14.10.2014

Johannes Busch

Als angehender Architekt schließe ich mich dem allgemeinen Konsens unter Architekten und Studenten an, die das entwerferische Arbeiten als wesentlichen Aspekt ihrer Ausbildung sehen. In den letzten Semestern habe ich für mich erkannt, dass insbesondere die theoretisch analytischen Fächer den entwerferischen Horizont maßgeblich erweitern und selbst Aspekte des Entwerfens in sich tragen. Ich denke, dass gerade dieses Zusammenspiel von theoretischer Auseinandersetzung und Entwurf mein architektonisches Denken präzisiert und mir Möglichkeiten zur Reflektion bietet. Mich interessieren die allgemeingültigen Fragen zur Architektur, insbesondere die Frage nach der Existenz einer kollektiven Wahrnehmung. Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Erkenntnisse ich aus vermeintlich nicht architektonischen Kontexten ziehen kann und wie wenig Relevanz häufig vermeintlich Architektur spezifische Themen haben. Für mich ist gute Architektur vielschichtig und lässt viele Lesarten zu, dabei vertraue ich auf klare und einfache Ideen. Ich denke, dass gute Konzepte nicht alleine den Wert ihrer Architektur ausmachen und verstehe sie für mich als Hilfsmittel im entwerferischen Prozess. Ich stehe den „-istischen“ Richtungen in der Architektur kritisch gegenüber und erkenne für mich die Qualität von weniger fassbarer und definierbarer Architektur. Mich interessiert nachhaltige Architektur unter dem Aspekt ästhetischer Nachhaltigkeit und ich beachte in diesem Zuge auch die Nachhaltigkeit von Material und Konstruktion. Ich wünsche mir, meine Position zur Architektur immer kritisch hinterfragen und neu formulieren zu können. Ich hoffe, in meinem zukünftigen beruflichen Alltag weiterhin mit Begeisterung und Motivation den Architektur relevanten Themen zu begegnen und eine Balance zwischen dem beruflich bedingten Pragmatismus und der eigenen architektonischen Position zu finden.

Johannes Busch

Bericht 1.0 Zu Beginn des laufenden Wintersemesters habe ich mit der Bearbeitung meiner Abschlussarbeit an der TU Darmstadt begonnen. Die Darmstädter Studienordnung sieht neben dem Thesis-Entwurf die Bearbeitung von drei Studien im Abschlussjahr vor, die sowohl vor als auch nach der eigentlichen Entwurfsaufgabe bearbeitet werden können. Die erste der drei Studien habe ich Ende Oktober abgeschlossen. Im Rahmen der Arbeit beschäftigte ich mich mit der aktuellen Debatte um den Wettbewerb zur Neugestaltung des Innenraums der St. Hedwigs-Kathedrale zu Berlin. Ausgangspunkt der Debatte ist der Wunsch der Gemeinde, die kontrovers diskutierte Innenraumfassung aus den Jahren des Wiederaufbaus im Zuge der anstehenden Renovierungsmaßnahmen umzugestalten und liturgisch an die heutigen Anforderungen anzupassen. Die Konzeption der Innenraumfassung geht auf die Arbeit von Hans Schwippert zurück, der ein durch den Krieg entstandenes Loch in der Kryptadecke der Kathedrale als Anlass nahm, den Zentralraum der Oberkirche durch eine weite Bodenöffnung mit dem der Unterkirche zu verbinden. Es entstand eine einzigartige aber nicht unumstrittene Raumschöpfung, die noch in Zeiten der Deutschen Demokratischen Republik von der Denkmalpflege geschützt wurde. Die derzeitigen Vertreter der Denkmalpflege sehen in der geplanten Umgestaltung des Innenraums eine Teilzerstörung der St. Hedwigs-Kathedrale und kritisieren sowohl das Ergebnis als auch die Auslobung selbst des im November 2013 initiierten Wettbewerbs.
Ziel meiner Studie war es, die aktuelle Debatte rund um den Wettbewerb aufzuarbeiten um im Anschluss daran eine eigene Position und Bewertung formulieren zu können.

Die Fotografie zeigt die Bodenöffnung der Innenraumfassung von Hans Schwippert. Die beiden Grundrissen verdeutlichen Schwipperts Konzeption der Verbindung von Ober- und Unterkirche. (Abbildungen aus: Kappel, Kai (Hgg.) in: „Schwerpunkt: Die St. Hedwigs-Kathedrale in Berlin“, das münster 67 (2014) Heft 2, Schnell + Steiner, Regensburg: 2014. S. 139 und S. 120)

Unmittelbar nach Fertigstellung dieser theoretischen Arbeit wurden die Themen für den Thesis-Entwurf vorgestellt und ausgegeben. In diesem Jahr sind alle drei Thesis-Entwürfe des Fachbereichs Architektur an der TU Darmstadt in Leipzig verortet. Ich habe mich für den Entwurf einer „Stadtschule“ entschieden, deren Baufeld sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Leipziger Opernhaus befindet. Betreut wird der Entwurf von Professor Meinrad Morger. Mich interessiert an diesem Thema besonders die komplexe städtische Situation des vorgegebenen Baufelds, das meiner Meinung nach eine klare und allgemeingültige Antwort fordert und dessen Außenräume öffentlich wahrnehmbare Platzqualitäten entwickeln sollten, um dem Aspekt der Verknüpfung von Schule und Stadt gerecht zu werden.
Während der Bearbeitungszeit bieten die jeweiligen Lehrgebiete drei „Visiten“ an, in denen das Projekt im Rahmen einer Kritik diskutiert wird. Mittlerweile befinde ich mich vor meiner letzten „Visite“, die mich kurz vor den Weihnachtsferien in eine kurze Verschnaufpause entlassen wird.

Das Luftbild zeigt das Leipziger Opernhaus mit angrenzendem Park am Schwanenteich. Gegenüber dem Park (rechts im Bild) liegt das zu bebauuende Grundstück für den Thesis-Entwurf „Stadtschule Leipzig“ an der TU Darmstadt bei Prof. Meinrad Morger.

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