04.01.2021 Jakob Schoof

Hightech für den Kulturaustausch – Institut du Monde Arabe in Paris (1987)

Nur wenige Bauten – und schon gar nicht solche des 20. Jahrhunderts – werden in der öffentlichen Erinnerung so auf eine einzige Fassade reduziert wie das Institut du Monde Arabe, die Jean Nouvel und Architecture Studio nach gewonnenem Wettbewerb 1981 realisierten und 1987 fertigstellten.

Technoide Verschattungselemente

240 je 180 x 180 cm große Verschattungselemente strukturieren die ansonsten komplett verglaste Südfront des Kulturzentrums und spenden den dahinterliegenden Veranstaltungsräumen sowie dem Lesesaal der Bibliothek Schatten. Inspiriert sind sie von arabischen Mashrabiya-Fenstergittern ebenso wie vom Blendenmechanismus einer Spiegelreflexkamera – und ebenso wie bei Letzterer regulieren kleine, an Tageslichtsensoren gekoppelte Elektromotoren automatisch die Blendenöffnung und damit den Lichteinfall. Das war zumindest in den ersten Jahren so. Später gingen immer mehr Elektromotoren kaputt und wurden erst 2017, bei einer groß angelegten Fassadensanierung zum 30-jährigen Jubiläum des Instituts, erneuert. Für Nouvel bedeutete der Neubau an der Seine den Auftakt einer Karriere, die mit der Verleihung des Pritzker-Preises 2008 ihren Höhepunkt erreichte. Für Paris war das Institut du Monde Arabe – eine gemeinsame Gründung Frankreichs mit 19 arabischen Staaten –  das erste fertiggestellte „Grand Projet“ der Mitterrand-Ära.

Gedämpfte Lichtstimmung

Doch mit der Reduktion auf seinen technoiden Glasscreen wird man dem Gebäude nicht gerecht. Denn auch im Inneren des Hauses kombinierten die Architekten gekonnt metallglänzende Maschinenästhetik und die für die arabische Architektur typische, gedämpfte Lichtstimmung. Damit ist das Institut die genaue Antithese zur lichten Transparenz anderer Stahl-Glas-Architekturen der Nachkriegszeit. Eine schmale Fuge in West-Ost-Richtung gliedert das Gebäude in einen zehngeschossigen Südflügel und einen achtgeschossigen Nordtrakt, der vor allem Ausstellungsräume beherbergt. Im vierten Obergeschoss – der Eingangsebene zum Museum – öffnet sich ein quadratischer, kahler Innenhof zum Himmel, dessen vier Seiten mit weißen, quadratischen Marmorfliesen verkleidet sind. Doch wie so oft bei Nouvel bilden auch sie nur ein dünnes, von einer Aluminiumkonstruktion getragenes Brise-soleil, durch dessen Ritzen Tageslicht in die dahinter gelegenen Glasfenster sickert.

Serigraphierte Glasfassade

Die Liste ikonografischer Verweise in dem Gebäude ließe sich fast beliebig fortsetzen – und sie zeigen keineswegs nur nach Nordafrika und in den Nahen Osten: In der wenig beachteten, mit Metallprofilen horizontal gebänderten Nordfassade an der Seine ließen die Architekten die Silhouetten Pariser Altbauten per Siebdruck auf das Glas aufbringen. Es war eines der ersten Beispiele, wo eine Computergrafik im Format XXL auf ein Gebäude übertragen wurde – und der Auftakt zu einer ganzen Reihe serigraphierter Glasfassaden in der Zeit vor der Jahrtausendwende.

Foto: Jakob Schoof

Foto: Jakob Schoof

Foto: Jakob Schoof

Foto: Jakob Schoof

DETAIL 1/1988

DETAIL 1/1988

DETAIL 1/1988

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DETAIL 1/1988

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