12.12.2012 popp@detail.de

Theodor Fischer: Stadträume München

Anlässlich des 150. Geburtstags des Architekten und Städtebauers Theodor Fischer, haben Sophie Wolfrum (Hg.), Alexandra Block, Markus Lanz und Franz Schiermeier seine umfangreichen städtebaulichen Planungen in München erforscht und als Atlas publiziert. Die Ausstellung basiert auf dieser Publikation und zeigt ausgesuchte Beispiele von Stadträumen in ihrem heutigen Kontext. Ort: Architekturgalerie München, Türkenstraße 30, D–80333 München
Dauer: 14. Dezember 2012 - 13. Januar 2013

Rothmundstrasse - Blick nach Süd; Foto: Markus Lanz

In seiner kurzen Zeit als Leiter des Stadterweiterungsbüros in München hat der Architekt Theodor Fischer zwischen 1893 und 1901 in planerischer und gestalterischer Hinsicht eine grundlegende Basis für die weitere städtebauliche Entwicklung der Stadt München gelegt. In mehr als 400 einzelnen Planungen definierte Fischer Straßen und Platzräume, die bis heute in vielen Stadtteilen ein charakteristisches Bild der Stadt prägen.

Zum 150. Geburtstag des Architekten und Städtebauers Theodor Fischer haben Sophie Wolfrum (Hg.), Alexandra Block, Markus Lanz und Franz Schiermeier seine umfangreichen städtebaulichen Planungen in München erforscht und als Atlas publiziert.
Die Ausstellung basiert auf der Publikation „Theodor Fischer Atlas – Städtebauliche Planungen in München“ und verdeutlicht deren wesentliche Erkenntnisse. Fotografien von Markus Lanz und Pk. Odessa zeigen in der Ausstellung ausgesuchte Beispiele der von Theodor Fischer geplanten Stadträume in ihrem heutigen Kontext. Im Vergleich mit den Planungen veranschaulichen sie seinen pragmatischen Umgang mit den baurechtlichen und grundstückstechnischen Vorgaben, seinen baukünstlerischen Anspruch und seinen Weitblick zur städtebaulichen Entwicklung einer Großstadt.

Richard-Wagnerstrasse 73; Foto: Markus Lanz

Die Auseinandersetzung Theodor Fischers mit dem konkreten Ort, dem kulturellen Erbe und den objektiven Bedürfnissen der Zeit, die in seinen vielen einzelnen Planungen dokumentiert ist, hat wiederum selbst authentische Orte geschaffen, die Teil des vertrauten München-Bildes geworden sind. Zur Umsetzung der Ergebnisse des Stadterweiterungswettbewerbs von 1891 schlug der städtische Baurat Wilhelm Rettig die Gründung eines Stadterweiterungsbüros als eigene Behörde vor und für dessen Leitung den Architekten Theodor Fischer. In den folgenden acht Jahren seiner amtlichen Tätigkeit gelang es Fischer, dem Drängen der privaten Bauinteressenten und der Grundstücksgesellschaften gerecht zu werden, ohne die soziokulturellen und ästhetischen Ansprüche zu vernachlässigen. Die in dieser Zeit von dem Wiener Architekten Camillo Sitte entwickelten Vorstellungen eines »künstlerischen Städtebaus«, denen sich Rettig und Fischer verpflichtet sahen, eröffneten auch für München die Möglichkeit, in der Gestaltung von Straßen, Plätzen und Baulinien vorhandene Wegestrukturen aufzunehmen und auf bestehende Grundstücks- und Besitzverhältnisse einzugehen.

Dom Pedro Strasse – Merianstrasse 29; Foto: Markus Lanz

Bis auf wenige Ausnahmen ersetzte Fischer die geometrisch-starren Alignement-Planungen des 1891 verstorbenen Baurats Arnold von Zenetti, deren unflexible Parzellierungsweise ohne ein entsprechendes Enteignungsrecht auch gar nicht durchsetzbar gewesen wäre. Die Rücksichtnahme der städtebaulichen Planungen auf alte Besitzabgrenzungen hatte für Theodor Fischer neben den praktischen Vereinfachungen der Grundstücksteilungen und seinen ästhetischen Absichten auch eine grundlegende Bedeutung im Sinne einer Bewahrung der Geschichte eines Ortes durch den Erhalt der Struktur von Flurwegen und Feldgrenzen.
In einer großen Zahl von Einzelplanungen legte Fischer neue Baulinien fest, vorwiegend für die Viertel Schwabing-Nord, Bogenhausen, Nymphenburg-Gern, Pasing, Laim, Sendling, Thalkirchen und Harlaching. Auf einen umfassenden Baulinienplan für das ganze Stadtgebiet wurde vorerst verzichtet, auch um die Bauspekulation in Grenzen zu halten. Theodor Fischer blieb bis 1901 Leiter des Stadterweiterungsbüros, danach nahm er einen Ruf an die Technische Hochschule in Stuttgart an. Versuche, ihm eine Professur in München einzurichten, waren nicht erfolgreich. Die Konzeption eines Generalbaulinienplans hatte Fischer bis dahin im Wesentlichen fertiggestellt. 1904 wurde der Staffelbauplan rechtskräftig.

Die Publikation der städtebaulichen Planungen Theodor Fischers in München will zum einen die Planungen katalogisieren und ihren Umfang im damaligen und heutigen Stadtgebiet in synoptischer Weise aufzeigen und sie zum anderen durch aktuelle Aufnahmen in ihrem heutigen Kontext dokumentieren. Im Vergleich der Planungen mit den Bildern des Photographen Markus Lanz wird an ausgesuchten Beispielen auch die Vorgehensweise Theodor Fischers klar: sein pragmatischer Umgang mit den baurechtlichen und grundstückstechnischen Vorgaben, sein baukünstlerischer Anspruch und der Weitblick zur städtebaulichen Entwicklung einer Großstadt.

Kolumbusplatz, Falkenstrasse – Blick nach Westen; Foto: Markus Lanz

Zur Eröffnung sprechen: Sophie Wolfrum, Lehrstuhl für Städtebau und Regionalplanung, TUM und Markus Lanz, Pk. Odessa
Musik von: Christopher Dell, Vibraphon
Das Buch zur Ausstellung
"Theodor Fischer Atlas - Städtebauliche Planungen in München" (Hardcover, 352Seiten, erhältlich über die Architekturbuchhandlung L.Werner oder den Franz Schiermeyer Verlag)

Weitere Informationen
Architekturgalerie München
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