22.11.2012 Florian Maier

Fünf Studenten aus NRW gewannen Master-Förderung

Ein Wohnkonzept für modernes Nomadentum sowie Pläne für Burg Blankenstein, ein Gästehaus am Altenberger Dom und eine Pilgerherberge in Rom sind die Siegerprojekte beim Studienpreis »BDA Masters« 2012.

33 Projekte von Bachelor-Absolventen (Entwurf oder Thesis) standen der Jury zur Auswahl. Die Gewinner erhalten vom BDA-Landesverband ein Preisgeld in Höhe von je 2.000 Euro zur Finanzierung ihres Masterstudiums.

Preisträger
Marlen Beckedahl: Die Kraft der Wand – Burg Blankenstein in Hattingen
Fachhochschule Münster, msa münster school of architecture
Betreuer: Prof. Manuel Thesing

Die Arbeit setzt sich in Analyse und Entwurf intensiv mit dem Ort, der Burg Blankenstein in Hattingen und deren Materialität auseinander. Aus der historischen Betrachtung und der genauen Erkundung des Bestandes wird die selbstgestellte Bauaufgabe schlüssig entwickelt. Die geplante Ergänzung fügt sich sensibel in die Burgruine ein und schafft, insbesondere mittels des eingesetzten Materials Beton, ein atmosphärisch dichtes Ensemble.

Die Organisation der Wegeführung und die Grundrissstruktur sorgen für schöne Raumfolgen, wohlgesetzte Öffnungen für eine stimmungsvolle Lichtführung, Galerien und Lufträume für ein abwechslungsreiches Raumerlebnis. Die Arbeit zeigt auch im Detail eine sorgfältige Ausarbeitung, die sich zudem in der Präsentation der Pläne und einem schönen Buch wieder findet.

Modell

Rendering

Alis Haxhi: Haus der Stille am Altenberger Dom in Odenthal
Hochschule Bochum, Fachbereich Architektur
Betreuer: Prof. Gernot Schulz

In direkter Nachbarschaft zur historischen Klosteranlage des Altenberger Doms wird ein Gästehaus mit Kapelle und Meditationsraum entwickelt. Der Neubau fasst die unterschiedlichen Funktionen als ein Ensemble mit klar ablesbaren Volumen zusammen. Die städtebauliche Disposition formt dabei einen neuen Klosterhof als neuen Zugang zur Klosteranlage in Interpretation des bereits vorhandenen Kreuzgangs. Die einzelnen Nutzungen und ihre unterschiedlichen Gebäudehöhen stehen in einer wohltuenden Spannung zueinander und berücksichtigen gleichzeitig die Maßstäblichkeiten der bestehenden Nachbarbebauung. Die Kapelle steht leicht asymmetrisch zur Platzfläche und lässt durch einen Arkadengang als klassisches Element der Klosterarchitektur einen reizvollen Bezug zur südlich angrenzenden Landschaft entstehen.
Die zurückhaltende Materialität aus Beton, Holz und Glas, immer bescheiden und gleichzeitig spannungsvoll, lässt einen zeitgemäßen Komplex als ablesbare Ergänzung des historischen Bauensembles Altenberger Dom entstehen. In welchem Zusammenhang das Projekt mit den ursprünglich zur Regionale 2010 vorgeschlagenen Baumassen steht, bleibt offen – hier würde die Jury einen realitätsbezogenen Kenntnisstand erwarten. Die Jury würdigt die klare und einfache Haltung des Entwurfs, präzise bearbeitet und angemessen dargestellt – ein schönes Haus der Stille.

Hartmut Raendchen: Forma Urbis Romae – Pilgerherberge am Monte Testaccio in Rom
Fachhochschule Düsseldorf, Peter Behrens School of Architecture
Betreuer: Stellv.-Prof. Jörg Leeser, Prof. Markus Pasing, Prof. Dr. Thorsten Scheer

Entgegen dem ersten Eindruck besticht die Arbeit von Hartmut Raendchen durch ihre Feinfühligkeit in ihrer Raumbildung bis ins Detail der Pilgerkoje. Die Herberge für Pilger bietet bewusst einfache Raumsituationen an, die den Benutzer keinen Augenblick über den Anlass seines Aufenthaltes im Zweifel lassen. Die Architektur ist physisch permanent präsent, obwohl oder auch weil sie ihre klimatische Schutzfunktion nur zum Teil erfüllt.

