18.07.2013 Maier@detail.de

Archaische Betonskulptur: Waschhaus auf dem Golfplatz in Lauterhofen

Photo: Erich Spahn

Abseits des Clubhauses verfügen Golfplätze meist nur über notdürftige sanitäre Einrichtungen in Plastikboxen oder Fertiggaragen. Dass ein Waschhaus mit WC heute Scharen von Architekturtouristen anzieht, geht vor allem auf Johannes Berschneider zurück, der als Mitglied und Innenarchitekt davon überzeugt war, auch mit einem kleinen Budget eine anspruchsvolle Lösung realisieren zu können. Letztlich führte diese Haltung zu einer Bauskulptur aus grauem Stampfbeton, verspiegeltem rahmenlosem Glas, sägerauem Lärchenholz und groben Jura-Steinplatten.

Architekten: Berschneider + Berschneider
Standort: Ruppertslohe 18, D-92283 Lauterhofen

Foto: Erich Spahn

Mit dem Standort verwurzelt
Die Materialien stammen unmittelbar vom Bauort. Die beim Aushub gefundenen, für die Oberpfalz typischen Kalkbrocken liegen jetzt als Natursteinboden im Innenraum. Ein Baum, der für den Bau gefällt werden musste, lieferte das Holz für die Eingangstür mit klarer Form und bewusst derber Oberfläche. Das Waschbecken: eine antike Viehtränke, die aus einem Bauernhof auf dem Golfplatzareal stammt.

Materialien und zeitgeschichtliche Dokumente des Ortes bilden ein harmonisches Zusammenspiel mit modernen Sanitärobjekten und rahmenlosen Glasflächen, die für besten Panoramaausblick über den Golfplatz sorgen. Von außen reflektiert sich die Landschaft in den Spiegelglasflächen, die Intimität des stillen Örtchens im Inneren bleibt so gewahrt.

Foto: Erich Spahn

Stampfbeton
Zu den Besonderheiten des 7 m² kleinen Bauwerks auf dem Golfplatz in der Oberpfalz zählt, dass fast alle Bauarbeiten in Eigenleistung erfolgten. In der traditionellen Technik mit Stampfbeton wuchs in fünf Arbeitsgängen das Toilettenhäuschen empor. Diese historische Bauweise lässt den Betonquader Schicht für Schicht entstehen, was in der belassenen Fassade genau ablesbar ist. Sogar das Werkzeug hat Bezug zum Golfplatz: Die zwölf Freizeit-Betonbauer haben in vielen Arbeitsstunden mit ihren Drivern den Beton gestampft. Bei diesem Verfahren ist keine Armierung notwendig, die Standfestigkeit kommt von der langsamen und stetigen Handarbeit.

Ungewohnter Einsatz der Golfausrüstung und viel Handarbeit für die Clubmitglieder.
Fotos: Erich Spahn

Dass dieses Waschhaus und ein ähnlich konzipierter Vorgängerbau aus Holz nicht nur den Komfort der Golfspieler erhöhen, sondern auch als Vorbild für vergleichbare Bauten an Rad- oder Wanderwegen dienen, belegen nicht zuletzt die Anfragen vieler potenzieller Nachahmer.

Grundriss: Berschneider + Berschneider

Seiten- und Vorderansicht: Berschneider + Berschneider

Genutzt wird das Waschhaus nur tagsüber im Sommer. Strom, Licht und Heizung gibt es daher ebenso wenig wie eine Wärmedämmung. Als Waschbecken dient eine alte Viehtränke, die Belüftung erfolgt durch Rohre in der Wand, Wasser kommt aus dem Leitungsnetz zur Bewässerung der Rasenflächen, Fäkalien werden gesammelt und einmal im Jahr abgepumpt.

Foto: Erich Spahn

Projektdaten

Objekt: Toilettenhäuschen II Golfclub Lauterhofen
Fassadenbau: Eigenleistung Mitglieder
Bauherr: Golfclub Lauterhofen
Nutzer: Golfclub Lauterhofen
Nutzfläche: 7,36 m²

PDF-Download zum Projekt

Querschnitt:
Berschneider + Berschneider

Detail oben und seitlich:
Berschneider + Berschneider

Detail unten:
Berschneider + Berschneider

Foto: Erich Spahn

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