07.06.2015 Alina Reuschling

Ideenlinien: Architektur als Zeichnung

Die Zeichnung, eines der wichtigsten Darstellungsmittel in der Architektur, ist Gegenstand der aktuellen Ausstellung im zeitgenössischen Kunstmuseum Herford. Mit seinen fließenden und gleichsam kippenden Formen ist das von Frank Gehry entworfene Marta Herford einer der ungewöhnlichsten Museumsbauten weltweit und damit ein idealer Schauplatz für eine Spurensuche, die sich auf die Entstehung von Entwurfsideen fokussiert.
Ort: Marta Herford (Lippold-Galerie im 1. Stock), Goebenstraße 2-10, D–32052 Herford
Dauer: 31. Mai bis 16. August 2015

Vinicio Paladini: Projekt für eine Villa am Meer, Temperafarbe auf Papier auf Karton, Archiv Marzona

Atelier Bow-Wow: Guggenheim Lab New York, 2011, Bleistift auf Papier, Tchoban Foundation. Museum für Architekturzeichnung

Architekturskizzen drücken die spontanen Ideen von Architekten aus und spiegeln deren persönliche Handschrift wider. Die Ausstellung »Ideenlinien – Architektur als Zeichnung« beleuchtet die Präsenz und Vielfalt der Zeichnung als direkte Verbindung zwischen Kopf und Hand. Neben Modell, Fotografie und Rendering besitzt die Zeichnung auch nach der Einführung des Computers mit seinen technischen Möglichkeiten eine verblüffende Aktualität. Sie ist Grundlage für den weiteren Arbeitsverlauf und zugleich Spiegel eines oft komplexen Entwurfsprozesses. Werke aus dem frühen 20. Jahrhundert sowie von zeitgenössischen Architekten zeugen von der Ausdruckskraft der Zeichnung – von der spontanen Skizze bis hin zum detaillierten Entwurf.

Virgilio Marchi: Villa Marinetti, Frontansicht, 1927 Bleistift auf Transparentpapier, Archiv Marzona

Mit 80 Leihgaben aus drei renommierten Berliner Sammlungen eröffnet die
Ausstellung im Marta Herford einen anregenden Gang durch die Baugeschichte vom frühen 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Werke bedeutender Urheber wie Hans Poelzig, Hans Scharoun, Frank Gehry, Daniel Libeskind oder Zaha Hadid treffen auf die Beiträge von vier zeitgenössischen Künstlern, die sich mit dem Thema der Architekturzeichnung auseinandersetzen. 

Christian Pilz: Ohne Titel, 2008, Bleistift auf Papier, Besitz des Künstlers © Christian Pilz

Die vier Künstlerinnen und Künstlern greifen das Sujet der Architekturzeichnung auf ganz unterschiedliche Weise auf: Der österreichische Künstler Paul Thuile lässt seine ortsbezogenen Arbeiten direkt auf der Wand entstehen. Die sich kunstvoll windenden Linien sind Spuren des Raumes und ermöglichen dem Betrachter, ihn durch die Augen des Künstlers wahrzunehmen. Paul Thuile sagte einst: »Ich kann gar keine gerade Linie zeichnen. Die Linie ist nur eine Idee im Kopf. Meine Zeichnungen entstehen direkt auf der Wand – sie sind die Spuren von dem Raum, den ich sehe.«
Auch die in Berlin lebende Künstlerin Pia Linz nimmt in ihren Bildern Bezug auf bestehende Orte. Ihre filigranen Zeichnungen, die oft über Jahre hinweg entstehen, bewegen sich zwischen topografischer Vermessung und subjektiver Betrachtung. Bei Christian Pilz verliert sich der Betrachter in einem komplexen Zeichnungsgewebe aus Formen und Linien. In oft extremen Perspektiven blickt der Betrachter auf gezeichnete Welten, die an Visionen eines modernen Stadtlebens erinnern. Architektonische (Anti-)Utopien spielen auch bei der imaginären Stadt „Nobson Newtown“ des Briten Paul Noble eine wesentliche Bedeutung.

Jakow Tschernikhow: Industriearchitektur, 1929-33, Gouache auf Papier, Tchoban Foundation. Museum für Architekturzeichnung

Jakow Tschernichow: Industriegebiet, 1929-1933, Gouache und Bleistift auf Papier, Tchoban Foundation. Museum für Architekturzeichnung

Begleitend zur Ausstellung erscheint eine Web-App, in der die Besucher neben einer thematischen Einführung auch Kurztexte zu den Künstlern und weiterführendes Bildmaterial finden. Die Abbildungen von realisierten Bauten der beteiligten Architekten ergänzen das Beziehungsspektrum zwischen Idee und Umsetzung. Ein Lexikon der Werkzeuge bietet aufschlussreiche Informationen zu Material, Technik und Handwerkszeug des Architekten.

Weitere Informationen:


Homepage Marta Herford

Kontakt:
info@marta-herford.de
Tel.: +49-5521-99 44 30-0

Öffnungszeiten:
Di – So, feiertags: 11 – 18 Uhr
Jeden 1. Mi im Monat: 11 – 21 Uhr

Eintritt:
Erwachsene 8 Euro, ermäßigt 4,50 Euro
Familien 17 Euro, Gruppen ab 10 Pers. 4,50 Euro/ Person
Schülergruppen ab 6. Klasse 1,50 Euro /Person,
Freier Eintritt für Kinder unter 10 Jahren
Schüler und Studenten dienstags von 16–18 Uhr und am 1. Mittwoch im Monat von 18–21 Uhr, Deutsche Bank ArtCard, eine Begleitperson von Menschen mit Behinderungen mit dem Merkzeichen »B«


Öffentliche Führungen:
Ausstellung: Sa, So und an Feiertagen: 12 und 15 Uhr
Architektur: 1. So im Monat: 14 Uhr
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