14.09.2012 Linder@detail.de

Bauen mit Holz: Auf die Herkunft kommt es an

Holz mit Nachhaltigkeitszertifikaten wie dem FSC-Siegel ist mittlerweile aus vielen Ländern erhältlich. Wer den Rohstoff jedoch aus heimischen Wäldern bezieht, kann damit die Umweltbilanz seines Gebäudes deutlich verbessern.

Ein Interview mit Gabriele Bruckner und Philipp Strohmeier, den Gründern der gemeinnützigen Organisation „Holz von Hier“.


DETAIL: Frau Bruckner, Herr Strohmeier, das Bauen mit Holz wird oft pauschal als nachhaltig bezeichnet. Ihre Initiative „Holz von Hier“ weist hingegen darauf hin, dass diesbezüglich durchaus größere Unterschiede bestehen können. Bei welchen Aspekten der Holzgewinnung, des Transports und der Verarbeitung sollten Planer und Endkunden genauer hinsehen? G. Bruckner und P. Strohmeier: Grundsätzlich bringt Holz als nachwachsender Rohstoff gute Voraussetzungen für klimafreundliches Bauen mit – in der Regel mehr als andere Baustoffe. Dennoch hängt eine optimale Umwelt- und Klimabilanz auch beim Holz, natürlich wie bei jedem anderen Baustoff auch, davon ab, wie die schonend Rohstoffe gewonnen werden, wie kurz die Transporte im gesamten Stoffstrom sind, wie umweltfreundlich die Produktion ist und wie gut das Material selbst recycelt oder mehrfach genutzt werden kann, anstatt entsorgt werden zu müssen.

Einem Holzprodukt sieht man nicht an, woher es stammt. Deshalb sind Nachweise für die Nachhaltige Waldwirtschaft und Klima- und Umweltlabel wie Holz von Hier so wichtig. Kunden, Planer und Entscheider sollten daher nicht nur auf eine nachhaltige Waldbewirtschaftung, sondern auch auf die Herkunft und die Klima- und Umweltbilanz eines Holzprodukts achten. DETAIL: Deutschland gilt allgemein als waldreiches Land. Aber in wie vielen Holzprodukten auf dem deutschen Markt ist überhaupt Holz aus Deutschland enthalten? G. Bruckner und P. Strohmeier: Nach einer aktuellen Studie des World Wildlife Fund (WWF) sind dies nur in 30 % aller Holzprodukte. Ein weiterer Indikator für das Ausmaß der Warenströme und Transporte ist die Außenhandelsstatistik: Nach den aktuellen Wald- und Holzberichten der FAO stellt Deutschland den fünftgrößten Rundholzexporteur der Welt und den drittgrößten Rundholzimporteur der Welt dar. So geht z.B. ein Teil unseres Rundholzes nach China, um von dort als Billigmöbel teilweise wieder nach Deutschland importiert zu werden. Das ist weder für die Wertschöpfung in unseren Regionen oder Arbeit und Ausbildung bei uns gut, noch für die Umwelt. Zudem braucht die heimische Holzbearbeitung (also Säge-, Hobel- und Parkettwerke) den heimischen Rohstoff dringend, denn auch bei uns nimmt die Holznutzung kontinuierlich zu.

DETAIL: Warum ist dieser Prozentsatz so niedrig?

G. Bruckner und P. Strohmeier: Hier spielt, anders als man vermuten könnte, nur zu einem Teil etwa der Preis eine Rolle. Schon gar nicht sind mangelnde Produktionskapazitäten oder mangelnde Nachfrage im Inland verantwortlich dafür. Vielmehr sind hier oft fehlender Informationstransfer über die Zusammenhänge und eingefahrene Strukturen die Ursache. Hier sind auch wir alle als Kunden gefragt, in dem wir heimische Produkte nachfragen, die nachweislich mit heimischem Holz der kurzen Wege (z.B. mit Holz von Hier-Zertifikat) hergestellt worden sind. Je größer diese Nachfrage, umso mehr werden Stoffströme auch wieder verkürzt.

DETAIL: Können Sie an einem Beispiel quantifizieren, welchen Unterschied es für die Ökobilanz eines Holzprodukts macht, ob es aus lokalem Anbau stammt oder von weither antransportiert wurde?

