16.01.2014 Claudia Fuchs

Lichtdurchflutete Raffinesse: Architekturschule in Straßburg von Marc Mimram

Der Erweiterungsbau der Architekturfakultät von Marc Mimram ist Bestandteil eines ausgeklügelten Stahlrahmenbaus, dessen Gebäudehülle ein facettenreiches Spiel mit Transparenz und Transluzenz erzeugt. Der französische Architekt entwarf ein prägnantes Bauwerk, das sich zur Umgebung öffnet und die Architekturausbildung mit Blick auf die Stadt in direkten Bezug zum Kontext setzt.

Architektur:
Marc Mimram, Paris
Standort: Boulevard Wilson, F-67000 Straßburg

Foto: Julien Lanoo

Bereits seit 1987 hat die École Nationale Supérieure d’Architecture de Strasbourg (Ensas) ihren Sitz am östlichen Altstadtrand in einem umgebauten früheren Autohaus aus den 1950er-Jahren. Direkt gegenüber, inmitten dieses gewachsenen Viertels mit guter Verkehrsanbindung, entwarf der Pariser Architekt Marc Mimram einen lichtdurchfluteten Neubau inklusive Dachterrasse und Blick über die Dächer der Stadt.

Lageplan, Grafik: Marc Mimram

Spannungsvolle Ein- und Ausblicke verknüpfen den Neubau mit seiner Umgebung, vom aufgeglasten Sockelgeschoss über die semi-transparente Aluminiumverkleidung der verglasten »Boxen« und deren überdimensionalen »Fenstern« bis zu den Dachterrassen. Die markante Gebäudekubatur der gestapelten zweigeschossigen Quader – die unteren kragen über das Erdgeschoss aus, der obere springt als Attikageschoss zurück – ist aus städtebaulichen Vorgaben und bestehenden Traufhöhen entwickelt.

Foto: Julien Lanoo

3D Schema, Grafik: Marc Mimram

Der Stahl-Glas-Bau ist ebenso kraftvoll in der Form wie raffiniert in der Oberfläche: Für die Aluminiumhülle, die je nach Lichteinfall von dunkelgrau-opaken Flächen zu flirrenden Linienmustern changiert, wurden spezielle geschosshohe Paneele aus Streckmetall entwickelt. Sie umspielen die Fassade wie ein Vorhang aus dünnem Stoff, dessen reizvoller »Faltenwurf« durch die unterschiedlich gewellten Paneele entsteht.

Foto: Julien Lanoo

Tagsüber dient die Hülle als Sonnenschutz und Lichtfilter, am Abend gibt sie den Blick in die Innenräume frei und lässt die Tragstruktur sichtbar werden: Jede Box besteht aus 7 m hohen, bis zu 27 m langen Stahlrahmen in Fassadenebene, die stützenfreie, flexibel unterteilbare Geschossebenen ermöglichen. Die Rahmen selbst werden gebildet aus einem kombinierten System von Fachwerk- und Vierendeelträgern, um die großen »Fenster« zu integrieren.

Axonometrie Stahlskelett, Grafik: Marc Mimram

Explosionsgrafik, Grafik: Marc Mimram

Fotos: Claudia Fuchs

Im Innern setzen sich die klare Gliederung und die Konzentration auf wenige Materialien konsequent fort. Die kühl-sachliche, fast spröde Gestaltung überrascht zunächst: Stahltragwerk, Sichtbeton, Streckmetall und grauer Estrich wirken für eine Hochschule unkonventionell, sie erinnern mehr an kreative Lofts. Zentraler Treffpunkt ist die Treppe des Atriums, sie verbindet als Kommunikationsort Eingangshalle, Hörsäle im Souterrain und Seminar- und Übungsräume der oberen Etagen.

Foto: Julien Lanoo

1 Eingang, 2 Atrium, 3 Ausstellung, 4 Cafeteria
Grundriss EG, Grafik: Marc Mimram

5 Verbindungssteg, 6 Seminarraum, 7 Dachterrasse
Grundriss 3.OG, Grafik: Marc Mimram

2 Atrium, 8 Hörsaal, 9 Lichthof
Grundriss UG, Grafik: Marc Mimram

Schnitt, Grafik: Marc Mimram

Foto: Julien Lanoo

Im ersten Obergeschoss führt ein Verbindungssteg zum Bestandsgebäude, das derzeit umgestaltet wird. Aufzüge, Nebenräume und Treppenhäuser sind im schmalen massiven Bauteil untergebracht, der an die Nachbarbebauung anschließt. In den großzügigen Übungsräumen, ebenfalls in zurückhaltendem Grau-Weiß gestaltet, herrscht Workshop-Atmosphäre. Hier wird entworfen und diskutiert, Konzepte und Modelle entstehen – stets mit direktem Blick zur Stadt.

Foto: Julien Lanoo

Bauherr: Ministère de la Culture et de la Communication
Architektur: Marc Mimram
Projektteam: Fabien Mauduit, Pamela Durasamy, Francis Jacquid, Sergio Pauletto, Sylvia Singer Bayrle, Nicolas Videgrain

Wettbewerb:
2008
Baubeginn: 2010
Fertigstellung: 2013
Baukosten: 13,4 Mio Euro

Fläche Neubau: 4.500 m²
Fläche Umbau: 4.400 m²

Foto: Claudia Fuchs

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