15.05.2017 Benno Schmitz

Benno Schmitz – ARCHITEKTURMEKKA ROTTERDAM

Kop van Zuid, Foto: Benno Schmitz

Rotterdam ist während meines Praktikums derzeit meine Wahlheimat. Ich habe die Stadt während meines Auslandssemesters an der Technischen Universität Delft kennen gelernt. Ein Auslandsaufenthalt beflügelt die Kreativität, da man sich aus dem vertrauten Kontext löst, sich neu organisieren und die veränderte Umgebung mit allen Eigenheiten in sich aufzunehmen kann. Daher freue ich mich schon jetzt auf weitere Erfahrungen und architektonische Inspirationen.

Die Hafenstadt Rotterdam, in der zirka 620.000 Menschen aus 170 Nationen leben, wirkt durch ihre Skyline und Europas größten Hafen großstädtischer als sie wirklich ist – wie eine Art architektonischer Calimero. Ihre Lebensader, die Maas, zerteilt und belebt die niederländische Großstadt gleichermaßen – gleichzeitig öffnet der Fluss Europa hin zur Welt. Diese Aspekte spiegeln sich auch in der Architektur der Stadt wieder. Rotterdam liegt in der größten Metropolregion der Niederlande, zu der unter anderem die Städte Den Haag, Amsterdam sowie Utrecht gehören.

Rotterdams Innenstadt wurde Anfang des zweiten Weltkriegs nahezu vollständig zerstört und weist daher nicht viel an historischer Bausubstanz auf. Nach dem Krieg wurde die Innenstadt dem aktuellen Zeitgeist entsprechend wieder aufgebaut. Mittlerweile hat Rotterdam einen Weg gefunden, sich neu zu finden. Das Gesicht der Stadt hat sich über die Jahre stark verändert und wandelt sich auch weiterhin. So gibt es heute zahlreiche Ideen, Versäumnisse der Stadtplanung aus der Nachkriegszeit aufzuarbeiten und beispielsweise wieder mehr Menschen im Zentrum anzusiedeln. Die Architekturvisionen der letzten Jahre sind dort sowie am Kop van Zuid gut erkennbar. Auf der Halbinsel am Rijnhaven haben unter anderem vier Pritzker-Preisträger Norman Foster, Alvaro Siza, Rem Koolhaas sowie Renzo Piano Bauwerke errichtet und damit maßgeblich zum Imagewechsel Rotterdams von einem Industriehafen zum »Manhattan an der Maas« beigetragen.

Nach Kees Christiaanse gab es vier Wellen, die Rotterdam einen bauwirtschaftlichen Aufschwung gaben und damit eine rasante architektonische Entwicklung zur Folge hatten: Die erste Welle begann in den 1930er Jahren – für diese Zeit steht die Van Nelle Fabrik. In den 1950er Jahren folgte der Wiederaufbau Rotterdams. Kees Christiaanse beschreibt das Wirken von Rem Koolhaas in der Mitte der 80er Jahre als ein Zelebrieren der Stadt mit gutem Nährboden. Die vierte Bauwelle erlebt Rotterdam derzeit – unter anderem setzt das Architekturbüro MVRDV gerade ein außergewöhnliches Kunstdepot des Museums Boijmans van Beuningen im Museumsquartier um.

In Rotterdam ist architektonisch das möglich, was in anderen niederländischen Städten nicht umsetzbar ist. Winy Maas beschreibt Rotterdams Innenstadt auch als Laboratorium der Baukunst. So sind seit Mitte der 1980er Jahre eine Vielzahl von architektonischen Ikonen in der Stadt entstanden.
Rotterdam wurde über die Jahre von diversen Architekten bebaut und hat so ganz unterschiedliche architektonische Bauwerke hervorgebracht, z.B. De Kiefhoek (1930) von J.J.P. Oud, die Van Nellefabriek (1931) Brinkman van der Vlugt, das Huis Sonneveld (1933) von Leendert van der Vlugt, De Peperklip (1982) von Carel Weeber, Kubuswoningen (1984) und der Blaaktoren (1984) von Piet Blom, de Kunsthal (1992) von OMA, die Erasmusbrug (1996) von UN Studio, das World Port Center (2000) von Norman Foster, Toren op Zuid (2000) von Renzo Piano, das Scheepvaart en Transport College (2005) von Neutelings Riedijk, das Educational Center Erasmus (2013) von Kees Kaan, de Rotterdam (2013) von OMA, Rotterdam Centraal (2014) von Benthem Crouwel sowie Markthal (2014) von MVRDV.

Durch die verschiedenen Architekturen der letzten Jahrzehnte hat sich die Stadt an der Maas zu einem interessanten Architekturmekka entwickelt und ist für Architekturliebhaber immer eine Reise wert. Ich bin überzeugt, dass die Stadt noch viele Potenziale hat und sich dementsprechend weiterentwickeln wird. An innovativen architektonischen Lösungen mangelt es den Rotterdamern mit Sicherheit nicht.
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