22.11.2016

Ein neues Leben für alte Türblätter

Das Stadtbad Prenzlauer Berg an der Oderberger Straße in Berlin war einst ein prunkvoller Bau im Stil der deutschen Neorenaissance. Die Berliner konnten sich dort in einer der 200 Kabinen mit Wannen- und Brausebädern waschen. Herzstück des Gebäudes ist die Schwimmhalle in der Mitte. Sie erstreckt sich über drei Geschosse und wird von Kreuzgewölben überspannt. Verzierte Bogengänge im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss rahmen die Halle.

Das Stadtbad wurde mehrfach umgebaut und renoviert. Um die Heizanlage zu verbessern, errichtete man einen Schornstein-Anbau aus Beton. Das änderte die Statik so stark, dass sich Risse im Beckenboden und in den Deckengewölben bildeten. Das Bad musste deshalb Ende 1986 aus Sicherheitsgründen geschlossen werden. Wannen- und Duschbäder und die Sauna waren noch einige Zeit in Betrieb, wurden aber 1994 bzw. 1997 ebenfalls geschlossen.

Die Eigentümer wechselten mehrfach, ebenso die Sanierungskonzepte. Den Zuschlag erhielt schließlich das GLS Sprachenzentrum Berlin. Das Konzept des GLS: Umbau der Badeanstalt in ein Hotel, in dem weiterhin öffentlicher Schwimmbetrieb möglich ist. Das Hotel selbst wird in den Schulcampus eingebunden.

Umbau, Sanierung und Restaurierung an dem denkmalgeschützten Gebäude dauerten vier Jahre. Viele Baustoffe und Materialien blieben am Originalstandort erhalten und damit auch die Atmosphäre des Gebäudes. Im Erdgeschoss liegen nun das Kaminzimmer, eine Bar und eine große Bibliothek. In den Geschossen darüber verwandelten cpm Architekten aus Berlin die 200 ehemaligen Wannen- und Brausebäder in 70 individuell gestaltete Hotelzimmer und Suiten mit kleinen Reminiszenzen an die vormalige Nutzung. Sie beließen Teile der gekachelten Wände und setzten sie dekorativ in Szene. Die Koffer­ablagen bestehen aus alten Bauhölzern des Bades. Und die Türen der alten Umkleidekabinen wurden zu Schiebetüren umgearbeitet, sie trennen nun die Badezimmer vom Wohnbereich.

Da sich die alten Türblätter nicht klassisch restaurieren ließen, setzten cpm Architekten die Türen hinter Glas, und fassten sie mit einem schlichten Holzrahmen mit jeweils einer klaren VSG-Scheibe auf beiden Seiten. Das Türblatt wandelt sich so zur sichtbaren Türfüllung mit Patina.

Partner für dieses Projekt waren die RestaurierungsWerkstätten Berlin. Dort reinigte man die Türen, maß sie auf und wählte die passenden Türen aus. Anschließend wurden Bänder, Schlösser, Garnituren und Schilder sowie lose und brüchige Farbaufplatzungen entfernt. Die so gewonnene Oberfläche überzogen die Restauratoren mit dem licht- und alterungsbeständigem Harz Paraloid. Danach schnitten sie die Türblätter auf ein einheitliches Maß zu und verdübelten beschädigte Eckverbindungen. Schließlich wurden die gereinigten und patinierten alten Beschläge neu montiert.

In Kombination mit den neuen Rahmenteilen entstand so eine neue Tür mit alter Füllung im Standard-Türblattmaß. Der Rahmen ist auf Gehrung montiert und hält auf jeder Seite eine 5 mm dicke VSG-Scheibe. Die neuen Schiebetüren wurden dann in die in den Trockenbauwänden eingebauten Einbauelemente eingehängt und justiert. Die Einbauelemente sind statt mit Zargen mit belastbaren Spachtelkanten versehen, um dem harten Hotelbetrieb standzuhalten. Eine Trennung zwischen Konstruktion und Beschlag ermöglicht es zudem, jederzeit die Laufschiene zu entnehmen. Oder die Tür auch im eingebauten Zustand nachzujustieren. Eine Revisionsklappe wird nicht benötigt. Weitere Informationen: Wingburg GmbH, Hövelhof

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