G. Bruckner und P. Strohmeier: Lassen Sie uns das an zwei Beispielen deutlich machen:
Wird bei einem Gebäude Lärchenholz verwendet, so ist im Schnitt etwa 1 Tonne CO2 pro m³ im Holz gebunden und wurde der Atmosphäre entzogen. Diese Bilanz kann bei Holz von Hier nahezu vollständig als Klimagewinn verbucht werden. Stammt das Holz allerdings aus Sibirien, so sind mit dieser Herkunft  CO2-Emissionen verbunden, die sogar über eine Tonne CO2 pro m³ Holz betragen. Der Klimanutzen wurde also gewissermaßen durch die Transporte und die nicht nachhaltige Gewinnung sowie CO2-Freisetzung as den Böden „aufgefressen“. Das haben unsere Berechnungen auf Basis verschiedener wissenschaftlicher Untersuchungen ergeben.

Aber Holz von Hier hat auch auf nationaler Ebene eine Bedeutung. Würden beispielsweise die Mengen an Rundholz, Schnittholz und Halbwaren, die als gleiches Produkt sowohl exportiert als auch importiert werden, in Kreisläufen mit möglichst kurzen Transporten produziert und konsumiert, so ergäben sich CO2-Einsparpotenziale, die 10-fach so hoch sind, wie das 100.000 Dächer-Programm der Bundesregierung.

Foto:Holz von Hier GmbH, Bayreuth

DETAIL: Welcher Prozentsatz des CO2-Fußabdrucks eines Holzprodukts kann im Extremfall auf den Transportweg entfallen? G. Bruckner und P. Strohmeier: Das lässt sich pauschal kaum sagen, sondern hängt sehr vom einzelnen Produkt ab. Je stärker weiterverarbeitet das Holz in der Wertschöpfungskette ist, um so mehr Aspekte der Klimabilanz treten hinzu. Jedes Produkt kann im Prinzip lange oder möglichst kurze Transporte „im CO2-Fussabdruck haben“. Das hängt davon ab, was es für ein Produkt es ist und wo die Verarbeitungskapazitäten die entsprechenden Betriebe sind. Allein die Tatsache, dass alle Holzprodukte durch das Wachstum der Bäume, aus denen sie hergestellt wurden, CO2 gebunden haben, sagt noch wenig über den positiven oder negativen CO2-„Rucksack“ eines Holzproduktes aus.

Einige Beispiele:
- Rundholz kann bei uns an regionale Sägewerke verkauft werden, dann hat es kurze Transporte hinter sich. Es kann aber auch nach China verschifft werden, dann hat es lange Transporte hinter sich.
- Schnittholz kann von heimischen Sägewerken kommen und von heimischen Zimmerern verarbeitet werden, dann hat es kurze Transporte hinter sich. Es kann aber auch aus Russland kommen, dann sind die Transportwege sehr viel länger.
- Holz für Terrassen kann aus Tropenholz weltweit gefährdeter tropischer Baumarten (gemäß der „Rote Liste“ der IUCN) stammen und tausende von Kilometern transportiert worden sein oder es kann heimisches Holz oder heimisches Thermoholz sein.
- Pellets können von heimischen Betrieben kommen oder aus Kanada. Selbst Brennholz kann aus dem Wald vor der Haustüre kommen oder aus Polen oder sonst woher. Tropenholz als Hackschnitzel bei uns zu verheizen hat eigentlich kaum noch etwas mit Klimaschutz zu tun.

Bei tropischem Holz und borealen Hölzern kommt zusätzlich noch hinzu, dass diese Hölzer ohne Nachweise oft noch aus Raubbau an Urwäldern stammen. Beispielsweise bei Raubbauholz aus Indonesien und Sibirien ist dies besonders dramatisch, da hier enorme Mengen an CO2 aus den tropischen und borealen Moorböden freigesetzt werden. Das hat unter anderem der Wissenschaftliche Beirat Globale Umweltveränderungen (WBGU) der Bundesregierung 2009 in einem Gutachten festgestellt.
Ohne echte Herkunftsnachweise wie Holz von Hier sieht man Produkten ihren Stoffstrom und in Folge den CO2-Rucksack aber leider eben nicht an.

DETAIL: Welche anderen Argumente außer den transportbedingten CO2-Emissionen sprechen Ihrer Ansicht nach für Holz von Hier ?

G. Bruckner und P. Strohmeier: Die Vorteile liegen auf der Hand: Jedes Produkt, das in geschlossener Verarbeitungskette bei uns produziert wurde, erhält Arbeits- und Ausbildungsplätze bei uns, sichert kommunale Einnahmen und stärkt die regionale Wertschöpfung. Solche Produkte unterliegen nicht nur unseren strengen deutschen und europäischen Umweltauflagen, sondern auch den bei uns geltenden strengen Vorschriften für Gesundheit und Verbraucherschutz bei Produkten. Nur die Regionen, in denen noch selbst produziert wird, haben den Klimaschutz und Verbraucherschutz auch selber in der Hand.
Zudem mindert ein Ersatz von Tropenholz durch heimische Alternativen den Nutzungsdruck auf die letzten Primärwälder der Erde und hilft die globale Artenvielfalt zu bewahren.

