25.07.2018 Frank Kaltenbach

Das ist kein Shirt, es ist ein Freiraum!

Foto: Frank Kaltenbach

»Wenn man eingeladen wird auf der Biennale auszustellen, ist das natürlich eine große Ehre. Es bedeutet aber auch viel Aufwand an Zeit und Geld, das ist für kleine Büros kaum leistbar. Deshalb wollte ich, dass der Einsatz wenigstens anderen Menschen zugute kommt und habe mich entschieden die internationale Aufmerksamkeit zu nutzen, um unsere NGO Didi Textiles vor einem so großen Publikum zu präsentieren«.

Mit ihrem starken bayerischen Akzent bekennt sich Anna Heringer zu Ihrer Herkunft aus dem kleinen Ort Laufen unweit der Österreichischen Grenze bei Salzburg. Das einfache normale Leben schätzt sie aber nicht nur für sich selbst, sondern versucht, Menschen in sich entwickelnden ländlichen Regionen dabei zu unterstützen.

Eines der ärmellosen T-Shirts von Didi Textiles trägt sie selbst, ein weiteres Exemplar hängt hoch oben auf einer Bambusstange. Doch Heringer betont: »Das ist kein Shirt, es ist ein Freiraum!«. Denn der Stoff aus dem die Hemden, Kleider, Taschen und Kissen von Didi Textils genäht sind, stammt von alten Saris und Schlafdecken, die von den Frauen in Rudrapur gereinigt und umgenäht werden. Jedes einzelne Shirt bedeutet also nicht nur ein Stück individuelles nachhaltiges Design für den Kunden, sondern schafft für die Näherinnen einen kleinen Freiraum innerhalb der Textilindustrie, die in Asien üblicherweise  von menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen geprägt ist: Das selbstbestimmte Nähen inmitten ihrer Kindern und Alten.


Foto: Stefano Mori

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Foto: Frank Kaltenbach

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Spätestens seit der letzten Architekturbiennale gehört die vielfach ausgezeichnete deutsche Architektin zu den bekanntesten Vertretern einer sozial engagierten, global agierenden Architektenszene. Natürliche Materialien wie Lehm und Bambus, die Partizipation der örtlichen Bevölkerung, die Optimierung ortstypischer Typologien und ein hoher Komfort durch klimagerechtes Bauen ohne Hochtechnologie zeichnen ihre Bauten aus.

Inzwischen wird ihre sinnlich atmoshärische Architektur auch von High-Tech Firmen der entwickelten Welt nachgefragt: 2016 realisierte Heringer gemeinsam mit dem Lehmbauspezialisten Martin Rauch von LehmTonErde Rückzugshöhlen aus Lehm für den neuen Firmensitz des Messtechnikunternehmens Omicron in Klaus in Vorarlberg. Wie kühlend und beruhigend solche Räume wirken, konnten tausende Besucher der vergangenen Biennale am eigenen Körper spüren: Im Hauptpavillon in den Giardini war eine ähnliche Lehmhöhle Teil der Installation, die Anna Heringer gemeinsam mit Martin Rauch und dem Direktor des Architekturmuseums der TU München, Andres Lepik präsentiert hatte.

Eine Kombination aus runden Lehmbauten, die von einem Bambusgestänge wie von einem riesigen Korb umgeben sind, setzt Anna Heringer bei ihren drei Rundbauten für ein Hostel im chinesischen  Baoxi ein.

Ihr Herz schlägt aber vor allem für das kleine Dorf Rudrapur in Bangladesh.
Dort entstand, gemeinsam mit dem Berliner Architekten und Lehmbauspezialisten Eike Roswag,  ihr erstes Gebäude, die Meti School, die 2007 mit dem Aga Khan Preis ausgezeichnet wurde. In der Folge konnte sie dort drei Familienhäuser errichten, die mit ihrer Zweigeschossigkeit eine Alternative zu den sonst eingeschossigen Wohnhäusern aufzeigen, deren immense Ausbreitung wegen der dortigen Bevölkerungsexplosion wertvolles Ackerland zerstört. Im September 2018 beginnt Anna Heringer in Rudrapur mit dem Bau des Desi-Trainingscenters. Dort soll Menschen mit Behinderungen das schneidern beigebracht werden und eine faire Textilproduktion unterstützt werden.
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