21.05.2013 Florian Maier

Architektur nach dem Reinheitsgebot: Neuer Donisl in München

Die ehemals traditionelle städtische Bauweise der Alt-Münchner Laubenhöfe ist aus der bayerischen Landeshauptstadt in den vergangenen Jahrzehnten fast verschwunden. Lediglich im ehemaligen Weinstadl in der Burgstraße oder im Eilles Hof gibt es noch vergleichbare Anlagen. Nachdem der Donisl mit Ausnahme der Fassade vollständig neu errichtet wird, bezogen sich die Architekten auf diese nahezu ausgestorbene Typologie.

Architekten: Hild und K Architekten
Standort: Weinstraße 1, D-80333 München

Foto: Bayerische Hausbau

Der Plan sieht einen Säulen umsäumten Innenhof vor, in dessen unterschiedlich ausgeprägten Tonnengewölben sich gemütliche Sitznischen schmiegen. Der Laubenhof erweitert den Stadtraum in das Gebäude hinein und schafft so einen urbanen Innenraum inmitten des Hauses. Die Atmosphäre des traditionellen Wirtshauses wird aufgegriffen und neu interpretiert – zum Beispiel mit hellen Räumen und hochwertigen, authentischen Materialien wie Holz, Sumpfkalkputz und Naturstein. „Die Materialien des neuen Donisl sollen einer Art Reinheitsgebot entsprechen: kein Kitsch, kein Fake, lauter ‚echte‘ Produkte“, erklärt Andreas Hild.

Foto: Bayerische Hausbau

Bayrisch, urban, gemütlich
Das Bier soll künftig in der Mitte des Hofes aus Holzfässern ausgeschenkt werden. Bereits vom Eingang aus wird der Blick des Gastes in der Tiefe des Raumes durch das Fass und die Schank gefangen. „Ziel unseres Entwurfes war es, mit dem neuen Donisl einen urbanen Ort bayrischer Gastlichkeit direkt am Marienplatz zu schaffen. Schon beim Eintreten soll der Gast sich wohlfühlen und einen Überblick über die offene und helle Gaststätte gewinnen“, so Hild weiter.

Foto: Bayerische Hausbau

Das neue Gebäude wird im Erdgeschoss und dem ersten Obergeschoss eine Gaststätte mit rund 500 Sitzplätzen im Innenbereich beherbergen. Zusätzlich sind Außenbereiche mit insgesamt rund 120 Sitzplätzen geplant. Vom zweiten bis zum fünften Obergeschoss werden im Vordergebäude am Marienplatz neue Büroräume mit rund 1.100 m² Geschossfläche geschaffen. Der hintere Bereich an der Thiereckstraße wird partiell um ein Geschoss aufgestockt. So können die zur Gaststätte gehörenden Büros dieser direkt darüber liegend zugeordnet werden, ohne dass Funktionsüberschneidungen mit dem Bürohaus entstehen. Um die Büroräume des Vordergebäudes etwas höher als bisher bauen zu können, werden die beiden oberen Fensterreihen der Bestandsfassade an der Weinstraße geringfügig versetzt. Die Fassade Weinstraße bleibt einschließlich des charakteristischen Freskos von Max Lacher und der Löwenskulptur von Marlene Neubauer-Woerner erhalten. So wird sich das neue Gebäude wie bisher harmonisch in sein Umfeld integrieren.

Foto: Bayerische Hausbau

Denkmalschutz   
Das Gebäude ist kein Einzeldenkmal, allerdings zählt das Gebäude zum Ensemble Marienplatz und steht somit unter Ensembleschutz. Daher hat das Amt für Denkmalpflege entschieden, dass die Fassade als erhaltenswert zu betrachten ist.

Foto: Bayerische Hausbau

Gastronomiekonzept noch offen
Ende 2012 lief nach 27 Jahren der Pachtvertrag mit der Familie Wildmoser aus, welche das beliebte Lokal mit viel Engagement und Herzblut geführt hat. Bei der Hacker-Pschorr Brauerei läuft gegenwärtig das Auswahlverfahren für einen neuen Pächter, so Geschäftsführer Andreas Steinfatt: „Der Entwurf von Hild und K Architekten schafft den architektonischen Rahmen für eine Gaststätte, die Münchnerinnen und Münchner ebenso gerne wie Gäste Münchens besuchen werden. Wie das gastronomische Konzept genau aussehen wird, werden wir gemeinsam mit dem künftigen Pächter entscheiden.“

Traditionsreicher Standort
Der Donisl, im Jahr 1715 von Max List aus Ramersdorf als „Bierwirtschaft am Markt“ eröffnet, ist die zweitälteste Gaststätte Münchens. Das ursprünglich als Kornmesserhaus errichtete Gebäude bestand bereits seit 1315. Erst 1760 kam der Donisl zu seinem heutigen Namen, abgeleitet vom damaligen Pächter Dionysius Haertl. 1885 erwarb der Brauereibesitzer Georg Pschorr die Immobilie, seitdem gehört die Gaststätte zur Hacker-Pschorr Brauerei. Im Jahr 1999 ging die Immobilie in das Eigentum der Bayerischen Hausbau über. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude vollständig zerstört und bald nach 1945 wieder aufgebaut. Von 1985 bis 2012 führte die Familie Wildmoser den Donisl.
Projektdaten

Grundstücksgröße
: ca. 650 m²
Geschossfläche: ca 2.300 m² Gastronomie, rund 1.100 m² Büro
Gastronomie: Innenberich ca. 500 Sitzplätze, Außenbereiche ca. 120 Sitzplätze
Besonderheiten: Glassatteldach mit Blick auf die Frauenkirche
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