WDVS auf lange Sicht: Langzeitmonitoring eines Revitalisierungsprojekts

In den letzten Jahren verstärkte sich die Diskussion um die Sinnhaftigkeit von Gebäudedämmungen zunehmend. Im Fokus standen insbesondere Wärmedämmverbundsysteme, denen eine kurze Lebensdauer, mindere Wohnqualität sowie Anfälligkeiten zu Schimmelbildung und Veralgung nachgesagt werden. Dabei bieten sich die Systeme im Hinblick auf Wirtschaftlichkeit, Ressourcen- und Klimaschutz bei einer sorgfältigen Planung und Ausführung als sinnvolle Alternative bei Bestandssanierungen an. Wie wenig der schlechte Ruf von WDVS der gebauten Praxis gerecht wird, zeigt Roland Streng, Anwendungstechniker und Produktmanager der BASF, in einer Langzeitstudie der Revitalisierung des Brunckviertels in Ludwigshafen.

Überblick über das LUWOGE Wohnquartier Brunckviertel in Ludwigshafen (Bildrechte: alle LUWOGE, BASF SE)

Entwicklung des Brunckviertels

Das in den 1930er-Jahren als Arbeiterersiedlung der Badischen Anilin- und Sodafabrik, der heutigen BASF SE, errichtete Brunckviertel wurde im zweiten Weltkrieg nahezu vollständig zerstört und in den Nachkriegsjahren wieder aufgebaut. Auf Grundlage alter Pläne entstanden 150 Häuser mit rund 850 Wohnungen. Bis in die 1990er-Jahre wurde in der Siedlung nur ad hoc saniert. Aufgrund einer wachsenden Leerstandsquote sowie nicht mehr zeitgemäßer Grundrisstypen des damals vorherrschenden schwierigen Mieterklientels, entschied man sich für eine ganzheitliche Quartierssanierung. Von 1997 bis 2006 erhielt das Brunckviertel eine umfassende energetische Sanierung, bei der ein WDVS mit dem Dämmstoff Neopor (EPS) zum Einsatz kam. Energetisch betrachtet verfolgte das Projekt ehrgeizige Ziele. So wurde ein Großteil des Viertels im Zuge der Revitalisierung nach Standards für Niedrigenergiehäuser bei den Bestandsbauten sowie Passivhäuser bei den Neubauten ausgeführt. Besonderes Highlight der Sanierungsmaßnahme stellt das erste 3-Liter-Haus Deutschlands im Bestand dar.

Fassadentest am sanierten Objekt

Parameter des Langzeitmonitorings

Anwendung der Studienergebnisse Das Resümee der Langzeitstudie fand in einer weiteren Revitalisierungsmaßnahme Einsatz, den Hohenzollern-Höfen in Ludwigshafen. Bei dem Pilotprojekt handelt es sich um die energetische Modernisierung einer denkmalgeschützten Wohnanlage der BASF aus dem Jahr 1923. Unter Einbeziehung von Bewohnern und den unterschiedlichen Anforderungen der anvisierten Zielgruppen aus Familien mit und ohne Großeltern, Generation 50 plus, Alleinerziehenden oder Berufstätigen mit Home Office wird das Quartier derzeit saniert. Unter Einhaltung der Vorgaben des Denkmalschutzes werden die Gebäude umfassend energetisch aufgewertet. Eine Kombination aus Innendämmung der Schmuckfassade und Außendämmung der Hoffassade sind ein Schlüssel für das energetische Konzept. Die Hohenzollern-Höfe werden nach der Modernisierung einen energetischen Standard von KfW-Effizienzhaus 100 bzw. 115 haben. 

Hohenzollern-Höfe vor und nach der Sanierung

Mit der Fertigstellung startete ein Langzeitmonitoring, das das Revitalisierungsprojekt in vier definierten Nachhaltigkeitsaspekten über 10 Jahre begleitet und analysiert hat. Technische, ökologische und ökonomische Parameter sowie das Wohlbefinden der Bewohner wurden umfassend ermittelt und untersucht. Die Analyse durch einen öffentlich bestellten und vereidigten Gutachter bescheinigte dem WDVS im Langzeiteinsatz durchweg eine gute Qualität: „Die Fassade präsentiert sich nach über 10 Jahren in einem optisch guten Zustand, es ist praktisch keine Alterung sowie keine Veralgung des Oberputzes zu erkennen“, lautete der Orginaltext des Gutachtens. Aufgetretene Material- und Folgesschäden beruhten auf Verarbeitungsfehlern wie Armierungsführungen in der falschen Ebene oder vergessenen Abdichtungen. Im Weiteren wurden ökonomische und ökologische Aspekte in Bezug auf Amortisationsdauer, Verringerung des Heizwärmebedarfs und CO2-Einsparung untersucht. Durch steigende Energiekosten und fallende Baupreise für Dämmsysteme reduzierte sich die Amortisierungszeit bezogen auf ein Dreiliter-Haus von prognostizierten 50 Jahren auf nunmehr 15 Jahre, bei Standardsanierungen sogar auf noch kürzere Laufzeiten. Auch in puntco Ökologie überzeugte die Revitalisierung. Pro Jahr wurden durch die Sanierungsmaßnahme 387.000 Liter Heizöl weniger benötigt, werden die Neubauten miteinbezogen reduziert sich der Bedarf um 480.000 Liter. In Summe wurde dadurch eine CO2-Einsparung von 8.300 t in 12 Jahren erzielt.

