19.04.2015 Annika Schröck

Markanter Monolith: Museum von Bruno Mader

Gravelotte: Die kleine Gemeinde in der heutigen Region Lothringen wurde 1870/1871 zum Schauplatz des deutsch-französischen Krieges. Das Museum von Bruno Mader Architekten berichtet über das damalige Kriegsgeschehen sowie über die anschließende Annexionszeit. Inmitten des kleinstädtischen Gefüges aus Wohnhäusern setzt der monolithische Baukörper einen neuen, kraftvollen, städtebaulichen Akzent.

Architekt: Bruno Mader Architekten
Ort: Rue de Metz, 57130 Gravelotte, Frankreich

Foto: Gaston Bergeret

In Gravelotte erinnern bis heute zahlreiche Denkmäler und Kreuze auf Feldern und Hügeln an die grausamen Spuren der Vergangenheit. In unmittelbarer Nachbarschaft zu einem Soldatenfriedhof und einer Ehrenhalle wird das Museum zu einem ausdruckstarken Blickfang. Ein unregelmäßig geformtes und unterschiedlich geneigtes Dach nimmt Achsen und Bezüge zu den benachbarten Wohnhäusern auf. Tiefe Einschnitte im Baukörper markieren Zu- und Ausgänge in der ansonsten vollständig geschlossenen Fassade.

Foto: Gaston Bergeret

Das Museum ist rundherum mit einer Verkleidung aus vertikal angeordneten Metallstreifen eingehüllt, welche die monolithische und skulpturale Erscheinung des Baukörpers betonen. Das Material soll Assoziationen zur Kriegsrüstung, wie Waffen und anderen Kampfgeräten, wecken. Die Patina der eloxierten Metallhülle erinnert gleichsam an vergangene Zeiten und historische Ereignisse. Das Dach ist von sägezahnartigen Öffnungen durchbrochen, die in ihrer scheinbar zerklüfteten Gestalt an Vernichtung und Zerstörung erinnern sollen.

Foto: Gaston Bergeret

Auch im Innenraum soll ein dramatischer und imposanter Eindruck bei dem Besucher hinterlassen werden. Das acht Meter hohe Foyer durchschneidet das gesamte Gebäude und wird von den sägezahnartigen Oberlichtern auf ganzer Länge spannungsvoll belichtet. Wie auch die Außenfassade wurden die Innenwände mit der dunklen Metallfassade verkleidet, was dem Besucher das Gefühl geben soll, innen und außen zugleich zu sein. Das zentrale Foyer fungiert als Verteilerraum, von dem der Gast die Ausstellungsräume sowie eine Konferenzhalle oder eine Bibliothek erreichen kann.

Grafik: Bruno Mader Architecte

Foto: Gaston Bergeret

Die Raumhöhen in den Ausstellungsräumen im Obergeschoss variieren je nach Dachneigung zwischen drei und fünf Metern. Auf 900m² wird der Besucher mittels unterschiedlichster Präsentationsformen und 6.000 Ausstellungsstücken über das Kriegsgeschehen informiert. Die Innenräume wurden in rauem Sichtbeton gestaltet, mit Texten und Abbildungen, die direkt auf die Wand aufgebracht wurden. Am Ende der Ausstellungshalle führt eine Fußgängerbrücke zum Ausgang und gibt Ausblicke in die Landschaft rund um Gravelotte frei.

Foto: Gaston Bergeret

Mit ihrem Museumsbau setzen Bruno Mader Architekten eine kraftvolle Geste in Gravelotte. Die monolithische und markante Gebäudeform mit ihren unterschiedlichen Dachneigungen erfüllt nicht nur ästhetische Ansprüche sondern verkörpert gleichzeitig die brutalen Kennzeichen des Krieges: Die eloxierte Metallfassade in Kombination mit dem zerklüftetem Dach und der dramatischen Eingangssituation führen die Spannungen des historischen Konflikts auf anschauliche Weise unmittelbar vor Augen und lassen den Besucher so die Ausstellung in gespannter Erwartungshaltung betreten.

Foto: Gaston Bergeret

Projektangaben:

Bauherr: Departement Moselle
Fläche: 2750
Wettbewerb: 2008
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