Creating Urban Tech

Straßenlaterne Sm!ght (Quelle: EnBW)

2015 ist das Jahr der Zukunftsstadt
Die Berliner Wirtschaftskonferenz Creating Urban Tech hat hohe Ansprüche und stellt ebensolche. Sie versteht sich als führende Plattform für urbane Technologien weltweit. Dass die Veranstaltung in Berlin stattfindet, ist dabei nicht dem Zufall geschuldet. Berlin wächst. Berlin zieht Menschen unterschiedlichster Interessen und Fähigkeiten an. Berlin sieht sich als Vorreiter in Bezug auf innovative urbane Strategien und Technologien. Sie ist die deutsche Projektstadt für E-Mobilität. Der Spreespeicher, einst Symbol des technischen Fortschritts der Gründerzeit, heute, ausgestattet mit IT und Infrastruktur, Zeichen der Zeit, ist der richtige Rahmen, bisherige Entwicklungen und zukünftige Wege der Stadt zu verhandeln. Passend auch das gewählte Datum: 2015 ist das Jahr der Zukunftsstadt, ausgerufen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Das aktuelle Thema der Wirtschaftskonferenz lautet: Adaptive City of the Future – Wie Urban Tech die Freiheit und den Lebenswert der Menschen erhöht! Gemeint ist die Stadt im Jahr 2030, eine Zukunft in nicht allzu weiter Ferne. Eine Vision also, die uns alle angeht, die die meisten von uns direkt betrifft, geht man davon aus, dass im Jahr 2030 nach aktuellen Prognosen etwa 80 Prozent der Bevölkerung in Deutschland in Städten wohnen. Weltweit geht man von etwa 60 Prozent zum gleichen Zeitpunkt aus. Was wurde auf der Creating Urban Tech verhandelt?
Auf der Creating Urban Tech ging es nicht darum, die beste fertig entwickelte Lösung vorzustellen und zu verkaufen. Es ging um viele kleine Puzzleteile, die das Leben in der Zukunft lebenswerter machen können. Es geht aber vor allem darum, dass die Bewohner der Städte selbst diese Entwicklung in der Hand haben und aktiv mitgestalten, nach ihren eigenen Vorstellungen. Diese Tendenz spiegelte sich dann auch in der Veranstaltung wieder: auf Frontalvorträge wird weitestgehend verzichtet. Die Teilnehmer diskutieren mit Experten über Mobilität in der Stadt von Morgen, über die Versorgung der Bewohner mit Wasser, mit Elektrizität, mit Lebensmitteln, über Datenschutz und Datenaustausch, über Netzwerke und den öffentlichen Raum. Die geladenen Gäste berichten von Smart City Projekten aus anderen Städten und Ländern wie der DigiTel Residents Card, die es der Stadt Tel Aviv ermöglicht, ihren Bürgern genau auf deren Interessen zugeschnittene Angebote zu machen. AirBnB hat ein etabliertes Wohnkonzept für Urlaubs- und Geschäftsreisen völlig neu erfunden. Darum, Menschen und Dienstleistungen digital zu verbinden, geht es beim Forum Virium Helsinki. Natürlich wurden auch neue innovative Erfindungen vorgestellt, Technologien, die noch in den Kinderschuhen stecken und erst in der Zukunft ihr Potenzial entfalten werden. Die Nutzung von Straßenleuchten als Medium nicht nur für Licht, sondern auch für Verkehr, Marketing, Sicherheit und Logistik ist eine solche bahnbrechende Idee, vorgestellt von ICE Gateway-CEO Ramin Mokhtari. Ebenso das RYNO Bike als Fortbewegungsmittel der Zukunft oder Box at Work aus Berlin. Ein Großteil der Entwicklungen, die unser Leben in der Gegenwart und Zukunft erleichtern werden, entstehen freilich am und für den Computer in Form von Plattformen, Programmen oder Apps wie z.B. Tagxy, die App des Schweizer Start-Ups projiziert mittels Augmented Reality Informationen als Bilder, Videos oder Kommentare in Straßenfluchten, auf Häuserfassaden und Stadtpläne. Noch einen Schritt weiter in die Zukunft gehen die Beiträge des Vision Talk. Mit Staunen wird hier von Häusern aus dem 3D-Drucker – in Amsterdam entsteht gerade das erste Grachtenhaus aus dem Drucker – und Wifi via Lichtwellen berichtet. Die genannten Erfindungen und Ideen sind nur ein kleiner Ausschnitt aus einem bunten Programm, gestaltet im regen Diskurs von 250 Experten und zahlreichen Teilnehmern. P2P - Peer to Peer
