11.12.2014 Elise Feiersinger

Wiederentdeckter Schatz: Palais Schwarzenberg

Unweit der Ringstraße liegen zwei Barockensembles, jeweils mit weitläufigen Gärten ausgestattet, nebeneinander im urbanen Umfeld: das Belvedere, ehemalige Residenz von Prinz Eugen von Savoyen, heute ein Museum, und das Palais Schwarzenberg, das bis vor einigen Jahren als Hotel genutzt war.

Foto: Kollektiv Fischka / Rainer

In diesem Jahr sorgte die Vienna Design Week für eine Überraschung: Der für zerstört gehaltene Umbau im Palais Schwarzenberg (1982–84) von Hermann Czech ist – abgesehen von Möbelstücken – erhalten. Das von Lukas von Hildebrandt, Johann Bernhard Fischer von Erlach und Joseph Emanuel Fischer von Erlach entworfene Palais soll in ein Casino umgewandelt werden. Eine Gelegenheit für eine Symbiose zwischen E und U.

Architekt:
Hermann Czech, Wien
Ort: Landstraße, 1030 Wien, Österreich

Foto: Harald Schönfellinger

Hermann Czech, der in den 1960er- und 1970er-Jahre maßgeblich an der Aufarbeitung der Wiener »Klassik« (Otto Wagner, Adolf Loos und Josef Frank) beteiligt war und daraus eine präzise, aber ambivalente moderne Haltung gewonnen hat, ist selbst zum Klassiker geworden.  Sein Aspekt der Ironie erreicht im Entwurf des Restaurants und der Bar im Palais Schwarzenberg einen Höhepunkt. Ausgangspunkt des Entwurfs war der Bau selbst, der mehrere Überarbeitungen – darunter auch kleinere Veränderungen im 19. und 20. Jahrhundert – erfahren hatte. Czechs intensive Beschäftigung mit den Abläufen eines großen Hotelrestaurants, sowie einer Bar, sind im zweiten Blick zu erkennen.

Foto: Kollektiv Fischka / Rainer

Die Bar ist ein Herzstück des Umbaus. Ovale Rahmen enthalten statt Porträts Holzmaserungen – und Spiegel, die die eigene Situation wiedergeben. Ideen, die Hermann Czech in seinen Entwürfen für das Kleine Café (1970 und 1974) und die Wunder-Bar (1976), beide in Wien, entwickelt hatte, tauchen in veränderter Form wieder auf und lassen ein Vexierspiel entstehen.

Foto. Margherita Spiluttini, aufgenommen: 1990

Foto: Gert von Bassewitz

Auch der Einsatz von Licht ist eine Fortführung von Czechs früheren Entwürfen. Seine augenzwinkernde Neuinterpretation eines Kristalllusters ist die konkrete Antwort auf ein Entwurfsproblem: wie bringe ich das Licht in die richtige niedrige Position und vermeide doch störende Blendung?
Der Reichtum an Ideen und edlen Materialien sucht seinesgleichen. Welches Grand Casino kann auf so etwas verzichten? Projektdaten:

Bauherr:
Karl Johannes Fürst Schwarzenberg
Architekt:
Hermann Czech
Örtliche Bauaufsicht:
Architekt Sepp Müller und Josef Lippl
Planung:
1982–84
Bauzeit:
1983 (August) – 1984 (Oktober) bei laufendem Betrieb
Fläche:
1680 m²
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