18.12.2014 Insa Thiel

Unter freiem Himmel: Erweiterung Akademie der Bildenden Künste Nürnberg

»Wie Perlen auf einer Kette« reihen sich die drei neuen eingeschossigen Pavillons in das von Landschaftsflächen umspielte Stammgelände der AdBK ein. Aufgrund der Fächererweiterung der Akademie musste mehr Arbeitsraum geschaffen und die 1954 fertiggestellten Ateliergebäude von Sep Ruf durch einen korrespondierenden neuen Erweiterungsbau behutsam ergänzt werden.

Architekten: Hascher Jehle Architektur, Berlin
Standort: Bingstraße 60, 90480 Nürnberg

Foto: Svenja Bockhop, Berlin

Entlang der Bingstraße erstreckt sich der in drei Frequenzen geteilte neue Baukörper gegenüber der bereits bestehenden Pavillons von Sep Ruf. Über einen Erschließungsweg verknüpft und durch ein schwebend erscheinendes Dach gefasst, knüpfen Innenbereiche fast nahtlos an die Außenbereiche an und lassen deren Übergang verschwimmen. Hohe Verglasungen schaffen lichtdurchflutete Räume während die Atrien Kreativität unter freiem Himmel ermöglichen.

Lageplan, Grafik: Hascher Jehle Architektur

Ziel der Architekten war es, eine transparente »Schnittstelle zwischen Stadt- und Kunstgeschehen« zu schaffen und Passanten und Besuchern Einblicke in die Arbeit der Studierenden zu ermöglichen. Der in der Mitte angeordnete Pavillon bildet als »Kommunikationspavillon« das Herzstück des Ensembles. Er beherbergt zentrale Funktionen des Areals, wie Multifunktionsräume für Ausstellungen und ein Café, dessen vorgelagerter Hof das Entrée des Geländes bildet.

Foto: Svenja Bockhop, Berlin

Der westliche Pavillon beherbergt die neuen Ateliers der Kunstpädagogen, die sich als Reminiszenz an die Ruf’schen Pavillons lediglich über einen überdachten Gang im Außenraum erschließen lassen. Introvertierter angeordnet sind hingegen die Seminarräume im dritten Pavillon, welche über einen innenliegenden Gang zu erreichen sind. Die Wegeführung stand im Zentrum des Entwurfs: Die Hauptachse sorgt für eine klare Orientierung zwischen den einzelnen Baukörpern ohne zu dominieren. Je nach angrenzender Nutzung verändert sich die Stimmung im Raum. So entstehen kreuzgangähnliche Wege zum »Sehen und Gesehen werden« und privatere, ruhigere Zonen zur Konzentration. Obwohl die Grundrissstruktur der einzelnen Pavillons ähnlich erscheint, bilden sich mithilfe der divergenten Erschließungswege immer neue Raumeindrücke und machen die Nutzung für die Besucher spürbar.

Grundriss, Grafik: Hascher Jehle Architektur

Längsschnitt, Grafik: Hascher Jehle Architektur

Querschnitt, Grafik: Hascher Jehle Architektur

Robuste Sichtbetonwände sollen den Werkstattcharakter des Gebäudes unterstützen, die Wände in den Mal- und Atelierbereichen hingegen wurden mit Kalk-Gips-Putz versehen und weiß gestrichen. Durch die neutrale Optik der Wände und die gleichmäßige Belichtung der Sheddächer entstehen zurückhaltende Räume, die den Fokus dezent und harmonisch auf ihren Inhalt lenken.

Foto: Svenja Bockhop, Berlin

Durch ein ausgeglichenes Wechselspiel zwischen Innen- und Außenbereichen gelingt den Architekten nicht nur ein räumlich spürbares Entwurfskonzept inklusive der Verlagerung kreativer Arbeit in die Natur, sondern auch eine Art »Veröffentlichung« des Schaffens durch soziale und kommunikationsfördernde Erschließungs- und Aufenthaltsbereiche. Mit respektvoll räumlichem Abstand zu den Bestandsgebäuden von Sep Ruf nehmen die Pavillons einige Entwurfsprinzipien ihrer Nachbarn auf ohne sie zu kopieren und lassen ein Gegenüber entstehen, das das gesamte Areal städtebaulich harmonisch abrundet.


Bauvolumen: ca. 10,2 Mio. EUR
Fertigstellung: 2013
Bruttogrundfläche: 2.895 m²
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