
Das neue Porschemuseum - Ende des Understatements?
Text: Frank Kaltenbach
Wahrhaft beeindruckend ist sie ausgefallen, die große Geste der Architekten Delugan Meissl Associated Architects. Die Architekten lösten den Ausstellungsbereich von der Infrastruktur der zerklüfteten Vorstadt mit all ihren Brüchen und Maßstabssprüngen: S-Bahnschienen, Ausfallstraßen, heimelige Walmdachhäuschen und monströße Fabrikfassaden prägen das direkte Umfeld. Über dieser von Zufälligkeit und heterogenem Wachstum bestimmten Dynamik gebärdet sich eine nicht weniger dynamische strahlend weiße Skulptur, die auf nur drei Stützen aufgelagert ist. »Das Gebäude ist keine Skulptur, sondern ein Organismus« betont dagegen Architekt Roman Delugan.
Der dynamisch schwebende Baukörper, der den Besucher über einen Rolltreppenrüssel nach oben saugt – hinein in eine weiße Kunstlandschaft aus Treppen, Rampen und Brücken – war 2001 der überzeugendste Wettbewerbsbeitrag zur Umsetzung des vorgegebenen Konzeptes »rollendes Museum«, das der Ausstellungsgestalter HG Merz erarbeitet hat. Was aber ist ein rollendes Museum? Im Gegensatz zum neuen BMW-Museum in München, wo Motorräder unnahbar in Glasvitrinen vorm Staub und vor den Besuchern geschützt werden und ein Teil der Fahrzeuge wie die Kronjuwelen in einer schwarz glänzenden »Schatzkammer« mystifiziert werden, ist die erste Abteilung des Neuen Porsche-Museums die Schau-Werkstatt: Hebebühnen, Karosserieteile und echte KFZ-Mechaniker bei der Arbeit. Bereits jetzt ist klar: Hier soll jede Musealisierung vermieden werden. Die Tatsache dass immer noch 70 -80 % aller je gebauten Porsche noch auf den Straßen im Einsatz sind, wird hiermit Rechnung getragen. Und auch die 80 »Museumsstücke« sind alle fahrbereit und werden hin und wieder auf Veteranenveranstaltungen ausgefahren. Ein Museum also, das ab und zu durch die Lande rollt. Die Autos bleiben auch im Ausstellungsraum Gebrauchsgegenstände zum anfassen, »Nicht berühren«-Schilder sucht man vergebens.
Das neue Porsche Museum will also beides: Durch den großen Auftritt der schwebenden Großplastik kräftig die Werbetrommel rühren und andererseits die Werte des Gründers Ferdinand Porsche verkörpern: Purismus, technische Perfektion und alles was richtigen Männern Spaß macht. »Das ist ein Museum für Männer« sagt auch HG Merz über seine puristische Ausstellungsgestaltung, bei der die Vibrationen und der unverwechselbare Sound eines anspringenden 911-ers nicht zu kurz kommen.