30.05.2010 Marion Dondelinger

Back to the roots

Neben den steinernen Wasserbecken platzierte der Architekt kleine quadratische Hütten, ebenfalls aus rotem Holz. Sie beherbergen neben sanitären Anlagen auch Umkleiden und Schließfächer und fügen sich durch ihre mit wilden Gräsern begrünten Dächer unauffällig in die umgebende Natur ein. Die hier untergebrachten Toilettenanlagen sind von einer ebenso großen Einfachheit wie der Rest des Thermalkomplexes: Wände, Türen, Fußböden und selbst die Zuläufe für die Waschbecken sind aus Holz, das im Zusammenspiel mit den glatten, weißen Oberflächen der keramischen Sanitärobjekte nahezu archaisch wirkt und den Besucher nicht vergessen lässt, dass er sich inmitten der südamerikanischen Wildnis befindet. Einfache Metallbeschläge und handwerklich gearbeitete Holzverbindungen betonen diese Wirkung.

Die strengen geometrischen Formen der Thermalbecken standen Pate für den Namen der Anlage „Termas Geometricas“. Durch sie macht de Sol den Kontrast der Anlage zur Wildheit der Landschaft spürbar. Zudem traut er nur diesen Formen zu, Bestand zu haben, wenn sie nach und nach von der Natur überwuchert und zurückerobert werden.
Termas Geometricas – Hot Spring Complex

National Park Villarrica, X Región, Chile

Architekt: Germán del Sol

Grundstücksgröße: 3,8 ha

Überbaute Fläche: 88,5 m² (Umkleiden und Sanitäranlagen) / 493 m² (Becken)

Holzsteg: 501 Meter Länge

De Sol legte einen etwa 500 Meter langen aufgeständerten Steg aus rotem Holz an, der sich entlang eines Flusslaufs durch die Schlucht schlängelt. Der Steg verbindet 17 mit Naturschiefer verkleidete Becken, die über hölzerne Aquädukte mit heißem Wasser befüllt werden. Das heiße Wasser der Aquädukte nutzt de Sol zudem, um für die Sicherheit und Bequemlichkeit der Besucher der Thermen zu sorgen: Er führt sie unter dem Steg entlang, so dass sie diesen trocknen, beheizen und im Winter auch frei von Schnee und Eis halten.

Wie ein Traum vom Paradies wirkt die in eine abgelegene Schlucht eingebettete Thermalanlage des de Sols inmitten der wilden Natur des Nationalparks „Villarica“ im Süden Chiles: Dampfwolken, Wasserfälle, grüne Schlingpflanzen und meterhohe Bäume. Die natürlichen Thermalquellen, die sich hier über eine 3,8 Hektar große Fläche im Urwald erstrecken, wurden schon von den Inkas zum Baden genutzt. Durch seinen Eingriff machte Germán de Sol sie dem modernen Menschen als Thermenkomplex zugänglich, ohne aber die ursprüngliche, raue Schönheit der Umgebung zu zerstören. Vielmehr zeichnet sich sein Entwurf, eine Mischung aus Landschaftsarchitektur und Architektur, durch einen großen Respekt für die Qualitäten des Orts aus und betont durch seine strengen Formen die natürliche Schönheit des Thermalgebiets.

Heißes Wasser, einfache Materialien, reduzierte Formen und ein besonderes Gespür für den Ort – mit diesen einfachen Zutaten schuf der chilenische Architekt Germán de Sol einen archetypischen Thermenkomplex, die „Termas Geometricas“.

Fotos: Guy Wenborne / Felipe Camus / Germán de Sol

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