29.11.2013 Jakob Schoof

Europäischer Solarpreis 2013: Zwei Umbauten ganz vorn

Zum 20. Mal hat die Vereinigung für Erneuerbare Energien „Eurosolar“ am 29. November den Europäischen Solarpreis verliehen. In der Kategorie „Solares Bauen und Stadtentwicklung“ setzten sich zwei Sanierungsprojekte aus Hamburg und Romanshorn durch.

Viel gemeinsam haben die beiden Träger des Europäischen Solarpreises nicht gerade – sieht man einmal von der Tatsache ab, dass es sich bei beiden um Umbaumaßnahmen im Bestand handelt und in beiden Fällen die Solarenergienutzung eine tragende Rolle spielt.

Foto: Martin Kunze/IBA Hamburg

Mahnmal für die Vergangenheit, Hoffnung für die Zukunft: Der Hamburger Energiebunker
Der von HHS Planer & Architekten geplante „Energiebunker“ in Hamburg-Wilhelmsburg entstand im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 2013 und gilt seither als weithin sichtbares Wahrzeichen des Quartiers. Seit dem Umbau dient das Ende 1942 errichtete Betonbauwerk als Energieversorgungszentrale für das angrenzende Quartier und beherbergt außerdem ein Aussichtscafé mit Dachterrasse.

Die in der Technikzentrale umgewandelte Energie stammt zu 85 % aus regenerativen Energieträgern – allen voran aus Biomasse, aber eben auch aus Photovoltaik und Solarthermie. Hierzu erhielt der Bunker eine neue „solare Hülle“ in Form einer Stahlkonstruktion, die mit 750 kW thermischen Solarkollektoren und einer 100 kWp starken Photovoltaikanlage bestückt ist.

Im Inneren des Bunkers befindet sich ein Großpufferspeicher mit 2000 Kubikmetern Fassungsvermögen, in den neben der Solarthermieanlage vor allem eine Holzfeuerungsanlage sowie ein Biomethan-Blockheizkraftwerk einspeisen. Auch industrielle Abwärme wird dem Riesenspeicher zugeführt. Genutzt wird all diese Wärme letztendlich zur Wärmeversorgung des benachbarten Wohnquartiers über ein neu angelegtes Nahwärmenetz.

Foto: Martin Kunze/IBA Hamburg

107 % Selbstversorgung: Wohnhaussanierung in Romanshorn
Kein Fremd-, sondern ein energetischer Selbstversorger ist das Wohnhaus, das Viridén + Partner in Romanshorn am Bodensee umgenutzt haben. Das ist insofern bemerkenswert, als es sich hierbei nicht um ein Einfamilienhaus, sondern um ein ausgewachsenes innerstädtisches Mehrparteienhaus handelt, das im Zuge der Sanierung sogar noch deutlich wuchs.

Das Umbaukonzept der Architekten resultierte nahezu in einer Vervierfachung der Wohnungsanzahl (von sechs auf 22 Wohnungen), indem der komplette rückwärtige Gebäudeflügel von zwei auf  fünf Geschosse (plus einem Sattelgeschoss) aufgestockt wurde. Gleichzeitig gelang es, den bisherigen Gesamtenergiebedarf um 70 % zu reduzieren. Verantwortlich hierfür ist nicht zuletzt eine exzellent gedämmte Gebäudehülle mit U-Werten zwischen 0,09 und 0,12 W/m²K.

Foto: Jakob Schoof

Das Energie-Plus wiederum resultiert aus den Photovoltaikmodulen, die die Süd- und Westfassade des Hauses komplett bedecken und auch maßlich perfekt auf die Fensteröffnungen und Balkone angepasst sind. Das Modulraster der Verkleidung prägt die Ästhetik der Fassaden entscheidend, lässt aber gleichwohl genug Spielraum für Variationen. Gemeinsam mit den PV-Modulen auf dem Dach erzeugen die Fassaden pro Jahr rund 50.000 kWh Strom.

Ebenfalls auf dem Dach sind 69 m² Solarkollektoren montiert, die gemeinsam mit einer Luft/Wasser-Wärmepumpe den Wärmebedarf des Hauses komplett decken. Um auch sonnenarme Perioden überbrücken zu können, wird die erzeugte thermische Energie wird in einem fast sieben Meter hohen, 60 m³fassenden Wärmespeicher vorgehalten. In der Jahresbilanz erwirtschaftet das Gebäude so einen Überschuss von rund 5.000 kWh Solarstrom, was einem Selbstversorgungsgrad von 107 % entspricht. DETAIL Bericht: Photovoltaik ohne Kompromisse: Gebäudesanierung in Romanshorn
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