Unsere Alten Nachhaltigkeitswälder, die seit langem nachhaltig bewirtschaftet werden haben einen vergleichsweise hohen CO2-Speicherstatus und einen hohen Biodiversitätsindex. Sie sind mit den neuen Plantagen in den Tropen, auch wenn diese nachhaltig bewirtschaftet werden, nicht vergleichbar. Auch wurden für viele Plantagen in den Tropen zuvor Urwälder abgeholzt. (Die dadurch entstehenden CO2-Verluste aus den Böden sind teil enorm und können nicht mehr ausgeglichen werden, ganz zu schweigen von den Biodiversitätsverlusten).

In unseren heimischen bewirtschafteten Wäldern werden vor allem die Baumarten wieder angepflanzt, die sich auch vermarkten lassen. Anders als in Primärwäldern fördert hier also die Nutzung einer möglichst hohen Baumartenvielfalt auch wieder deren Anpflanzung an damit die Biodiversität. DETAIL: Wieviel Prozent des weltweit angebotenen Holzes stammt Ihrer Erkenntnis nach aus illegalen Quellen? G. Bruckner und P. Strohmeier: Je nach Quelle der Untersuchung und Ursprungsland kann dies 30% bis zu 90% betragen. Generell kann man davon ausgehen, dass es hier noch eine Dunkelziffer gibt. Daher kann man global nur schwer eine Einschätzung abgeben. Dabei bedeutet aber das Vorliegen der Legalität nicht automatisch, dass es sich hierbei um nachhaltig bewirtschaftetes Holz handelt (‚Black Box Holz’).

Foto: Holz von hier GmbH, Bayreuth

DETAIL: Wann und auf wessen Initiative ist „Holz von Hier“ entstanden?

G. Bruckner und P. Strohmeier: Holz von Hier geht zurück auf ein Projekt, welches wir konzipiert und mit Förderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, der größten Umweltstiftung in Europa, durchgeführt haben. Bei der Entwicklung haben wir die Branche in Form von repräsentativen Praxisvertretern einbezogen, um vor allem die Praxisnähe und Umsetzbarkeit in betrieblichen Abläufen zu sichern. Zudem basierte die Entwicklung auf Ergebnissen umfangreicher wissenschaftlicher Analysen der Forst- und Holzwirtschaft. Seit Januar 2012 ist Holz von Hier als gemeinnützig anerkannt. Holz von Hier hat ein nationales Kuratorium und Beiräte. Holz von Hier ist also mehr als ein Label: Holz von Hier ist eine Initiative mit einem offenen Netzwerk aus engagierten Betrieben und einem Partnernetzwerk.

DETAIL: Wie funktioniert das Controllingsystem von „Holz von Hier“; wofür wird Ihr Label vergeben und welche Informationen hält das entsprechende Zertifikat für den Kunden bereit?

G. Bruckner und P. Strohmeier: Das Controllingsystem von Holz von Hier ist ein echtes Zertifizierungssystem und Umweltlabel, welches nicht auf Selbstaussagen von Unternehmen beruht, sondern fremdüberwacht vergeben wird. Das System funktioniert elektronisch, ähnlich wie ein ‚betriebsübergreifendes Warenwirtschaftssystem’, das mit den hinterlegten Routinen und Datenbanken die Kriterien überwacht. Dies erspart zudem Personalaufwand und vermeidet die Entstehung potenzieller Abhängigkeitskonflikte zwischen Zertifizierer und zu zertifizierendem Unternehmen.

Das Label wird dann vergeben, wenn das Holzprodukt nachweislich aus Holz der kurzen Wege entlang der gesamten Verarbeitungskette vom Wald an bis zum jeweiligen Point of Sale oder Point of Use besteht. Die Entwicklung dieses Controllingsystems durch uns wurde wegen seiner Innovativität und des enormen Klima- und Umweltnutzens, der damit erreicht werden kann, von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert. DETAIL: Wie viele Hersteller bieten ihren Kunden bereits Holz-von-Hier-Zertifikate an und wo findet man eine Liste dieser Hersteller?

