17.09.2013 Florian Maier

Wohnraum statt Autos: Parkdecks werden zu Wohnungen umfunktioniert

Das Parkhaus in der Kölner Innenstadt an der Ecke Magnusstraße / Alte Wallgasse wird künftig in den oberen drei Etagen Wohnungen beherbergen. Rund 3.500 m² Wohnfläche sollen dabei in rund 36 Wohnungen entstehen.

Das vorgesehene Beleuchtungskonzept wurde in die Fassadenplanung übernommen. Ein Öffnungsanteil von 35 % im Bereich der Nord-, Ost und Südwestfassade deckt die natürliche Belichtung dieser Bereiche ab. In der Nachtwirkung differenziert die dimmbare Beleuchtung der Parkgeschosse das Erscheinungsbild der Fassade. Grafik: V-Architekten

Nachdem die Verwaltung der Stadt Köln grünes Licht gegeben hatte, lud der Eigentümer im Herbst 2012 fünf Architekturbüros zu einem anonymen Gestaltungswettbewerb ein. Anfang Juli 2013 tagte die Jury und vergab den ersten Platz an V-Architekten aus Köln. Zwei geteilte dritte Plätze an Wilkin & Hanrath Bauphasen sowie an msm meyer schmitz-morkramer. Zur Jury gehörten der Kölner Baudezernent Franz-Josef Höing, Jürgen Minkus als Vorsitzender des Gestaltungsbeirates und der Kölner Architekt Peter Berner als Vorsitzender des Preisgerichts.

Die Metallpaneele der Wohnebenen sind im Bereich der geschlossenen Fassadenflächen rückseitig mit schwarzem Insektenschutz kaschiert. Die Verglasung wird geschosshoch als Festverglasung ohne Sonnenschutz ausgeführt, vor den ebenfalls geschosshohen Öffnungsflügeln wird die Metallbekleidung als Absturzsicherung vorgesehen. Grafik: V-Architekten

Der Gewinner-Entwurf sieht für das Parkhaus eine Haut aus perforierten, lasergeschnittenen, farbbeschichteten Metallpaneelen vor. Diese Haut überzieht einheitlich sowohl den Bestand, wie auch die neuen Wohnebenen, jedoch bleiben die unterschiedlichen Funktionen ablesbar.

Das Erdgeschoss nimmt alle Zu- und Ausfahrten und den repräsentativen, großzügigen Zugang für die Wohnebenen an der Ostfassade auf. Zusätzlich sind hier in einem Funktionsband die Werbeeinheiten innerhalb einer flächenbündig angeordneten hinterleuchteten Glasfassade situiert, die zudem die Beschilderung des Parkhauses aufnimmt.

Die Wohnebenen bestimmen mit ihrem Fassadenaufbau die Flucht der Fassade in den darunterliegenden Geschossen. Hier wird die Fassade als klassische Vorhangfassade ausgebildet. Grafik: V-Architekten

Die Mittelzone mit den Parkgeschossen tritt geschlossen und durchscheinend in Erscheinung. In der Nachtwirkung ist die Nutzung klar ablesbar, in der Tagwirkung eher zurückhaltend. Die Obergeschosse sind durch eine großzügige, geschosshohe Verglasung für die dort befindlichen repräsentativen Wohnungen gekennzeichnet. Metallpaneele der Haut vor den Öffnungselementen dienen der Absturzsicherung und der Lärmabsorption. Das Staffelgeschoss mit seinen großzügigen Verglasungen folgt dieser Logik.

Mit unterschiedlichen Maschenweiten der flächenbündigen Fassadenbekleidung nimmt der Anteil der geschlossenen Flächen von unten nach oben ab. Allein auf der Südfassade reduziert sich die Bekleidung auf den Bereich der Wohnebenen und sichert somit eine ruhige Innenhofansicht.

Ansicht Alte Wallgasse

Die metallische, perlbeige Farbgebung (RAL 1035) ist unempfindlich gegenüber Verschmutzung und zeichnet sich durch ein wechselvolles Farbspiel im Tagesverlauf aus. Im Zugangsbereich der Wohnebenen in der Alten Wallgasse schlagen wir vor, die Ausfahrt der Garage im Übergang auf die Wallstraße auf eine Fahrspur zusammenzulegen, um dem Charakter einer Verkehrsinsellösung für die Adresse der Wohnebenen entgegenzuwirken.
Die Einfachheit der Bekleidung wird getragen durch ein einheitliches Fassadenbekleidungsraster von 1,25 x 3,23 m mit Ausgleichselementen in den Randbereichen. Damit wird eine wirtschaftliche und wartungsarme Umsetzung gewährleistet. Bauplastisch stellt sich die Fassade flächenbündig und ruhig dar. Die Rücksprünge an der strassenbegleitenden Nordfassade werden auf den Bereich des Staffelgeschosses mit der westlichen Abstaffelung und im Osten auf den Bereich der Zufahrt von der Wallstraße reduziert. Die Lüftungsfuge in den Wohnebenen wird mit der Bekleidung abgedeckt.

Erdgeschoss und Parkgeschosse werden zunächst bis auf den Rohbau rückgebaut. Aufgrund der größeren Bautiefe werden die Werbeträger im Erdgeschoss angeordnet: in einem flächenbündigen Funktionsband mit hinterleuchtetem, satiniertem Glas.

„Einfachheit und Angemessenheit gegenüber dem Ort und der Bauaufgabe bestimmen diesen Entwurf, der es gleichzeitig schafft, sich in die bestehende Bebauung einzubetten, die Besonderheit dieses Projektes zu unterstreichen und die unterschiedlichen Funktionen der Ebenen abzubilden“, kommentierte der Kölner Baudezernent.

Der Baubeginn ist für Mitte 2014 vorgesehen. Eigentümer ist die Contipark International Parking GmbH, Berlin.

Grafik: V-Architekten

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