Judith Lennartz: Ephemere Home – ein Wohnkonzept für das moderne Nomadentum
RWTH Aachen, Fakultät Architektur
Betreuer: Prof. Dirk Henning Braun

Ephemere Home beschäftigt sich einzigartig und gelungen mit den zentralen Zukunftsthemen der Architektur im Kontext von Ressourcenknappheit und Wiederverwendbarkeit von Baumaterialien. Vor einer entwerferischen Bewertung stellt sich die Verfasserin Judith Lennartz der Fragestellung einer angemessenen Behausung des modernen Nomaden. Aus dieser Voruntersuchung wird ein Anforderungskatalog entwickelt, der zunächst bereits bekannte, originäre Wohn-Bedürfnisse umfasst, mit denen Menschen sich seit Jahrtausenden mit dem Bau der Urhütte beschäftigen. Somit ist dem Entwurfsprozess eine fundierte sozialempirische Studie sowie eine ausführliche Forschung zu neuen Baumaterialien vorangestellt.

Die Arbeit überzeugt durch ihre innovative und eigenständige Herangehensweise im zeitgenössischen und umweltbewussten Umgang mit dem Bauen. Die Jury findet es besonders förderungswürdig, dass die Verfasserin den mutigen Weg geht und wissenschaftliche Erkenntnisse in einen Entwurf übersetzt.

Der langgestreckte Raum ist durch einfachste bauliche Mittel in seine verschiedenen Funktionsbereiche gegliedert, ohne seine Gesamtwirkung zu verlieren. Städtebaulich verweigert sich die Arbeit auf kontrovers diskutierte Weise jeglicher stadträumlicher Klärungsfunktion, sondern bezieht sich bewusst in ihrer Daseinsberechtigung nur auf die ihr innewohnenden Funktionen. Unterstützt wird diese selbstreflexive Haltung durch die Beschränkung quasi auf ein Material - Beton. Die Jury lobt die kompromisslose Umsetzung der Entwurfsaufgabe.

Elena Tzintala: Pilgerherberge am Monte Testaccio in Rom
Fachhochschule Düsseldorf, Peter Behrens School of Architecture
Betreuer: Stellv.-Prof. Jörg Leeser

Das Haus der Pilger setzt ein kraftvolles Zeichen und führt zu einer deutlichen Aufwertung der städtebaulichen Situation. Dies wird durch die Reaktion auf die historische Stadtmauer unterstrichen. Der Eingang zum Pilgerhof überzeugt und führt auf eine weit aufgespannte Platzfläche, die durch den angelagerten eingeschossigen Gebäudetrakt richtig definiert wird. Die Fläche lädt zum Aufenthalt ein.

Das Haus der Pilger wird auf selbstverständliche Weise über einen offenen und einladenden Eingangsbereich erschlossen. Schöne Raumfolgen und interessante Ausblicke sowie das spannende Gegenüber zur historischen Stadtmauer bestimmen die Atmosphäre. Die Vertikalerschließung und die räumliche Organisation der Obergeschosse mit den Schlafräumen der Pilger lässt den kraftvollen Ausdruck, den das Haus von außen auszeichnet, etwas vermissen. Gleiches gilt für die Gemeinschaftseinrichtungen unter dem Platz. Insgesamt eine sensible und kluge Reaktion auf die Besonderheiten von Ort und Aufgabe.

Preisverleihung
Erstmals waren alle 14 Fachbereiche der 13 Hochschulen in Nordrhein-Westfalen, an denen Architektur oder Städtebau studiert werden kann, vorschlagsberechtigt. Es konnten pro Hochschule drei herausragende Absolventen für den Wettbewerb BDA Masters 2012 vorgeschlagen werden.

Die Jurysitzung mit anschließender Preisverleihung fand am 15. November 2012, an der Fachhochschule Aachen statt.

Jury
  • Dipl.-Ing. Peter Berner, Vorsitzender des BDA Landesverbandes NRW, Köln
  • Dipl.-Ing. Matthias Fritzen, Architekt BDA, Ahlen
  • Dipl.-Ing. Ay?in Ipekçi, Architektin BDA, Köln
  • Dipl.-Ing. Björn Martenson, Architekt BDA, Aachen
  • Prof. Dipl.-Ing. Rolf Schuster, Architekt BDA, Düsseldorf/Braunschweig

Aachens Dekan des Fachbereichs Architektur, Prof. Horst Fischer, ermunterte alle Bachelor-Absolventen, auch den Master anzustreben. Insbesondere das sechssemestrige Studium reiche nicht aus. Auf europäischer Ebene gebe es sogar die Forderung nach einem zehnsemestrigen Architekturstudium. Er halte dies ebenso wie der BDA für richtig.

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