05.06.2015 Hartmut Raendchen

Allein am Strand: Eine Bibliothek mit Meerblick von Vector Architects

Foto: Su Shengliang

Die puristische Bibliothek am Strand von Ost-China spielt durch ihren brutalistischen Auftritt mit dem Kontrast zwischen Natur und Kultur. Das Pekinger Büro Vector Architects setzt ganz auf reduzierte Materialität und expressive Tektonik, um dem freistehenden Gebäude einen starken Auftritt zu verschaffen, während es den Bezug zum Wasser als Hauptthema der Innenräume betont. Architekten: Vector Architects, Peking
Standort: Nandaihe, China
Beinahe autistisch liegt die von Vector Architects geplante Bibliothek auf einem Strandstück der Stadt Nandaihe, östlich von Peking, an der chinesichen Küste. Der in Beton Brut gehaltene Bau, der auch auf Grund seiner Schottenbauweise Anklänge von Brutalismus besitzt, wendet sich vom Land ab und öffnet sich dem Meer, was den stereotypen Eindruck noch verstärkt. Diese Abkehr von Stadt und Land nutzt das Büro von Gong Dong, der in Peking, Chicago und München studierte, um einen Bau zu erschaffen, der seine Qualitäten aus Licht und Ausblick schöpft und so eine Insel der Kultur an der Küste platziert. Frei von einem gebauten Kontext präsentiert sich der Bau als widerstandsfähiges Stück Architektur, das in seinem Purismus der Natur etwas entgegenstellt, ohne aber die Harmonie aufs Spiel zu setzen.

Ansicht vom Meer aus, Foto: Su Shengliang

Foto: Su Shengliang

Die Organisation der Bibliothek ist entsprechend minimalistisch und besteht zum größten Teil aus einem lang gezogenen. getreppten Lesesaal, der durch seine Staffelung von allen Arbeitsplätzen einen Blick über den Strand auf das Meer preis gibt. In einer im Erdgeschoss angeschlossenen Bar und zusätzlichen Rückzugsräumen im ersten Obergeschoss kann eine Pause vom Lesen und Schreiben eingelegt werden, wobei speziell die Räume im oberen Geschoss den Meerblick durch ein Lichtspiel ersetzen und so eher introvertiert wirken. Mit Lichtschlitzen und räumlichen Verengungen erreicht das Pekinger Büro hier eine sakral anmutende Atmosphäre und schafft so ein Spannungsfeld zwischen Außen und Innen, das aus der Abkehr eine Einkehr macht.

Rückzugsbereiche, Fotos: Xia Zhi

Die für Beton Brut typische Optik einer Brettschalung wird sowohl außen als auch innen beibehalten und durch Bambusholz für Fenster, Türen, Boden und Teile der Fassade aufgelockert. Als drittes Material nutzen Vector Glasbausteine, die als Umkleidung des Fachwerkträgers, welcher die weite Gebäudeöffnung zum Meer hin ermöglicht, das Licht in den Lesesaal fallen lassen und die rohe Tektonik des Hauses poetisch verschleiern.

An- und Aussicht des Lesesaals, Fotos: Su Shengliang

Mit seinem Minimalismus in Material und Konstruktion schafft das Team um Gong Dong so einen für China untypischen Ort, der von seiner Reduktion auf das Wesentliche lebt und trotz seines geringen Volumen, einen vielleicht autistischen, aber vor allem stimmigen Platz auf dem freien Strand vor Nandaihe belegt.

Projektdaten: Bauherr: Beijing Rocfly Investment (Group) Co., Ltd.
Architekt: Vector Architects, Peking, China
Projektteam: Gong Dong, Chen Liang, Yifan Zhang, Dongping Sun, Zhiyong Liu, Hsi Chao Chen, Hsi Mei Hsieh Größe: 450m2
Fertigstellung: 2015
Weitere Informationen: Homepage Vector Architects
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