23.04.2012

Architektur-Gesellschaft die ZWEITE

»Architektur-Gesellschaft« ist eine neue Veranstaltungsreihe der internationalen Architekturzeitschrift DETAIL. Seit März lädt die Redaktion in regelmäßigen Abständen Architekten aller Fachrichtungen ein, um gemeinsam über aktuelle Themen und die Wechselbeziehungen zwischen Architektur und Gesellschaft zu diskutieren. Am 10. April 2012 hat uns Kilian Kada von Kadawittfeldarchitektur aus Aachen besucht. Zwanzig interessierte Architekten und Innenarchitekten diskutierten angeregt mit dem Ehrengast Kilian Kada über das Thema »Architektur & Marke« bei Boffi in München. Bei der Definition der Marke in der Architektur hat Kilian Kada unterschiedliche Bereiche angesprochen: Wahrzeichen wie der Eiffelturm oder die Guggenheim-Museen, »Corporate Architecture« und »Brandlands« in der Automobilbranche, Bauten, die den persönlichen Stil des Architekten widerspiegeln, und als Eigenmarke des Architekten gelten.

Architektur-Gesellschaft die ZWEITE

Vorgaben und Wünsche der Unternehmen in Bezug auf ihre Corporate Architecture lieferten viel Diskussionsstoff: Zum einen gibt es solche, die bei der Gestaltung ihrer Gebäude sowohl innen als auch außen großen Wert auf ihre Corporate Identity legen. Dann gibt es Unternehmen, die sogenannte Stararchitekten beauftragen, um ihre Bauten als Landmarks oder gar als Kunstobjekte zu platzieren. Die Runde war sich einig, dass einige Firmen sich sogar davor scheuen, einen bekannten Architekten mit dem Bau ihres Geschäftshauses zu beauftragen: Konterkariert der eigene Stil des Architekten möglicherweise die Corporate-Vorgaben des Marketings? Kilian Kada fasst es kurz zusammen: »Unternehmen wollen Architektur, die die Marke widerspiegelt oder gebaute Architektur von Stararchitekten wird zur eigenen Marke.«

Ehrengast Kilian Kada von Kadawittfeldarchitektur spricht zum Thema Architektur & Marke

Passend zum Thema hatte Kilian Kada die hauseigene Unternehmenszeitung »Newspaper« mitgebracht, die anschaulich demonstriert, wie Architekturbüros ihre Öffentlichkeitsarbeit gestalten können. Im Vorletzten »Newspaper« wurde das Direktionsgebäude der Versicherung AachenMünchener vorgestellt, das mitten in der Aachener Innenstadt steht. Für die Architekten galt es, das Unternehmen zu repräsentieren sowie die vorhandene Bausubstanz mit dem Neubau zu verbinden und gleichzeitig das Areal als attraktiven Stadtraum der Öffentlichkeit zurückzugeben.

Ein innerer Boulevard über einer großzügigen, öffentlich zugänglichen Freitreppe verbindet den Bestand mit dem Neubau. Der verglaste Boulevard, öffnet das Unternehmen hin zum Stadtraum und wird damit ein Teil von ihm. Mit einer Reihe von Plätzen und Grünflächen und einer direkten Fußwegverbindung zwischen Hauptbahnhof und Innenstadt wird der Ort für die Öffentlichkeit attraktiver. Ein sogenannter »blind spot« – sprich ein Ort, der von den Bewohnern als unattraktiv oder unzugänglich wahrgenommen wird und dadurch verödet – wird vermieden.

Der Gast Roberto Gonzalo, Architekt und Autor, stellte die Frage, ob es heute im Rahmen der Unternehmensarchitektur eher darum gehen sollte, räumliche Qualitäten – also Inhalt – zu schaffen, mit dem sich Menschen identifizieren können. Die kräftigste Marke sei seiner Ansicht nach, wenn das Gebäude für sich spräche, indem es dem Nutzer diene und nicht, wenn diverse Corporate-Design-Vorgaben an die Architektur addiert würden.

Gäste lesen die Unternehmenszeitung von Kadawittfeldarchitektur

Die Architekten von Kadawittfeldarchitektur wollen Unternehmen nicht ihren eigenen Büro-Stil aufdrängen, sie stehen für Qualität und Einfallsreichtum und setzen sich vor allem in Wettbewerben mit ihren Projekten durch – zumindest akquirieren sie laut eigener Aussage heute ihre meisten Aufträge auf diese Weise. Warum sie so oft von Unternehmen beauftragt werden, erklärt sich Kilian Kada mit der konstruktiven und empathischen Zusammenarbeit mit dem Bauherrn: »Es geht nicht darum, seine eigenen Ideen strikt umzusetzen, sondern auf die Bedürfnisse des Bauherrn einzugehen und ihm die eigenen Vorstellungen zu erklären.«

Lebendige Diskussion bei der Architektur-Gesellschaft

Die nächste Architektur-Gesellschaft wird am Dienstag, den 8. Mai 2012 zum Thema »Planung im öffentlichen Raum« bei Boffi in München stattfinden. Als Ehrengast begrüßen wir dann Herrn Christoph Valentien von Valentien + Valentien Landschaftsarchitekten Stadtplaner aus Weßling. Wenn Sie Interesse an einer Teilnahme haben, senden Sie eine E-Mail mit Ihren Kontaktdaten an projekte@detail.de.
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