Ganz gleich, ob eine Erfindung bereits umgesetzt und gelebt wird oder sich erst in einigen Jahren auf dem Markt beweisen muss, eines ist den thematisierten Technologien und Ideen gemeinsam. Eine maßgebliche Beteiligung der Nutzer ist die Basis. Ohne die zur Verfügung gestellten privaten Wohnungen wäre AirBnB nicht existent, ohne die Daten der Bewohner könnte die Stadt Tel Aviv denselben keine personalisierten Angebote erstellen. Peer to Peer heißt diese Art der Kommunikation und kommt bezeichnenderweise aus der Computersprache. P2P meint die Gleichberechtigung der Rechner bzw. Teilnehmer untereinander. Es gibt keine feste Rollenverteilung. Teilnehmer können einen Dienst sowohl selbst anbieten als auch nutzen. Creating Urban Tech Manifesto
Die Kernthemen des Manifests, das im Vorfeld der Veranstaltung formuliert wurde, sind in einem 10-Punkte Katalog zusammengefasst. Federführend ist hier Sven Gabor Janszky, Moderator der Creating Urban Tech und Trendforscher in der Denkfabrik 2b AHEAD ThinkTank. Alle Punkte und Beiträge gehen auf Gäste und Redner der Konferenz zurück, ein P2P-Produkt also selbst. 1. Die Stadt von Morgen ist intelligent und vernetzt
Die gesamte Infrastruktur wird technologisch erfasst und auf Bedarf und Nutzerverhalten abgestimmt. Stadtverwaltung und Ver- und Entsorgungsunternehmen sind durch den Datenfluss immer auf dem aktuellsten Stand. Auch alle Vorgänge des täglichen Lebens sind vernetzt. Datennetze sind eine der tragenden Säulen des Lebens in den Städten von Morgen. 2. Mobilität 2030
Der PKW verliert seine Bedeutung als Statussymbol. Ein Großteil der Autos verschwindet damit aus den Innenstädten. Die Menschen sind zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs. Der öffentliche Personennahverkehr wird massiv ausgebaut. Elektromotoren lösen Verbrennungsmotoren ab. Der Waren- und Gütertransport wird grundlegend umorganisiert: Mit der Nähe zur Innenstadt nimmt die zugelassene Fahrzeuggröße ab. Der direkte Austausch der Bürger untereinander wird gezielt unterstützt (P2P). Dadurch wird das Verkehrsaufkommen reduziert. Anstatt neue Siedlungen „auf der grünen Wiese“ mit wieder neuen Verkehrswegen zu erschließen, werden neue Stadtteile direkt an bestehenden Versorgungsachsen geplant. 3. Die Stadt von Morgen produziert keinen Müll mehr
Nicht recycelbarer Plastikmüll verschwindet aus unserem Leben, die Recyclingrate steigt und Produktionsprozesse werden entsprechend angepasst. Die Städte unterstützen diese Prozesse durch Partnerschaften mit großen Firmen. 4. Intelligente Gebäude und städtische Umgebung
Die gebauten Komponenten der Stadt von Morgen sind in der Lage auf zukünftige Herausforderungen zu reagieren und sich auf verschiedene Situationen einzustellen. Bauen wird durch neue Technologien wie 3D-Druck erheblich wirtschaftlicher. Bereits heute erfolgreiche Planungsmethoden im Städtebau werden verfeinert und im großen Maßstab eingesetzt oder werden ergänzt durch neue fortschrittliche Planungsmethoden. 5. Die Stadt von 2030 ist CO2-neutral
Stromnetze sind bedarfsgesteuert und intelligent. Durch einen Durchbruch hinsichtlich des Wirkungsgrads in der Batterie-Technologie werden in Zukunft nicht nur Fahrzeuge elektrisch betrieben: Gebäude fungieren als Energiespeicher. Energie wird da erzeugt, wo sie gebraucht wird. Der ökologische Fußabdruck schrumpft. 6. Automatisierung und bedarfsgesteuerte Wirtschaft verändern das Arbeitsleben
Durch zunehmende Automatisierung in fast allen Bereichen kann der Mensch sich auf die Fähigkeit konzentrieren, die seine Spezies auszeichnet: Kreativität. Verwaltungsaufgaben und medizinische Diagnostik etwa werden beinahe ausschließlich computergesteuert ausgeführt. Angestellte gewinnen an Freiraum durch durchlässigere hierarchische Strukturen, jüngere Vorgesetzte und mehr Heim- und Projektarbeit. 7. Wachstum und Erneuerung
