17.03.2011

Wie neu, nur effizienter

Altbausanierungen, die den Passivhausstandard erreichen und dies auch durch eine entsprechende Zertifizierung nachweisen, sind noch immer rar. Nun hat der Architekt Kay Künzel für sich, seine Familie und sein Architekturbüro eine solche Sanierung in Wachtberg bei Bonn realisiert.

Ausgangssituation war ein Wohngebäude aus dem Jahr 1954 in Wachtberg südlich von Bonn, das von seinen vorherigen Besitzern seit 25 Jahren nicht mehr instandgesetzt worden war. Kunststofffenster, Elektro-Nachtspeicheröfen, Bodenbeläge, Sanitäreinrichtungen – alles in diesem Haus datierte vom Beginn der 80er-Jahre oder war noch älter.

Foto: Kay Künzel

Die Architekten wollten den Altbau nicht nur thermisch, sondern auch gestalterisch zeitgenössischen Anforderungen anpassen. Die Kelleraußenwände erhielten außen 30 cm EPS-Dämmung; die bestehenden Bimssteinwände in Erd- und Obergeschoss erhielten außen eine Vorsatzschale in Holzständerbauweise, die mit 30 cm Zellulose ausgeflockt wurde. Das Dach wurde aufgedoppelt und ebenfalls mit 40 cm Zelluloseflocken zusätzlich gedämmt. Die komplette Aufdopplung der Gebäudehülle ermöglichte es auch, neue Elektroinstallationen sowie die Kanäle für die beiden neuen Lüftungsanlagen innerhalb der Dämmebene – und damit außerhalb des ursprünglichen massiven Bauwerks - zu verlegen.

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Äußerlich ist das ursprüngliche Wohnhaus nach dem fünfmonatigen Umbau nicht wiederzuerkennen. An den Traufseiten erhielten die Dach- und Wandflächen eine Stehfalzdeckung aus farbigem Zinkblech; die Giebelseiten sind mit einer wasserabweisend lasierten Rhombus-Lärchenschalung verkleidet. Neue, großzügige Öffnungen – allen voran ein verglaster Eingang „über Eck“ und ein großes Dachflächenfenster auf der Südseite – gliedern den schlichten Baukörper. Verwendet wurden hierfür dreifach verglaste Holz- sowie (an den „Sonnenseiten“ im Süden und Osten) Holz-Aluminium-Passivhausfenster. Beheizt wird das Gebäude (das laut Passivhaus-Zertifizierung einen Heizwärmebedarf von 13,75 kWh/m²a erreicht) ausschließlich von drei kleinen Ethanol-Heizöfen mit 1,3 kW Gesamtleistung. Auf ein Nachheizregister in der Lüftungsanlage wurde verzichtet.

Foto: Kay Künzel

Insgesamt geben die Architekten die Umbaukosten mit 200 000 Euro an, wovon 41 500 Euro aus unterschiedlichen Förderprogrammen bezuschusst wurden. Die Energiekosten für das gesamte Gebäude liegen derzeit bei rund 27 Euro monatlich – eine Verringerung um mehr als den Faktor 10, nachdem die Abschlagszahlungen für die Nachtspeicheröfen vor dem Umbau noch bei 280 Euro gelegen hatten. Mit eingerechnet sind hier bereits die Erlöse aus der Photovoltaikanlage mit 4 kWp Spitzenleistung, die die Architekten auf der Südostseite des Daches installieren ließen.

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