17.05.2013 Florian Maier

Neuer Blickfang: Talstation in der Rüdesheimer Altstadt

Beim Wettbewerb um die neue Talstation der Seilbahn zum Niederwalddenkmal in Rüdesheim am Rhein wurde das „Rüdesheimer Rad“ von schneider+schumacher mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Die Herausforderung der Wettbewerbsaufgabe lag darin, unter engen wirtschaftlichen und räumlichen Rahmenbedingungen einen neuen markanten und barrierefreien Zugang zur Seilbahn zu ermöglichen – die mitten in der Rüdesheimer Altstadt liegt. Der Zugang liegt zurzeit rund zwei Geschosse über Platzniveau. Der grundlegende Gedanke von schneider+schumacher war, die Bahn zu den Menschen zu bringen und nicht die Menschen zur Bahn.
Konstruktion
Der Vorgang des Einsteigens findet nunmehr auf dem Vorplatz und teilweise im Erdgeschoss des Gebäudes statt. Für die Überwindung des Niveauunterschiedes von etwa 7,50 m werden die wie bisher vom bestehenden Seil abgekoppelten Gondeln über das Transportsystem weitertransportiert und an die „Räder“ übergeben. Die wankelscheibenartige Form der Räder leitet sich aus der Funktion ab: drei Gondeln können transportiert werden, der notwendige Kragarm und Abstand von der Gondel führt zu einer dreidimensionalen Gestalt. Gegeneinander versetzt, bilden beide Räder ein kinetisches Objekt.

Mit dem Rad erfolgt die Abwärtsbewegung, sodass die Gondeln horizontal auf dem Niveau des Erdgeschosses Richtung Gebäude gefahren werden. Passagiere können dann aussteigen und nach bzw. in der Wendung zusteigen. Die sich langsam gegenläufig drehenden „Räder“ werden von einem Dach überspannt, das markant über den Vorplatz ragt und die Konstruktion vor Regen und Schnee schützt.

Rendering: schneider+schumacher

Ein direkter Zugang zu den Gondeln bietet zahlreiche Vorteile: kurze Wege, leichtes Verständnis, die Nutzung des Vorplatzes als Stauraum, sofortige Sichtbarkeit der Bahn, kontrollierten Zugang und er vermeidet konkurrierende Passagierströme, Umsteigesituationen und daraus resultierende Komplikation des eigentlich einfachen Seilbahnfahrens. Gleichzeitig eröffnet sich aus dem ebenerdigen Zugang die Möglichkeit, die Seilbahn mit einem imagehaften Zeichen bzw. einem zeichenhaften Bauteil zu ergänzen. Es entsteht ein unverwechselbares Bild, das im Stadtraum präsent ist: das „Rüdesheimer Rad“.

Grundriss UG: schneider+schumacher

Grundriss: schneider+schumacher

Grundriss 2. OG: schneider+schumacher

Städtebau
Der Zu- und Ausstieg erfolgt auf einem EG-gleichen Plateau, das etwa 2 m über dem Straßenniveau liegt. Durch den Höhenunterschied ergibt sich eine natürliche Trennung zwischen Platzraum und Seilbahnareal und damit zwischen Passanten und Passagieren (die bereits eine Fahrkarte gelöst haben).

Durch die Geometrie des Platzraums und des Seilbahngebäudes bleibt auf der Westseite des Platzes mehr Raum für in Gruppen Ankommende und Wartende, während der Ostrand des Platzes den einzeln aussteigenden Passagieren vorbeihalten ist und sehr schmal gehalten werden kann. Die Kasse liegt nunmehr gut sichtbar im Innern des Gebäudes, das in seinem Erdgeschoss auch die erforderlichen Toiletten und Schließfächer bereitstellt. Die Wegebeziehungen sind einfach und ohne Kreuzungen organisiert.

Lageplan: schneider+schumacher

Das Gebäude gliedert sich mit den Nutzungen im Erdgeschoss in den Stadtraum ein. Die Seilbahn wird unmittelbar in ihrer Funktion erfasst und die Sonderstellung im Stadtzusammenhang herausgestellt. „Räder“ und Dach sind aus den angrenzenden, engen Straßenräumen gut sichtbar und markant. Die wichtige Sicht aus der Gondel auf die Dächer Rüdesheims erhält ein neues Merkzeichen, das gleichzeitig vertraut und fremd wirkt.

Ansicht West: schneider+schumacher

Ansicht Süd: schneider+schumacher

„Die Idee des Rüdesheimer Rads überzeugt“, so die Jury unter Vorsitz von Prof. Ernst-Ulrich Scheffler. Es wirkt signethaft markant, die Investitionskosten in die Seilbahntechnik werden durch einen sehr niedrigen Neubauanteil kompensiert. Das „Rüdesheimer Rad“ könnte eine neue touristische Attraktion werden.

Elf Büros nahmen am geladenen Realisierungswettbewerb teil, der im April 2013 entschieden wurde.

Auslober: Rüdesheimer Seilbahngesellschaft mbH, Bayer, Opitz & Co. KG, Rüdesheim
Wettbewerbsorganisation: ANP — Architektur und Nutzungsplanung, Kassel

www.wb-talstation-niederwalddenkmal.de

Schnitt A-A: schneider+schumacher

Schnitt B-B: schneider+schumacher

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