

Ein maßgebliches Raumelement neben den schwenkbaren Räumen ist ein Luftraum, der sich über drei Etagen erstreckt. Beide Komponenten sind maßgeblich für die Belichtung der Wohnräume und prägen den Charakter des Hauses, indem unterschiedliche direkte und indirekte Belichtungssituationen geschaffen werden.

Projektbeteiligte


Bauherr: Mojgan Zare Neyeri, Farshad Sharifi Nikabadi
Baujahr: 2010 – 2013

Design: Alireza Taghaboni, Roohollah Rasouli, Ferideh Aghamohammadi
Konstruktion: Imen Sazeh Fadak Consulting Eng
Statik: Sohrab Falahi

Foto: Majid Jahangiri

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