05.08.2009 Marion Dondelinger

Betonbrutalismus unter der Lupe

Jahresschwerpunkt 2009 des M:AI Museum für Architektur und Ingenieurkunst ist die Architektur der 1950er bis 1970er Jahre. Die Ausstellung „Architektur im Aufbruch. Planen und Bauen in den 1960ern“ beleuchtet an Beispielen aus Nordrhein-Westfalen die Architekturqualität der 60er und versucht eine Annäherung an unser oft ungeliebtes Erbe aus der unmittelbaren Nachkriegsmoderne, das heute viele Stadtbilder prägt. Die Architektur der 1960er Jahre wird oft mit „Verdichtung“, „Betonbrutalismus“ und Großstrukturen assoziiert. Gerade jetzt, da viele der Gebäude dieser Zeit an Attraktivität verloren haben und „in die Jahre gekommen“ sind, wird über Abriss oder Sanierung nachgedacht. Mithilfe der Fragestellungen „Warum wird die Architektur der 1960er Jahre so heftig diskutiert? Wo liegen die Qualitäten der Architektur dieser Zeit? Welcher Zeitgeist steht hinter der Baukunst dieses Jahrzehnts?“ greift das MA:I dieses Thema auf und versucht so, ein „differenzierteres Bewusstsein für dieses gebaute Erbe zu wecken“. Während die Qualität der Gebäude eines Egon Eiermann oder Sep Ruf mittlerweile nicht mehr in Frage gestellt wird, fällt das Verständnis für Großbauten wie das Aachener Klinikum (1968-1985) oder für Siedlungsformen wie das Märkische Viertel in Berlin (1963 - 1974), die Metastadt Wulfen (1972-1976) oder Köln Chorweiler (1969-1974) schwer. Geprägt wurden diese Anlagen von den Leitbildern ihrer Zeit: Dichte, Urbanität und Nutzungsmischung unter dem Motto „Gesellschaft durch Verdichtung“. Anhand von fünf thematischen Zugängen schlüsselt die Ausstellung des MA:I die Architektur der 60er Jahre auf. Der Schwerpunkt „Funktionalistische Architektur und die Rolle des Architekten“ beleuchtet den demonstrativen Willen zur Modernität als Ausdruck der jungen Bundesrepublik. „Architektur als Wissenschaft“ thematisiert, dass Architektur in den 60ern nicht mehr ausschließlich als Kunst, sondern auch als Wissenschaft behandelt wurde. Die konkurrierenden ästhetischen Ansätze samt des für die Zeit charakteristischen Baustoffs Beton werden unter der Überschrift „Struktur und Plastizität“ zusammengefasst. Den Aspekt der Nachfrage nach modernem Wohnraum, die unter Kostendruck oft zu Massenquartieren gerieten, behandelt „Wohnen – Modelle des Zusammenlebens“. Zu guter Letzt geht die Ausstellung mit „Go West“ auf Einflüsse aus dem Ausland und die Orientierung deutscher Architekten am Internationalen Stil ein. Das M:AI Museum besitzt aber kein eigenes Ausstellungsgebäude. „Architektur im Aufbruch. Planen und Bauen in den 1960ern“ findet deswegen in zwei charakteristischen Bauten aus der behandelten Zeit statt. So soll das unmittelbare Erleben zusätzlich zum Architekturverständnis beitragen. Erster Standort der Ausstellung ist vom 25. August bis 18. Oktober 2009 die Liebfrauenkirche in Duisburg, ein von Toni Hermanns in den Jahren 1958 - 1960 erbautes Gebäude. Vom 23.Oktober bis 29. November 2009 ist die Ausstellung im Auditorium Maximum der Bochumer Universität zu sehen, die - 1963-1984 nach einem Gesamtplan von HPP (Hentrich-Petschnigg & Partner) gebaut - damals als Zeichen für den „bundesrepublikanischen Aufbruch in eine Universitätslandschaft nach amerikanischem Vorbild“ galt. Ausstellungseröffnung "Architektur im Aufbruch. Planen und Bauen in den 1960ern."
24.08.09, 19:30 -22:00
Liebfrauenkirche
Heinrich-König-Platz/Landfermannstraße, Duisburg Link zum Internetauftritt des Ma:I Die Projekte des M:AI sind Teil der Landesinitiative StadtBauKultur NRW.
Link zum Internetauftritt von StadtBauKultur NRW

Ausschnitt Terrassenhaus Girondelle Bochum, Architekt: Albin Hennig, 1969, Foto: Peter Breuer

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