07.07.2016

Bis ins Detail durchdachtes Wohnkonzept für Senioren in Nürnberg

Weil junge Menschen sich nur schwer vorstellen können, mit welchen Beeinträchtigungen man im Alter zurecht kommen muss, setzt die Sozialpädagogin und Gerontologin Sabine L. Distler auf kleine Hilfsmittel, die Handicaps simulieren, um Hindernisse und Schwachstellen zu erkennen. So sind z. B. durch das Milchglas der »Grauen-Star-Brille« plötzlich nur noch Kontraste sichtbar und helfen bei der Orientierung, spiegelnde Böden verunsichern und farbig abgesetzte Kanten werden als Hindernisse wahrgenommen. Der weiße Schalter verschwindet komplett in der weißen Wand, haptische Erfahrungen werden intensiver.

300 Bewohner leben in dem 1998 in einer
Z-Form gebauten Senioren- und Pflegezen­trum. Sie werden von 230 Mitarbeitern betreut. Umgebaut wird das Gebäude nicht etagenweise, sondern in vertikalen Bauabschnitten. So müssen pro Umbauphase je Ge­schoss nur die Bewohner von 2 bis 4 Zimmern umquartiert werden, je nach Bauabschnitt. Da in der DIN 18040-2 u.a. Verkehrs- und Bewegungsflächen für Rollstuhlfahrer definiert sind, mussten auch die Grundrisse der Zimmer und Bäder komplett geändert werden – ein Rollstuhl benötigt zum Wenden z. B. 150 ≈ 150 cm Freifläche.

Ein Schwerpunkt lag auf der innenarchitek­tonischen Gestaltung der Zimmer: Ganz ­bewusst wurde dabei nur ein Zimmertyp ­um­gesetzt, denn alle Bewohner sollen den gleichen Komfort und die gleiche positive Raum­wirkung erfahren. Die Räume vermitteln ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit, strahlen Wärme und Wertschätzung aus. Jeder Bewohner hat zudem die Möglichkeit, sein Reich auch individuell mit Bildern oder Andenken zu gestalten.

Bei der Ausstattung hat sich die Alwo frühzeitig deutsche Hersteller, die im professionellen Healthcare-Bereich aktiv sind, an den Tisch geholt und Erfahrungen ausgetauscht. Zur Farbgestaltung haben Designer von Caparol beraten, Waldmann ist der Experte für biodynamisches Licht, Hewi für Sanitär-, Küffner für Türlösungen, Nora für Kautschukböden und Gira für Schalter und Gebäudetechnik. So wurde im Gebäude ein KNX-System installiert, das diverse elektrische Komponenten miteinander verknüpft. Auch im  Restaurant lassen sich auf einem zentralen Touchdisplay, dem »Control 9 Client«, mit
einem Fingertipp ganze Szenen abrufen – für einen Vortrag zum Beispiel. Bei der Vortragsszene z. B. dimmt sich das Licht, die Vorhänge fahren zu und die Leinwand herunter. Alternativ können Leinwand, Beschattung und Beleuchtung sowie die Heizung auch einzeln bedient werden. Die Steuerzentrale hinter dem KNX-System ist ein »Gira HomeServer«.

In den Bewohnerzimmern ist die Bedienung der Elektrotechnik bewusst einfach mit klassischen Schaltern gestaltet. Damit sich diese gut vor der Wand abheben, entschied man sich für eine Kombination von Schwarz und Weiß des Gira-Schalterprogramms »E2«: die weißen Schalter im schwarzen Rahmen sind auch für Menschen mit Sehschwächen wie dem grauen Star und anderen Sehbeeinträchtigungen gut sichtbar. In diese Rahmen wurde auch die bestehende Rufanlage integriert, sodass alle Komponenten wie aus einem Guss erscheinen. Bei den Schaltern, sogenannten Tastsensoren, sind drei Beleuchtungsszenen hinterlegt: eine Szene mit hell-belebendem Licht, eine fürs gemütlich warme Ambiente und ein Orientierungslicht für die Nacht.

Der Boden ist ein hellgrauer Kautschuk, ein Naturbelag, der nicht glänzt oder spiegelt, fußwarm ist und vor allem rutschsicher. Für visuelle Barrierefreiheit sorgt auch der Kon­trast zwischen Boden und Wand, er gibt Sicherheit und Orientierung. Die Wände, die mittels eines Orientierungsvlieses, als haptisches Leitsystem fungieren, sind in matten kräftigen Farben gestrichen, die die Sinne ansprechen. Mit einem eleganten Struktur­vlies in Metallic-Optik werden die wohnlichen Bereiche für soziale Interaktion markiert.

Alle Bäder sind von der deutschen Gesellschaft für Gerontotechnik (GGT) geprüft: es gibt ausreichend Bewegungsfläche selbst für Rollstuhlfahrer, die Falttür mit Raumsparfunktion lässt sich mit geringem Kraftaufwand und einem kleinen Bewegungsradius öffnen. Die Toilette steht etwa 20 cm von der Wand vor, damit man sich besser umsetzen kann und es ist möglich, eine Rückenstütze anzubringen. Das Waschbecken ist nach innen halbrund und unterfahrbar, die Toilettenspülung ist ein neues Sondermodell in Grau-Weiß, das somit gut erkennbar ist. Der Spiegel wurde für Rollstuhlfahrer weiter nach unten gezogen, die Ablage farbig abgesetzt und eine bodentiefe Notrufglocke angebracht. Weitere Informationen: Gira Giersiepen GmbH, Radevormwald

Foto: Gira/Ulrich Beuttenmüller

Foto: Gira/Ulrich Beuttenmüller

Foto: Gira/Ulrich Beuttenmüller

Foto: Gira/Ulrich Beuttenmüller

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