06.12.2012 gfx3@detail.de

Architektur an den Bedürfnissen der Menschen orientieren

Kommunikation und Rückzug sind die beiden großen Themen bei der Planung zeitgemäßer Büroeinrichtungen. Als Komplementierung der erfolgreichen »Parcs«-Serie präsentierte Bene zur Orgatec »Docklands« – ebenfalls entworfen von dem Londoner Designerduo PearsonLloyd. DETAIL-Redakteurin Katja Reich hat die beiden in Köln getroffen.

Foto: Die »Dock-In Bays« sind moderne Einzelarbeitsplätze für temporäre Tätigkeiten. Sie lassen sich mit vielen Modulen von Bene kombinieren.

DETAIL: Wie kam es zu der Entwicklung von Docklands?
Pearson: Bei Parcs ging es in erster Linie darum, die Standards wie Schreibtischarbeitsplatz, Besprechungsraum etc. aufzu­lösen und einen informelleren Weg der Zusammenarbeit in einer angenehmen Atmosphäre zu ermöglichen. Wir haben aber festgestellt, dass wir mit Parcs alleine nicht alle Bedürfnisse abdecken können – nämlich nicht diejenigen nach individueller, zurückgezogener Arbeit. Diese Möglichkeit bietet nun Docklands.

DETAIL: Nutzen Sie die Möbel auch in Ihrem eigenen Büro?
Pearson: Wir haben gerade heute Morgen darüber gesprochen, wie wir sie integrieren könnten?... Auch unser Team lebt von einem intensivem Austausch im Wechsel mit konzentrierter Einzelarbeit – ich denke, unsere Bedürfnisse sind duchaus typisch.

DETAIL: Die unterschiedlichen Bedürfnisse der Menschen spielen eine große Rolle in Ihren Entwürfen. Wie ermitteln Sie diese?
Pearson: Hier hat uns die Zusammenarbeit mit vielen unserer Kunden sehr geholfen. Wir haben gelernt, dass es sehr unterschiedliche Arbeitsweisen gibt, die auch von Tag zu Tag verschieden sein können. Es ist daher die logische Konsequenz, nicht nur einen Entwurf z.B. für einen Schreibtisch, sondern eine Auswahl an Arbeitsplatzmöglichkeiten anzubieten.

DETAIL: Halten Sie das Büro überhaupt für den besten Arbeitsplatz?
Pearson: Das hängt natürlich stark von der Art der Arbeit ab, insbesondere von der Möglichkeit der Kommunikation. Manchmal genügt ein Telefongespräch, aber für uns ist der persönliche Kontakt immer wertvoller. Dieser muss aber nicht unbedingt im Büro stattfinden. Heutzutage gibt es viele Möglichkeiten und Orte, sich auszutauschen und zu arbeiten. Es gilt hier zusätzliche, dynamische Rahmenbedingungen zu schaffen. Aber das klassische Büro kann ein guter Ort sein, an dem man immer wieder zusammenkommt, wo sich vieles bündeln lässt. Allerdings hat sich meiner Meinung nach der Trend, das Büro wohnlich zu gestalten, nicht generell durchgesetzt. Es ist zwar »softer« geworden, hat aber einen eigenen Charakter bewahrt. Das Büro ist nicht das Zuhause der Menschen geworden. Es ist ein spezieller Ort.

Lloyd: Dem stimme ich zu. Die Menschen wollen nicht in ein Büro gehen, das vorgibt, ihr Zuhause zu sein, sondern sie wünschen sich einen Ort, an dem sie sich treffen, sich austauschen oder eben konzentriert und
effektiv arbeiten können – dieser Ort soll durchaus angenehm sein, aber eben nicht zu wohnlich.

DETAIL: Welche Rolle spielt die Architektur dabei?
Pearson: Im Prinzip ist jedes Gebäude geeignet, mit einem modernen Bürokonzept ausgestattet zu werden. Aber gerade in der Architektur wird meiner Meinung nach noch zu wenig auf die Bedürfnisse der Menschen eingegangen. Oft hat Architektur eine ganz schön arrogante Haltung – dies gilt insbesondere für die typische »Investorenarchitektur«. Hier hat die Innenarchitektur inzwischen aber die Chance, nicht nur zu reagieren, sondern eine Art Führungsrolle zu übernehmen, um eine neue Kultur des
Arbeitsplatzes zu etabieren.

DETAIL: Arbeiten Sie denn mit Architekten zusammen?
Lloyd: Gerade bei unserer Arbeit für Bene war es sehr fruchtbar, den Austausch mit Architekten zu haben. Es hat wertvolle An­regungen gegeben, welche Elemente gut funktionieren und welche noch verbessert werden können. Dieses Feedback floss direkt in unseren Designprozess mit ein,
so dass Docklands direkt aus dem Markt heraus entwickelt wurde.

Pearson: Und wir haben festgestellt, die Konzepte funktionieren nicht nur für große Unternehmen. Auch in mittelständischen Betrieben mit etwa 40?–?50 Mitarbeitern, wie wir sie in Deutschland häufig vorfinden, herschen exakt die gleichen Bedürfnisse.

DETAIL: Sehen Sie denn schon zukünftige Entwicklungen?
Lloyd: Der Markt hat uns gezeigt, die Bedürfnisse ändern sich. Wir haben vielleicht für den Moment die beste Lösung gefunden, aber in einigen Jahren kann diese wieder anders aussehen.

Pearson: Motivation und Inspiration der Mitarbeiter werden eine größere Rolle spielen, hier wird es mit Sicherheit noch diverse Weiterentwicklungen geben.

www.bene.com

Foto: Luke Pearson und Tom Lloyd arbeiten seit mehreren Jahren erfolgreich mit Bene zusammen.

Foto: Ebenfalls von PearsonLloyd stammt der Entwurf für die Stoffkollektion »Greenwich«. Sie wird exklusiv für Bene von Kvadrat produziert. Inspirationsquelle für das Muster war das Wegenetz im Londoner Greenwich-Park.

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