22.07.2021 Jakob Schoof

Arbeit und Struktur: Wilkhahn-Fabrik in Bad Münder (1992)

Seit Jahrzehnten orientiert sich der Objektmöbelhersteller Wilkhahn an den sozialen und ästhetischen Idealen der klassischen Moderne. Das hat das Familienunternehmen unter anderem immer wieder durch wegweisende Neubauten an seinem Firmensitz in Bad Münder-Eimbeckhausen südwestlich von Hannover unterstrichen. Beispiele hierfür sind der Verwaltungsbau des Bauhaus-Schülers Herbert Hirche Anfang der 60er-Jahre, vier zeltartige Produktionspavillons von Frei Otto von 1987 und die Produktionshalle, die Thomas Herzog mit Bernd Steigerwald 1992 fertigstellte.

Der Neubau war der erste Baustein eines Generalplans von Thomas Herzog für eine groß angelegte Werkserweiterung. Diese kam letztlich nicht zustande und von den ursprünglich drei geplanten Bauabschnitten wurde bis heute lediglich einer realisiert. Außerdem entstand nach Herzogs Plänen auch eine Energiezentrale zur Wärmeversorgung der Altbauten und der neuen Produktionshalle.

In der Tradition großer Industriebauten
Mit seinem Entwurf stellt sich Thomas Herzog in die Tradition der großen Industriebauten der klassischen Moderne wie Peter Behrens’ AEG-Turbinenhalle oder Gropius’ Faguswerken: Alle Elemente greifen logisch ineinander, nichts ist überflüssig – und doch ist die Konstruktion inszeniert, alles einer gestalterischen Idee untergeordnet. Diese formuliert Thomas Herzog in der Detail-Ausgabe 6.1993 so: „Das gemeinsame Tragen der Elemente des großen Bauwerks soll sich mitteilen – aber auch: Addition, Reihung, Gemeinsamkeit als Symbolwert einer Fabrik, an deren Produktionsvermögen viele Menschen beteiligt sind.“ Eine frühe Entwurfsskizze verdeutlicht die Grundidee des Tragwerks: vier große Figuren, die Seile in den Händen halten. Erstere übersetzt Herzog in vier je 5,4 m breite Böcke aus Holz, die zugleich die Nebenräume der Halle enthalten. Die Seile entsprechen den stützenfreien, begrünten Hallendächern. Die unterspannten Dachträger und die Böcke mit ihren diagonalen Windverbänden bilden zugleich das gestalterische Leitmotiv für die Fassaden, die Thomas Herzog als Pfosten-Riegel-Konstruktionen aus Brettschichtholz ausführen ließ. Zum größten Teil sind sie mit wärmedämmenden, lichtstreuenden Paneelen aus Kapillarrohrmatten zwischen zwei Lagen Faservlies ausgefacht. Drei Jahre zuvor hatte Herzog die transparente Wärmedämmung bei einem Doppelhaus in Pullach erstmals angewandt. Und noch einen anderen, damals ganz neuen Baustoff integrierte der Architekt in seinen Neubau: In die um 45° geneigten Vordächer auf der südlichen Schmalseite der Halle ist eine 4 KW-Photovoltaikanlage eingebaut. Es war seinerzeit eine der ersten Installationen dieser Art aus amorphen Silizium-Solarzellen.

Weitere Informationen:

Landschaftsarchitektur: Anneliese und Peter Latz
Ausführung: Haag, von Ohlen, Rüffer und Partner mit Holger Gestering

DETAIL 06/1993

DETAIL 06/1993

DETAIL 06/1993

DETAIL 06/1993

DETAIL 06/1993

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