19.12.2013 Florian Maier

Closed-Cavity-Fassade: Bürogebäude in Zürich

In den Scheibenzwischenraum integrierte, frei verschiebbare Vorhänge führen bei der Closed-Cavity-Fassade dieses Bürokomplexes nicht nur zu einem einzigartigen Erscheinungsbild nach außen, sondern auch zu einer ganz besonderen Arbeitsplatzatmosphäre im Inneren. Architekt: Wiel Arets
Standort: Bleicherweg 19, 8001 Zürich, Schweiz

Eine mit Naturstein verkleidete Lochfassade, wie im Masterplan von Vittorio Lampugnani für das Richti-Areal vorgesehen, war für Wiel Arets von Anfang an undenkbar. Ebenso widersprochen hätte eine solche Gebäudehülle aber auch dem Wunsch des Versicherungskonzerns Allianz, seinen neuen Schweizer Hauptsitz als durchlässigen Open-Space zu realisieren. Letztlich ist es den Architekten des Ensembles aus einem 72 m hohen Hochhaus und einem sechsgeschossigen Flachbau gelungen, beide Vorgaben zu erfüllen. 

Einerseits mit einem Gebäudekonzept, das zahlreiche offene Treppenräume zwischen den Büroetagen und breite Verbindungsbrücken zwischen den Einzelgebäuden vorsieht. Andererseits mit einer eigens für dieses Projekt entwickelten Glasfassade. Deren erst vorgefertigte und dann auf der Baustelle vorgehängten Closed-Cavity-Fassadenelemente setzen sich zusammen aus einer inneren Dreifachverglasung, einem 24 cm tiefen, permanent mit staubund feuchtigkeitsfreier Luft versorgten Scheibenzwischenraum mit integrierten Vorhängen sowie einer äußeren Schicht aus VSG.

Die Vorhänge im Scheibenzwischenraum dienen als Sicht- und Sonnenschutz. Sie werden zentral gesteuert, lassen sich aber auch individuell bewegen.

Für die steinerne Optik sorgt ein an den Rändern der Glaselemente aufgebrachter keramischer Siebdruck, der in abstrahierter Form in Schwarz-Weiß eine jener Onyx-Platten zeigt, die Mies van der Rohe einst im Barcelona-Pavillon verwendete. Um aus der unvermeidlichen Wiederholung dieses Musters entstehende Kacheleffekte zu vermeiden, zeigen diese »Rahmen« über zwei Glasfelder immer wieder andere Bereiche der gedrehten oder gespiegelten Bildvorlage. Das dabei entstehende strenge scharfkantige Fassadenbild steht im Kontrast zu den sanft gewellten Vorhängen im Scheibenzwischenraum.
Während die Antriebsmotoren von innen über Revisionsöffnungen in der abgehängten Decke zugänglich sind, müssen Schäden an Vorhängen oder Vorhangschienen mithilfe einer für das Scheibengewicht ausgelegten Befahranlage durch Entfernen der äußeren Glasscheibe behoben werden. In den ebenfalls komplett vorgefertigten Eckelementen lassen sich die Vorhänge von beiden Seiten zur Ecke schieben, sodass der Eindruck eines einzigen durchlaufenden Vorhangs entsteht. Wie hier im Detail wirkt auch der ganze Gebäudekomplex als homogene Einheit, die sich im Kontext des derzeit entstehenden städtebaulichen Entwicklungsgebiets als identitätsstiftende Landmarke behauptet.

Grundriss

Die weichen Stoffe sorgen keineswegs nur für angenehme Arbeitsplätze in den Büros und ein bewegtes Bild nach außen, sondern dienen dank Aluminiumbedampfung auch als blickdurchlässiger Sonnenschutz. Analog zu herkömmlichen Raffstoren werden diese je nach Sonnenstand computergesteuert auf- und zugezogen, um im Gebäudeinneren auch ohne mechanische Kühlung (Kälte wird über Kühldecken erzeugt) für optimale raumklimatische Verhältnisse zu sorgen – bei Bedarf lassen sich diese von den Nutzern jedoch jederzeit übersteuern.

Mehr zum Thema in der DETAIL Sonderpublikation 12|2013 Integrative Fassaden.
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