Heizwärmebedarf der einzelnen Bauten und dessen Soll-Ist-Vergleich

Im besonderen Fokus des Langzeitmonitorings stand die Nutzerzufriedenheit. Dafür beauftragte die BASF 2013 die Hochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen mit dem Fachbereich Gestaltung (Institut International Trendscouting) mit einer Befragung der Bewohner. Zwischen 80 und 90 Prozent der befragten Haushalte bewerteten ihre klimatischen Wohnverhältnisse und deren energetischen Standard als gut bis sehr gut. Ausschlaggebend für die Bewertung der Bewohner waren zu etwa gleichen Teilen das Raumklima, die Akustik, der Grundriss und dessen Gestaltungsmöglichkeiten. In der Auswertung der erwähnten Mängel zeigte sich laut Streng, dass die Ursachen in den meisten Fällen im Nutzerverhalten und nicht beim Material zu finden waren. So liesen sich Überhitzungen im Sommer auf fehlerhaftes Lüftungs- oder Verschattungsverhalten oder starke Temperaturabsenkungen im Winter auf übermäßiges Lüften zurückführen. "Es ist wichtig, den Bewohnern den Umgang mit einem energetisch sanierten Gebäude zu erklären", hielt Streng als Fazit aus der Langzeitsstudie Brunckviertel fest. Die wichtigsten Ergebnisse der Studie
Die ganzheitlich geplanten Energieeffizienzmaßnahmen in Alt- und Neubau amortisierten sich in kurzer Zeit und tragen wirtschaftlich entscheidend zur Heizenergieeinsparung bei. Die daraus resultierende Reduktion von CO2-Emissionen ist erheblich. In der Studie zeigten sich 80 bis 90 Prozent der heutigen Bewohner mit der Siedlung zufrieden bis sehr zufrieden. Überaus positiv äußerten sich die Befragten auch über die klimatische Qualität ihrer Wohnung. Dieser Wohlfühlaspekt ist entscheidend durch die Wärmedämmung geprägt. Das eingesetzte Wärmedämmverbundsystem aus Neopor, dem graphithaltigen expandierbaren Polystyrol EPS der BASF, funktioniert nach über zehn Jahren einwandfrei. Die Langzeitstudie zeigt exemplarisch, welche einzel- und gesamtwirtschaftlichen Potenziale in ganzheitlicher Modernisierung im Immobiliensektor liegen. Insbesondere macht sie deutlich, dass Energieeffizienz, städtebauliche Qualität, Wohnkomfort und Wirtschaftlichkeit sich bei richtiger Planung ideal ergänzen.
Weitere Informationen zum Brunckviertel der LUWOGE finden Sie hier Weitere Informationen zu BASF finden Sie hier Vortrag von Roland Streng, Anwendungstechnik und Produktmanagement Polystyrolschaumstoffe, BASF SE, im Rahmen des dritten Symposiums der Veranstaltungsreihe „Die Zukunft des Bauens“ am 10. April 2014 in Hamburg zum Tagesthema „Innovationen im Bestand".
Zur Person
Roland Streng ist seit 2011 für den Bereich Anwendungstechnik, Produktmanagement und Marktentwicklung Polystyrol-Schaumstoffe der BASF SE tätig. Nach einer Schreinerlehre und dem Diplomstudium der Holztechnik war Streng als Dozent der Meisterschule der Tischlerinnung Berlin tätig, bevor er als answendungstechnischer Ingenieur im Bereich Fassade bei der Eternit AG und als Produktmanager bei der Caparol Farben Lacke Bautenschutz GmbH aktiv war. Seit 2005 ist er für das Unternehmen BASF tätig, zunächst in den Bereichen technisches Marketing und Vertrieb von Spezialkunststoffen.

Über LUWOGE
Die LUWOGE ist das Wohnungsunternehmen der BASF. Die LUWOGE stellt für die Mitarbeiter der BASF und eine breite Zielgruppe der Bevölkerung ein umfangreiches Angebot von attraktiven und zeitgemäßen Wohnungen zur Verfügung. Knapp 7.000 Wohnungen in Ludwigshafen und Umgebung gehören derzeit zum Bestand des Unternehmens. Durch innovative Konzepte, dem Einsatz von BASF-Produkten und sozialverträglichem Handeln trägt das Wohnungsunternehmen zur nachhaltigen und zukunftsfähigen Entwicklung im Bau- und Wohnungssektor bei. 
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