13.03.2014 Jakob Schoof

Architekturbiennale 2014: Österreich zeigt Parlamentsgebäude

In Wien wurde dieser Tage der österreichische Beitrag zur Architekturbiennale 2014 vorgestellt. Die von Generalkommissar Christian Kühn verantwortete Ausstellung wird gebaute und bislang ungebaute Parlamentsgebäude aus aller Welt zeigen.

Die Modelle, Foto: Andreas Balon

Der Weg der Architekturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts ist mit Parlamentsgebäuden gepflastert: Ob Großbritannien, die USA, Brasilien oder Deutschland – nahezu jede Demokratie oder Scheindemokratie auf diesem Erdball erhielt während dieser beiden Jahrhunderte ihre Heimatstätte und ihren Symbolbau. Doch welche Rolle spielen Parlamentsgebäude heute noch, da Demokratie immer öfter auf öffentlichen Plätzen und im Internet ausgeübt wird, und da Protestcamps und Online-Petitionen scheinbar gleichberechtigt neben die Verhandlungsprozesse in den Nationalversammlungen getreten sind?

Es ist ein spannendes Thema, dem sich die Verantwortlichen des österreichischen Biennale-Auftritts 2014, Christian Kühn und Harald Trapp, widmen werden. Innerhalb des von Biennale-Direktor Rem Koolhaas vorgeschlagenen Mottos „Absorbing modernity 1914-2014“ wird sich ihre Ausstellung „Plenum. Orte der Macht“ dem Typus des Parlementsbaus widmen – und der Frage, was dieser außer seiner historischen Symbolkraft für moderne Gesellschaften noch leisten kann und muss.

Schottisches Parlament in Edinburgh, Foto:

Parlament in London, Foto: Alvesgaspar/Wikipedia

Im Hauptraum des österreichischen Pavillons sollen alle 200 nationalen Parlamentsgebäude der Welt gezeigt – „ein Parlament der Parlamente, jeweils dokumentiert durch Modelle im Maßstab 1:500, Lagepläne und Daten zu den einzelnen Bauwerken“, heißt es im Pressetext zur Ausstellung. „Die Modelle sind in einem strengen Raster an den Wänden befestigt und scheinen aus der Mauer herauszuwachsen. In ihrer massenhaften Anordnung werden die Monumente zum Ornament.“

Foto: Andreas Balon

Im Kontrast zu diesen abstrakten, auf ihre Form reduzierten Monumentalbauten soll die Ausstellung in den beiden Nebenräumen eher auf die Inhalte der Gebäude eingehen. Hier werden zwei Projekte des Büros Coop Himmelb(l)au im Detail vorgestellt: das bislang unrealisierte albanische Parlament in Tirana und – etwas bizarr in diesem Themenzusammenhang – das Konferenzzentrum in Dalian (China), das als Ort für die asiatische Ausgabe des Weltwirtschaftsforums Davos errichtet wurde. Ein Fingerzeig, der darauf hinweisen soll, dass die wahrhaft wichtigen Entscheidungen heute nicht mehr in Parlamenten gefällt werden, sondern in den Zirkeln der Wirtschaftslenker?

Noch nicht realisiert: Parlamentsgebäude in Tirana. Entwurf und Grafik: Coop Himmelb(l)au

In den Bauten gehe es um „Konflikte, Werturteile, Parteistellungen, kurz: um die Entwicklung der Gesellschaft im Medium der Architektur. Architektur ist kein Gegenstand. Architektur ist das Machen von Architektur“, lässt Generalkommissar Christian Kühn dazu wissen. Dass Demokratie heute womöglich aber auch ganz ohne fest Gebautes funktionieren kann, soll die Ausstellung im Garten des Pavillons andeuten: Dort soll das eintönige Pflaster einer dichten, von den Landschaftsarchitekten Auböck und Karász geplanten Pflanzung weichen. Darin wird die Künstlergruppe Kollektiv/Rauschen eine Klanginstallation errichten, die sich mit dem Thema Sprache als unverzichtbares Medium demokratischer Diskurse befassen wird.
14. Internationale Architekturbiennale
Ort: Giardini und Arsenale, Venedig
Termin: 7. Juni bis 23. November 2014

Das Original: Congresso Nacional, Brasilia, Foto: Mario Roberto Duran Ortiz/Wikipedia

Das Original: Reichstag, Berlin, Foto: Jürgen Matern/Wikipedia

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