Bauen braucht neues Denken – der Next Summit 2019 in Frankfurt

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Bauen braucht neues Denken – unter diesem Motto stand der Next Summit Ende März im Next Studio in Frankfurt. Neues Bauen, das bedeutet in diesem Fall nachhaltig, oder besser, ressourcenschonend zu planen und zu bauen. Eigentlich sollte das eine Selbstverständlichkeit sein, doch für Architekten und Fachplaner ist dies angesichts der Vielfalt an Materialien und deren Einsatzmöglichkeiten auf der einen Seite und der Fülle an Güte- und Nachhaltigkeitssiegeln auf der anderen kein leichtes Unterfangen.

Rund 60 Architekten und Fachplaner waren der Einladung der Partner des Next Studio in Frankfurt gefolgt, um sich über Lösungsansätze zum ressourcenschonenden Bauen zu informieren. Für Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges, DGNB, bedeutet nachhaltig zu bauen, qualitätsvoll und zukunftsfähig zu bauen. Ziel müsse es sein, bessere Gebäude zu realisieren. Mit welchen Materialien dies gelingt, hängt dabei von den Rahmenbedingungen ab. Deshalb hat das DGNB-System die Gesamtperfomance des Projekts im Blick.

Ein neues Rückbauzertifikat
Während das Bewertungssystem für Neubauten als etabliert gilt, ist das Rückbauzertifikat der DGNB noch relativ neu. Mit diesem Zertifikat wird bewertet, wie gut sich ein Gebäude zurückbauen lässt und wie gut sich die einzelnen Bauteile und Materialien wieder in den Stoffkreislauf zurückführen lassen. Dieses Zertifikat ist Teil einer Circular Economy Strategie, die darauf abzielt, kostbare Ressourcen zu ersetzen und genutzte wiederzugewinnen, Materialkreisläufe zu schließen und externe Effekte wie Schadstoffe, Emissionen und Auswirkungen auf die Gesundheit konsequent in die Bewertung einzubeziehen. In ihrem Circular Economy Report stellt die DGNB deshalb Planern und Bauherren einen entsprechenden Leitfaden und eine Toolbox zur Verfügung.

Gebäude sanieren oder abreißen?
Dass die Bewertung der Rückbaubarkeit sehr viel Sinn macht, belegen die zahlreichen Gebäude aus den 60er- und 70er-Jahren, die seit geraumer Zeit sowohl energetisch ertüchtigt als auch auf die geänderten Wohn- und Arbeitsbedürfnisse angepasst werden müssen. Planer und Bauherren stellt sich dabei immer die Frage: Sanieren oder abreißen? Patrick Teuffel, Bauingenieur und Professor für Innovative Structural Design an der TU Eindhoven, hat in einer Masterarbeit untersuchen lassen, wie man die Umnutzungspotenziale von Bestandsbauten systematisch erkennen und heben kann beziehungsweise wann und nach welchen Kriterien die Entscheidung über Sanierung oder Abriss getroffen wird. Das Ergebnis: In der Regel stehen die Eigentümer der Gebäude nach 30 bis 40 Jahren vor der Entscheidung, ob sie das Gebäude abreißen lassen oder nicht. Ausschlaggebend hierfür ist in erster Linie die Statik des Gebäudes, so das Ergebnis der Arbeit. Je besser das Tragwerk, desto höher sind die Chancen, dass das Gebäude saniert und/oder umgenutzt wird.

Das Gebäude als Materialbank
Die Bauwirtschaft als Kreislaufwirtschaft? »Man muss eine Vision haben und diese auch verfolgen«, appellierte der Architekt und Circular Economy Pionier Steven Beckers, der Geschäftsführer der Lateral Thinking Factory in Brüssel ist. Allerdings dürfe man sich nicht auf einen Aspekt versteifen. Wohin dies führt, das lässt sich eindrücklich am aktuellen Gebäudebestand ablesen. Durch diverse Vorgaben sind moderne Gebäude zwar durchweg energieeffizient, nur so richtig gerne möchte niemand darin wohnen und arbeiten. Sinnvoller sei es daher, das Gebäude als Materialbank zu betrachten und die beteiligten Partner frühzeitig einzubeziehen. Ziel müsse eine »Circular Cooperation« sein.

Zum Abschluss stellten die Geschäftsführer von Wicona und der Rieder Gruppe, Werner Jager und Wolfgang Rieder, Ansätze für den Materialkreislauf ihrer Produkte vor. Wicona engagiert sich im Verein Aluminium und Umwelt im Fenster- und Fassadenbau, der sich dem Recycling von Fenstern und Fassaden aus Aluminium verschrieben hat. Zudem sollen künftig für die Produktion von Wicona-Profilen überwiegend aus ausgebauten Fenster- und Fassadenelementen gewonnene Aluminium-Schrotte eingesetzt werden; Infinite Aluminium heißt  der Anteil an wiederverwertetem End-of-Life-Aluminium und liegt aktuell bei 75 %. Die Rieder Gruppe wiederum ist dabei, den Verschnitt bei seinen Betonprodukten zu reduzieren und mithilfe einer digitalen Datenbank die Reste einer neuen Verwendung zuzuführen. Cloudfill statt Landfill sozusagen.

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