29.10.2014 Jakob Schoof

Avantgarde trifft Garagentor: Ausstellung "Der entfesselte Blick”

Heinz und Bodo Rasch galten als Pioniere des industriellen, vorgefertigten Bauens. Nun präsentiert das Museum Marta in Herford ihre Entwürfe der Öffentlichkeit - in Ausstellungscontainern, die aus handelsüblichen Garagentoren gefertigt sind. Ort: Marta Herford, Goebenstr. 2–10, 32052 Herford
Termin: 25. Oktober 2014 – 1. Februar 2015 Was die Kuratoren des Herforder Museums Marta bewogen hat, ihrer jüngsten Ausstellung den Titel „Der entfesselte Blick“ zu geben, wird vermutlich ihr Geheimnis bleiben. Denn man kann den beiden Hauptpersonen, um die es hier geht – den Architekten Heinz (1902-1996) und Bodo Rasch (1903-1995) vieles vorwerfen – nur nicht, dass es ihnen vorrangig um visuelle Effekte gegangen sei. Ganz im Geist der klassischen Moderne forschten und entwickelten sie vielmehr an neuen Konstruktionsmethoden für Möbel und Gebäuden, entwickelte den Kragstuhl (der als Vorläufer des Freischwingers gilt) und legten schon 1927 erste Pläne für spektakuläre Hängearchitekturen vor.

Heinz und Bodo Rasch: Projekt für hängende Wohneinheiten, 1927

Kengo Kuma: Teehaus, 2007, Foto: Uwe Dettmar, Frankfurt

Im gleichen Jahr gestalteten sie die Innenarchitektur zweier Musterwohnungen in Mies van der Rohes Mietshaus am Stuttgarter Weißenhof und wurden damit auch international bekannt. Ebenfalls schon in den 20er-Jahren skizzierten sie ersten Containerarchitekturen, bevor dieser Begriff überhaupt existierte (der Frachtcontainer wurde erst 1955 entwickelt). Und auch mit Pneus und Traglufthallen befassten sich die beiden Stuttgarter „Erfinderarchitekten“ schon Jahrzehnte bevor Frei Otto mit ähnlichen Ideen (die sehr wahrscheinlich von den Rasch-Brüdern inspiriert waren) weltbekannt wurde.

Ernesto Neto: Three Stops for an Animal Architecture under Gravity, 2007, courtesy Galerie Max Hetzler, Berlin | Paris, Foto: def image

Haus-Rucker-Co: Oase Nr. 7 / documenta 5, 1972, Foto: Brigitte Hellgoth / Archiv Zamp Kelp, Berlin; © VG Bild-Kunst, Bonn 2014

Die Ausstellung in Herford gliedert sich in drei Teile: Der erste präsentiert die Werke der Rasch-Brüder selbst; der zweite zeigt Bauten von Architekten, die – sei es mit oder ohne Kenntnisse dieser Arbeiten – Jahrzehnte später ähnliche Ideen verfolgten, wie Kengo Kuma, Egon Eiermann, Norman Foster oder Coop Himmelb(l)au. In einem dritten Teil der Ausstellung sind Installationen fünf zeitgenössischer Künstler/-innen zu sehen, die „ihren ganz persönlichen Blick“ auf die Visionen der Raschs geworfen haben.

Foto: Hörmann KG, Steinhagen

Doch auch die Ausstellungsarchitektur selbst ist Sinnbild der Themen, mit denen sich die Raschs befassten: In den Museumssälen stehen containerartige Einbauten, die ihrerseits aus 50 Garagentoren aus feuerverzinktem Stahlblech zusammengesetzt sind. Das Allerweltsprodukt wird auf diese Weise in Frank Gehrys Museumsbau kulturell geadelt – auch dies ein Anreiz für den Garagentorhersteller Hörmann, die Torelemente für die Ausstellung zur Verfügung zu stellen.

Heinz und Bodo Rasch, Stuttgart 1927, Foto: Heinz Rasch, Deutsches Architekturmuseum Frankfurt a. Main

weitere Informationen
marta-herford.de Führungen regelmäßig: samstags, sonntags und an Feiertagen jeweils um 12 und 15 Uhr
Sonderführung mit den Ausstellungsmachern: Dienstag, 4. November 2014 und 6. Januar 2015, jeweils um 16 Uhr
Letzte Blicke mit Museumsdirektor Roland Nachtigäller: Sonntag, 1. Februar 2015, um 15 Uhr
Tickets: 2,50 Euro zzgl. Eintritt, ohne Anmeldung, max. Teilnehmerzahl: 25
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