19.03.2014 Peter Popp

Dynamischer Riegel: Studentenwohnheim in Genf


Wie sich das Gebäudekonzept aus der städtebaulichen Gesamtsituation entwickelt, zeigt die nachfolgende grafisch reduzierte Animation:
In den insgesamt neun Wohngeschossen finden Studenten und Gastprofessoren eine Vielzahl unterschiedlicher Wohnmöglichkeiten: vom 25 m2 großen Einzelapartment über Wohngemeinschaften für zwei, drei oder vier Personen mit 115 m2 bis hin zu konventionellen Familienwohnungen. Die Geschosse sind ­einfach und klar strukturiert. Ein einziger ­Basisgrundriss reicht aus, um die zahlreichen Wohnvarianten zu erzeugen. Alle Apartments sind nach Osten und Westen orientiert und profitieren so von Morgen- und Abendsonne. Sowohl die ­Orientierung der Räume als auch die Fas­sadengestaltung nehmen dabei Bezug auf die ­jeweiligen Begebenheiten. Die Schlafräume und die privaten Balkone mit ihren filigranen Stahlgeländern liegen zur ruhigen, dem Genfer See zugewandten Ostseite. Zugänge, Küchen, Ess- und Wohnbereiche sind nach Westen zu den Laubengängen orientiert. Diese dienen zugleich als gemeinschaftlicher Aufenthaltsraum, von wo aus sich das faszinierende Spektakel der ein- und ausfahrenden Züge beobachten lässt. Die Höhe der massiven Brüstungen auf dieser Seite verringert sich analog zur Lärm­einwirkung der Züge nach oben hin und wird mehr und mehr durch transparente Stahlgeländer ersetzt. Dieses Prinzip verleiht dem Gebäude eine dynamische und abwechslungsreiche Fassade.

Laubengang vor Gemeinschaftsbereich im Wohngeschoss, Foto: Radek Brunecky

Zehn scharfkantig auskragende Ebenen stapeln sich beim neuen Studentenwohnheim in Genf zu einem auffälligen Hochhausriegel. Mit seiner Fassadengestaltung reagiert das langgestreckte Gebäude auf seine unmittelbare Nachbarschaft: Parallel verlaufende Gleiskörper führen im Westen zum wenige Meter entfernt liegenden Bahnhof, Gewerbe- und Wohnblocks bilden im Osten einen Puffer zum ruhigen Parkgelände am Ufer des Genfer See. Eine animierte Grafik visualisiert das Konzept der Schichtung. Architekten: lacroix chessex architectes, Genf
Standort: Avenue de France 20-22, CH–1202 Genf

Foto: Radek Brunecky

Das Studentenwohnheim nutzt ein ebenfalls neu gebautes fünfgeschossiges Parkhaus als Sockel. Die unterste Ebene mit den reinen Funktionsbereichen befindet sich dadurch auf Straßen­niveau. Neben Fahrradräumen, einer Waschküche und Räumlichkeiten für die Haustechnik sind hier auch die hotelähnlichen Eingangs- und Gemeinschaftsbereiche Café, Lounge und Fitnessraum untergebracht. Der Baukörper ist leicht gebogen und folgt dem Schienenverlauf. Aus bestimmten Bickwinkeln entzieht sich das Gebäude somit einer konkreten Einschätzung und lässt seine wahre Dimension im Unklaren. Dabei werden Größe und Grenzen des Grundstücks komplett ausgenutzt.

Gleise und Baukörper scheinen sich auf der Westseite gegenseitig auszuweichen.

Fotos: Radek Brunecky

Querschnitt
Grafik: lacroix chessex architectes

Lageplan
Grafik: lacroix chessex architectes

Bauherr: The Graduate Institute Architekten, Projektleitung, Bauleitung: lacroix chessex architectes
Mitarbeiter: Frédéric Crausaz (associate), Grégoire Martin, Jon Onandia, Cristina Moldes, Boris Pflugfelder, Stéphane Koularmanis
Mitarbeiter Wettbewerbsphase: Ubaldo Martella, Leonhard Kanapin

Tragwerksplaner: Thomas Jundt Ingénieurs Civils
Mauerwerk: Construction Perret SA
Fertigbeton: MFP Préfabrication SA
Fassade: Hevron SA Eine ausführliche Print-Dokumentation finden Sie in unserer aktuellen Ausgabe
DETAIL 2014/3 zum Thema »Verdichtet wohnen«

Ein vorgelagerter Grünbereich wirkt auf der ruhigeren Ostseite zusammen mit der leicht geknickten Fassade raumbildend.

Fotos: Radek Brunecky

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