03.09.2012 Florian Maier

Erstes innerstädtisches Hotel in Vollholzbauweise

Das »Familienhotel Weimar« verbindet traditionelle Werkstoffe mit zeitgemäßer Architektur. Ein gesundes Raumklima und ein nachhaltiges Energiekonzept zählten ebenso zu den Schwerpunkten der Planung.

Architekt: Büro raum33, Jörg Weber
Standort: Seifengasse 8, D-99423 Weimar

In unmittelbarer Nähe zum Goethehaus und der historischen Anna-Amalia-Bibliothek wurde im Juni 2012 ein Hotel eröffnet, das eine Brücke zwischen Moderne und Tradition schlägt. Der Weimarer Architekt Jörg Weber verband eine ökologische Bauweise mit Holz und Lehm mit einer zeitgemäßen Formensprache in der Tradition des Weimarer Bauhauses. Mit dem Familienhotel wurde so erstmalig in Deutschland im innerstädtischen Bereich ein mehrgeschossiges Hotel in Vollholzbauweise errichtet.

Vogelperspektive Südost, Entwurf: Jörg Weber

Modell: Marius Götzinger

Webers Entwurf orientiert sich an frühen Arbeiten des Bauhauses ab 1920, zum Beispiel dem »Haus Sommerfeld« als eines der ersten realisierten Projekte und des von Ernst Neufert 1929 errichteten Musterhauses in Gelmeroda. So verfolgt das Gebäude von der Außenfassade bis zur Inneneinrichtung ein einheitliches Design-Konzept. Die insgesamt drei Etagen (plus Dachgeschoss) bestehen komplett aus Massivholzmauern. Einzig das Treppenhaus und die Unterkellerung wurden aus Gründen der Sicherheit und der Statik aus Beton erbaut.

Betonrohbau

Wie ein roter Faden zieht sich das funktionale Design durch alle Räume. Mit Familienzimmern zwischen 22 und 75 m² inklusive Küche und Balkon, Spielzimmer sowie Dachterrasse mit Sandspielplatz ist das Hotel auf die Bedürfnisse von Familien mit Kindern zugeschnitten. Auch das Design der Möbel soll mit dem eigens für das Hotel entworfenen Weimarer Dreieckstisch T3 (gesprochen: »T hoch drei«) eine offene Raumatmosphäre erzeugen und die familiäre Kommunikation fördern.

Der eigens entworfene Dreieckstisch "T3"

Die Verwendung der natürlichen Werkstoffe Holz und Lehm ist nach Sicht der Bauherren wegweisend für den ökonomischen wie auch ökologischen Hotelbau: Die 34 cm dicken Massivholz-Außenwänden aus regionaler Forstwirtschaft erreichen eine hohe Wärmedämmung. Zusätzlich kommen ein Blockheizkraftwerk im Keller und eine Photovoltaik-Anlage zum Einsatz. Das Hotel unterschreitet dadurch im laufenden Betrieb die Vorgaben der Energieeinsparverordnung um 50 %.

Dachterrasse mit Sandspielplatz

Auch unter gesundheitlichen Gesichtspunkten ist das Gebäude innovativ. Die Wände wurden mit einem Lehmputz mit integrierter Wandheizung ausgestattet, der ein gesundes Raumklima erzeugt. Für den Trittschallschutz im Fußboden sorgt ein neuartiges Konzept: Eine einfache Splitt-Schüttung wurde mit einem elastischen Bindemittel fixiert.

Foto: John Hamish Appleby

Projektdaten Architekt: Büro raum33, Architekt Jörg Weber, Weimar
Beton-Rohbau: T & E Bau, Gehren
Holz-Rohbau: Herrmann Massivholzbau, Geisa

Keller und Treppenhaus: Beton
Außenwände: 34 cm dicke Massivholzwände
Holzfassade: Leistenschalung Lärche
Grünfassade: Kalkputz auf Schilfrohr / Bewuchs: Efeu und Wein
Holzverkleidung innen: gelaugtes Fichtenholz
Dach: Flachdach als Dachterrasse und Lavendelgründach, Steildach mit Bieberdeckung, gradschnitt
Fenster: Holzfenster aus regionaler Forstwirtschaft

Grundstücksfläche: 340 m²
Nutzfläche: 830 m²
Deckenhöhe: EG 2,60 m / OG 2,40 m

Hinterhaus des Familienhotels, Foto: John Hamish Appleby

Am ersten Tag des Holzbaus stehen schon alle Außenwände des Erdgeschosses. Foto: Anselm Graubner

Foto: Anselm Graubner

Es mussten drei Schichten Lehm aufgebracht werden. Foto: Anselm Graubner

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