Die Verwaltung ist zum größten Teil automatisiert, transparent und anpassungsfähig. Sie benötigt kaum noch Personal. Funktionale Räume lösen Stadtgrenzen ab, um den Bedürfnissen der jeweiligen Städte und Regionen pragmatisch und lösungsorientiert zu begegnen. Dadurch entstehen neue Märkte, groß genug, um das Interesse von Investoren und Unternehmen zu wecken. 8. Bürgerbeteiligung wird großgeschrieben
Mithilfe von Computern, Digitaltechnik und neuen Instrumenten werden Bürger in politische Prozesse eingebunden. Die Bürgerbeteiligung beschränkt sich nicht auf Ideen, sondern umfasst aktive Beteiligung und Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen. Gleichzeitig entwickelt sich das P2P-Prinzip auch in der Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft, Forschung, Investoren und der Öffentlichkeit zum Erfolgsrezept: interaktive Plattformen integrieren die Anliegen aller Beteiligten in einen gemeinsamen Prozess. Bessere und besser angenommene Lösungen sind die Folge. 9. Sicherheit und Datenschutz 2030
Durch datengestützte Prävention und Integrationsmaßnahmen ist die Kriminalitätsrate in den Städten drastisch gesunken. Gleichzeitig besteht keine Verpflichtung zur Offenlegung privater Daten. Mit der stark zunehmenden Digitalisierung entstehen aber neue Arten von Kriminalität. Anschläge können durch die schiere Menge der betroffenen Daten das tägliche Leben dramatisch beeinflussen. Daher gilt es daran zu arbeiten, dass die Sicherheit mit dem technischen Fortschritt und den Veränderungen Schritt halten kann. 10. Daten und Systeme als Gemeinschaftsgut
Etablierte Unternehmen haben von Start-Ups gelernt und stellen ihr Wissen frei zugänglich zur Verfügung. In der Folge steigt die Rate der Erfindungen und Innovationen. Nie zuvor war es so einfach, Kunden zu erreichen und Märkte zu erschließen. Grundvoraussetzung ist die Freigabe von Daten und die erforderlichen Netzwerke. Investoren müssen beteiligt, einheitliche Regelwerke und allgemeingültige Standards geschaffen werden. Handlungsempfehlungen für 2015 und Fazit
Um den erwarteten und erhofften Zustand in den nächsten 15 (!) Jahren zu erreichen, sind Stadtverwaltungen, Regierungen, Unternehmen und Bürger gefragt. Die Konferenzteilnehmer geben konkrete Handlungsempfehlungen für die Gegenwart. Zu den wichtigsten Mitteln zählt der Austausch von Daten und alles, was dazu gehört: die Infrastruktur muss geschaffen und ausgebaut werden, jeder muss gleichermaßen Zugang dazu und zu den erhobenen Daten haben. Plattformen und Netzwerke sollen entstehen, die die erhobenen Daten auswerten und nutzen. Als Rahmenbedingungen sind allgemeingültige Regelungen zu etablieren. Der Erfindergeist soll gefördert werden, und damit Start-Ups und Gründerzentren. Auf absehbare Entwicklungen wie die Alterung der Bevölkerung muss rechtzeitig reagiert werden. Alternativen zum Individualverkehr sind vorzusehen. Über allen Maßnahmen steht die Beteiligung und Zusammenarbeit von Bürgern, Kunden und Entwicklern. In dieser Rolle sieht sich auch die Wirtschaftskonferenz Creating Urban Tech. Konkreter Anspruch der Veranstaltung ist unter anderem die Vernetzung der Berliner Start-Up-Szene mit Zukunfts- und Trendforschern und den geladenen Gästen aus Wirtschaft und Industrie mit Aussicht auf zukünftige Kooperationen und gemeinsame Projekte. Die "CREATING URBAN TECH - Die Berliner Wirtschaftskonferenz" wurde initiiert durch die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung des Landes Berlin, sowie die Investitionsbank Berlin IBB.
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