11.08.2006

ASMARA - Africa's Secret Modernist City - Ausstellung über "Afrikas heimliche Hauptstadt der Moderne" im DAZ

Asmara ist Afrikas heimliche Hauptstadt der Moderne. Fast unbeschädigt aus den Wirren von Zweitem Weltkrieg, 40 Jahren äthiopischer Besatzung und einem 30jährigen Befreiungskrieg hervorgegangen, beherbergt die Stadt heute das weltweit größte erhaltene Ensemble moderner Architektur.

Nur Miami South Beach, Tel Aviv und Napier (Neuseeland) bieten ähnliche, jedoch kleinere Ensembles dieser Epoche.

Erstmalig wird das reiche architektonische Erbe der eritreischen Hauptstadt Asmara vom 3.Oktober bis zum 3. Dezember 2006 in einer Ausstellung im Deutschen Architektur Zentrum (DAZ) Berlin vorgestellt. Asmara ist die einzige größere Stadt der Welt, deren Zentrum die verschiedensten architektonischen Bewegungen der Moderne und deren Vorläufer in einem Gesamtensemble vereint. Auf Initiative der Projektgruppe Asmara, eines Zusammenschlusses von Eriteern sowie äthiopischen und deutschen Architekten in Zusammenarbeit mit dem Verein Solidarisch Leben Lernen e.V., wird die selbst in der Fachwelt kaum bekannte Baukultur Asmaras nun in einer Ausstellung aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Die Präsentation wird von Dr. Naigzy Gebremedhin (ehemaliger Direktor des Zentrums zur Bewahrung des Kulturerbes Eritreas, CARP) und Prof. Dr. Omar Akbar (Vorstand und Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau) kuratiert. Die Ausstellung "Asmara - Africa's Secret Modernist City" wird am Montag, den 2. Oktober 2006 um 19 Uhr im Scharoun Saal des DAZ eröffnet. Im Rahmen der Ausstellung findet außerdem ein Begleitprogramm zur Kultur und Geschichte Asmaras und Eritreas statt.

Das Stadtzentrum Asmaras ist zum größten Teil in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts unter der italienischen Kolonialmacht entstanden. Die meisten Bauten sind in der Architektursprache der Architettura Razionale, der italienischen Moderne der 20er und 30er Jahre errichtet, es finden sich aber auch zahlreiche Beispiele des Novocento, Futurismo, Neoklassizismus, Neobarocks, Monumentalismus sowie Bauten mit Bezügen zu den lokalen, eritreischen Bauweisen. Trotz des steigenden Interesses an der jüngeren Architekturgeschichte, insbesondere an der klassischen Moderne und dem Movimento Moderno, ist Asmara selbst unter Fachleuten kaum bekannt.

Der Faszination, die heute von Asmaras Architektur und Stadtplanung ausgeht, muss das Wissen um die Hintergründe seiner Entstehung gegenüber gestellt und damit auch eine widersprüchliche Zeit beleuchtet werden, in der Faschismus, Rassentrennung und Avantgardeansprüche der Moderne gleichzeitig auftraten. Die Ausstellung zeigt die Stadt in ihrem heutigen Erscheinungsbild, ihre besondere Kultur, aber auch ihre heutigen Probleme und Herausforderungen, die sich aus ihrer neuen Hauptstadtfunktion und einem wachsenden Expansionsdruck ergeben.

Die Ausstellung leistet einen Beitrag zur Debatte über die Bewertung der klassischen Moderne, der Globalisierung moderner Architektur, ihren historischen Wert, aber auch über ihre städtebaulichen Auswirkungen. Darüber hinaus sollen mit der Präsentation auch die Bemühungen Eritreas um die Aufnahme Asmaras in das UNESCO-Weltkulturerbe und damit der Erhalt und die Pflege dieses einmaligen architektonischen Ensembles unterstützt werden. Neben UNESCO konnten der internationale Architektendachverband UIA (Union International des Architects), der Bund Deutscher Architekten (BDA), S.E. Petros Tseggai Asghedom, Botschafter des Staates Eritrea in Deutschland und Dr. Uschi Eid (MdB) als Schirmherrn für die Ausstellung gewonnen werden.

Kolonialistisches Erbe und Asmara Style
Asmara blickt auf eine 700jährige Geschichte zurück. Der Name bedeutet "die Vereinigte" - vor Jahrhunderten schloss es sich aus vier Siedlungen zusammen. Die Entwicklung zur modernen Stadt begann 1889 mit der Besetzung durch italienische Kolonisten und der Einrichtung eines Militärstützpunktes. 1900 wurde Asmara Hauptstadt der italienischen Kolonie Eritrea. Bis zum Beginn der 30er Jahre entstanden zahlreiche Gebäude für öffentliche, kulturelle und geschäftliche Nutzungen, daneben Villen und andere Wohngebäude.

