11.01.2016 Karin Leydecker

Linie Form Funktion: Die Bauten von Ferdinand Kramer

Foto: Norbert Miguletz

Unter dem Motto »Linie Form Funktion« präsentiert die Schau in vier chronologischen Stationen, die auch seine späten Wohnhäuser einschließt, den großen Baumeister der normativen Ästhetik. Erlernt hat der junge Kramer sein Handwerk beim großen Theodor Fischer in München. In den zwanziger Jahren kehrte Kramer in seine Heimatstadt Frankfurt am Main zurück, wo er rasch zum engen Mitarbeiter von Ernst May beim Bauprogramm »Das neue Frankfurt« avancierte. Seine Siedlung Westhausen (1929) postulierte mit standardisierten Wohnblocks in Zeilenanordnung die weiße Moderne pur. Die Nationalsozialisten urteilten »entartet« und erteilten ihm im Jahr 1937 Berufsverbot.

Kramer emigrierte in die USA, wo er trotz erfolgreicher Experimente mit Wohncontainern, Serienmöbeln zum Selberbauen und neuartigen Regalsystemen ein Fremdling blieb. Im Jahr 1952 rief ihn Max Horkheimer nach Frankfurt zurück, wo Kramer als Universitätsbaumeister bis zum Jahr 1964 die radikale Neugestaltung des innerstädtischen Campus plante. Die puritanische Nüchternheit seiner Architektursprache stieß jedoch nicht überall auf Verständnis: Als Kramer schließlich das neobarocke Portal vom Hauptgebäude der Universität samt Figuren- und Wappenschmuck  im Namen der orthodoxen Moderne abschlagen ließ und durch einen sieben Meter breiten verglasten Eingang ersetzte, beschimpften ihn konservative Kreise als kulturlosen »Barbaren«.

Heute sind manche von Kramers Universitätsbauten zwar unverändert, aber sie stehen leer und sind dem Verfall preisgegeben. Nur wenige von ihnen haben Denkmalschutz und nach dem Umzug der Hochschule auf den Campus Westend ist die Verwendung der historischen Gebäude weitgehend offen. Man plant andere Nutzungskonzepte in der Mensa und im Philosophicum zu implementieren. Aber weil der ästhetische Wert dieser Bauwerke ausschließlich in Proportion und Materialbeschränkung besteht, wird jede bauliche Veränderung, die unausweichlich mit neuen Materialien einhergeht, sehr problematisch. Aber das macht die Baugeschichte so spannend. Das Erbe Ferdinand Kramers ist ein unverzichtbarer Baustein darin.

Hörsaalgebäude I (1958) und II (1964) Universität Frankfurt, © DAM, Foto: Norbert Miguletz

Philosophicum Universität Frankfurt (1960), © Institut für Stadtgeschichte

Stadt- und Universitätsbibliothek Universität Frankfurt (1964), © Kramer Archiv, Foto: H. Schwöbel

Mensa Universität Frankfurt (1963), © DAM, Foto: Norbert Miguletz

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