G. Bruckner und P. Strohmeier: Derzeit sind etwa 60 Unternehmen im Netzwerk „Holz von Hier“ vertreten. Allerdings wächst das Netzwerk kontinuierlich und ist bewusst offen für jeden Betrieb, der in seiner Beschaffung und Produktion die Kriterien von „Holz von Hier“ einhält. Zudem sollten Kunden oder Entscheider durchaus auch Unternehmen in ihrem Umkreis ansprechen und beim Kauf oder der Beschaffung von Holzprodukten nach einem Herkunftsnachweis „Holz von Hier“ fragen. Je größer die Nachfrage ansteigt, umso mehr Unternehmen werden sich diesem Netzwerk anschließen und künftig Produkte zertifizieren lassen.

Zudem sind wir derzeit dabei, zusammen mit Partnern, ein Netzwerk „Organic Building“ aufzubauen, welches sich an Architekten richtet, die Affinität und Erfahrung im Holzbau haben und Nachhaltigkeitsaspekten und der Verwendung von heimischem Holz der kurzen Wege besondere Aufmerksamkeit widmen. Jeder, der hieran Interesse hat, ist herzlich eingeladen, bei unten stehender Adresse zu informieren.

DETAIL: Welche Angaben enthält ein Holz-von-Hier-Zertifikat für ein Holzprodukt konkret? Und ist die Zertifizierung an die Einhaltung bestimmter Mindestkriterien (also z.B. maximaler Transportweg vom Wald bis zum Kunden geknüpft?

G. Bruckner und P. Strohmeier: Das Zertifikat nach Holz von Hier wird bei jedem Verarbeitungsschritt eines Produktes bzw. einer Charge zwischen zwei Betrieben generiert, also z. B. vom Wald zum Sägewerk, vom Sägewerk zum Handel, vom Handel zum Zimmerer etc.. Jede Urkunde enthält neben den Angaben zu Lieferant und Kunde beispielsweise Angaben zum gelieferten Produkt (Produktart wie z.B. KVH, Menge in z.B. m³ und Holzart) und die Angabe der Transportentfernung zwischen Lieferant und Kunde sowie der akkumulierten Transportentfernung des Holzes vom Wald an und mehr.

Ein Produkt kann nur zertifiziert werden, wenn die maximal zulässigen Obergrenzen für die Transportentfernung unterschritten werden. Diese ist für jede Produkt-Holzart-Kombination separat definiert und orientiert sich an den Verarbeitungsstrukturen in der Forst- und Holzwirtschaft. Die konkreten CO2-Einsparungen eines zertifizierten Produkts können ebenso dokumentiert werden.

Foto: Holz von Hier GmbH, Bayreuth

DETAIL: Derzeit werden für immer mehr Bauprodukte Umweltproduktdeklarationen (EPDs) eingeführt, die – neben vielen weiteren Angaben – ebenfalls einen CO2-Fußabdruck des Produkts enthalten. Brauche ich noch ein Holz-von-Hier-Zertifikat, wenn mein Holzprodukt bereits eine EPD besitzt – bzw. welchen Zusatznutzen hat ein Holz-von-Hier-Zertifikat für mich als Architekten dennoch gegenüber der EPD?

G. Bruckner und P. Strohmeier: Zwischen dem Zertifikat „Holz von Hier“ und den EPD’s besteht eine Reihe von grundsätzlichen Unterschieden. Der vielleicht wichtigste Unterschied ist, dass EPD ja nur eine Deklaration der Umweltwirkungen aber keine Bewertung enthalten, wie z.B. eine Inhaltbeschreibung auf der Packung von Lebensmitteln. Ohne ein in der Regel kompliziertes Rahmeninstrumentarium kann ein Entscheider im öffentlichen Bau oder ein Kunde eine EPD kaum oder nicht interpretieren.

Ein Zertifikat nach Holz von Hier hingegen garantiert den Kunden, dass sie ein überdurchschnittlich klima- und umweltfreundliches Holzprodukt bekommen. Die EU fordert ja eine verstärkte nachhaltige Beschaffung und definiert diese als eine Beschaffung von „Produkten, die gegenüber dem Durchschnitt besonders umweltfreundlich sind“. Genau dies dokumentiert und belegt ein „Holz von Hier“-Zertifikat unmittelbar für jedes einzelne Produkt.

Ein weiteres Problem bei EPD’s ist, dass sie sich eigentlich nur für standardisierbare Massenprodukte eignen und nicht für individuelle handwerkliche Holzprodukte. Und wenn es eine „Sammel“-EPD gibt, z.B. für Fenster, so entspricht sie naturgemäß groben Durchschnittswerten und nivelliert die tatsächlich bestehenden Unterschiede zwischen den einzelnen (Holz-)produkten. Selbst bei z.B. einer EPD für Listenbauholz ist die tatsächliche Umweltbelastung (z.B. gerade durch Transporte) nicht erfassbar. Ein Zertifikat nach Holz von Hier gibt hingegen den konkreten Umweltfußabdruck für ein individuelles Holzprodukt wieder. Dieser kann sich z. B. selbst beim gleichen Hersteller stark unterscheiden, je nach Herkunft des Holzes.