Die europäische Bevölkerung wuchs von 4.000 im Jahre 1934 auf 70.000 im Jahre 1940. Etwa im gleichen Zeitraum verdoppelte sich die eritreische Bevölkerung auf 200.000 Einwohner. In der kurzen Zeit zwischen 1935 und 1941 wandelte sich Asmara rasch von einer Provinzstadt zu einer der modernsten Städte des afrikanischen Kontinents.

Der Sprung Asmaras in die Moderne ist jedoch nicht allein aus urbanistischer und architektonischer Sicht bemerkenswert, sondern reflektiert zugleich die Ambivalenz der Moderne auf dem afrikanischen Kontinent. So steht Asmaras urbane Konstituierung und Blüte gleichzeitig für den Faschismus und Italiens expansionistische Politik gegenüber dem damaligen Abessinien (Äthiopien). Koloniale Segregation und die ab dem Jahre 1937 erlassenen faschistischen Rassengesetzte hielten in der Stadtplanung Einzug und begleiteten den Alltag bis zur Eroberung durch britische Truppen im Jahre 1941.

Dennoch hat die eritreische Bevölkerung im Laufe der Zeit die Stadt angenommen. So hat sich hier im ostafrikanischen Hochland eine einzigartige Stadt der Moderne aus europäisch-italienischen und afrikanisch-eritreischen Kulturen entwickelt. In dieser Atmosphäre der Toleranz, die auch als Asmara Style bekannt wurde, leben die verschiedenen Kulturen, Religionen, Bevölkerungsgruppen und Ethnien in der Hauptstadt des seit 1991 unabhängigen ostafrikanischen Staates zusammen.

Das Zentrum für die Bewahrung des eritreischen Kulturerbes (CARP) hat 2001 die eritreische Regierung erfolgreich überzeugt, das gesamte Stadtzentrum von Asmara unter Denkmalschutz zu stellen. Anliegen dieser Ausstellung ist es, auf dieses kulturelle Erbe international aufmerksam zu machen.

Zur Ausstellung
Die Ausstellung basiert auf dem Buch "Asmara - Africa's Secret Modernist City" (Edward Denison, Guang Yu Ren & Naigzy Gebremedhin, 2003 by Merrell Publishers, London/New York). Sie wird sich aus vier thematischen Einheiten zusammensetzen, in denen nicht nur die Architektur sondern auch der aktuelle und historische gesellschaftliche Kontext beleuchtet wird. Die Ausstellungsgestaltung liegt bei der Stiftung Bauhaus Dessau (Rainer Weisbach). Fotografien des britischen Fotografen Edward Denison und Architekturmodelle von Prof. Wolfgang Knoll (Stuttgart) visualisieren die Baukultur Asmaras. Darüber hinaus wird die Filmproduktion "City of Dreams" von Ruby Ofori und Edward Scott, Eye Level LLC, Washington, 2005, gezeigt, die die Stadt und ihre Architektur in Form einer Reportage und mit zahlreichen Interviews vorstellt.

Die Ausstellung wird erstmals im Rahmen der DAZ_Forum-Reihe im Deutschen Architektur Zentrum Berlin präsentiert. Danach wird sie als Wanderausstellung u.a. in Frankfurt a.M. (Deutsches Architektur Museum - DAM, 06.02.-15.03.2007), in Stuttgart (BDA-Galerie Wechselraum, 21.09.-19.10.2007) und zum nächsten Weltarchitekturkongress in Turin (Juli 2008) zu sehen sein. Nach weiteren Stationen in verschiedenen Großstädten weltweit soll sie schließlich als Dauerausstellung in Asmara bleiben.

Rahmenprogramm
Die Präsentation im Deutschen Architektur Zentrum wird von einem Rahmenprogramm begleitet. Zu folgenden Terminen finden öffentliche Vorträge und Podiumsdiskussionen statt, zu denen wir Sie ebenfalls herzlich einladen. Der Eintritt ist kostenfrei:

Montag, 02.10.06, 15.30-17.30: Asmara's Modernist Architecture

Donnerstag, 19.10.06, 19.30-21.30: History and Politics of Eritrea

Donnerstag, 02.11.06, 19.00-21.00: Tourism and its Potential in Eritrea

Foto: Heroal

Foto: Heroal

Photo: Heroal

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