DETAIL: Wie steht Ihre Organisation zu den bereits etablierten Gütesiegeln für Holz wie z.B. PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) oder FSC (Forest Stewardship Council)? Ersetzt Holz von Hier deren Labels oder ergänzt es sie?

G. Bruckner und P. Strohmeier: Holz von Hier sieht sich nicht als Gegensatz oder Konkurrenz zu den genannten weltweiten Siegeln, ganz im Gegenteil. Die Forstlabel dokumentieren die Nachhaltigkeit in der Gewinnung des Rohstoffs (also Holz aus zertifizierter nachhaltiger Waldwirtschaft). Das Label Holz von Hier hingegen betont und dokumentiert andere, bisher nicht berücksichtigte, Aspekte der Nachhaltigkeit von Holzprodukten, wie z.B. die Klimabilanz.

Holz von Her setzt sich auch im Informationstransfer für Klima- und Umweltschutz, für Biodiversität, Ressourceneffizienz, für Verbraucherschutz und Gesundheit, für echte Nachhaltigkeit und für Wertschöpfung für Wirtschaft, Kommunen, Gesellschaft und Region ein, all diese kann mit einer Nachfrage nach Produkten aus Holz der kurzen Wege erreicht werden.

DETAIL: Ab 2013 wird für Holzprodukte auf dem europäischen Markt eine sogenannte Due Diligence gelten. Können Sie kurz erläutern, was es hiermit auf sich hat?

G. Bruckner und P. Strohmeier: Die Due Diligence ist eine Bezeichnung für eine EU Verordnung 995/2010 im Zusammenhang mit dem FLEGT- Prozess der EU. Hierüber soll vermieden werden, dass Holz aus illegalen Quellen auf den europäischen Markt gelangt. Nach der Due Diligence sind Unternehmen verpflichtet, dafür Sorge zu tragen und dies angemessen nachzuweisen, dass sie kein Holz aus illegalen Quellen verwenden. Dies ist ab 2013 für alle Marktteilnehmer im Bereich Forst & Holz bindend, die Holz erstmals auf den europäischen Markt bringen.

Mit illegalem Holz ist Holz gemeint, das nicht im Einklang mit den anwendbaren nationalen Gesetzen des Ursprungslandes geschlagen worden ist. Die Definition darüber, was illegal ist, obliegt dem Ursprungsland selbst. Wenn es z. B. keine nationalen Gesetze gibt, die eine bestimmte Art der Waldbewirtschaftung vorschreiben, verstößt  z. B. Kahlschlag nicht gegen nationales Gesetz und ist somit konform mit den Anforderungen der FLEGT-Regelung.

Allerdings muss man wissen, dass Holz, welches der Due Diligence entspricht, nicht automatisch gleichzusetzen ist mit nachhaltig, ökologisch, umwelt-/klimaverträglich gewonnenem Holz. Beispielweise kann Holz eingeführt werden, welches konform mit nationalen Gesetzen in Primärwäldern geschlagen wurde, von Holzfirmen, die dafür legal erworbene Konzessionen haben (z. B. Sibirien, Indonesien). Dieses Holz gilt auch unter FLEGT nicht als problematisch.

Holz von Hier hingegen schließt z.B. Holz aus Primärwäldern, Holz weltweit gefährdeter Baumarten und aus nicht nachhaltigem Waldbau in Produkten aus.

DETAIL: Inwieweit ist bei Holz-von-Hier-Produkten die Einhaltung dieser Due Diligence gesichert?

G. Bruckner und P. Strohmeier: Man geht bei einer nachgewiesenen Herkunft von Rundholz aus Deutschland, anders als bei einer Herkunft aus unterschiedlichen anderen Importländern, davon aus, dass dies im Einklang mit den nationalen Waldgesetzen geschlagen worden ist. Mit einem Holz von Hier Nachweis können Marktteilnehmer der Forst und Holzwirtschaft nach dem gegenwärtigen Stand die Einhaltung Ihrer Verpflichtungen für die Due Diligence nachweisen.

DETAIL: Vielen Dank für das Interview, Frau Dr. Bruckner und Herr Dr. Strohmeier.


Weitere Informationen zur regionalen Holzverwendung und zur Organisation „Holz von Hier“:
www.holz-von-hier.de

Foto: Holz von Hier GmbH, Bayreuth

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