03.09.2012 popp@detail.de

Das Stadthaus

Noch bis zum 07.09. thematisiert die Wekbund Galerie in Berlin mittelständisches Wohnen von der Nachkriegszeit bis heute. Gezeigt werden drei unterschiedliche Varianten des Stadthauses, einmal das urbane Konzept des Mixed Used Gebäudes, das reine solitäre Wohnhaus und das Reihenhaus im Gefüge der städtischen Struktur.
 
Ort: Werkbund Galerie Berlin
Dauer: 16.08. – 07.09.2012

Zu den verblüffenden und immer noch nicht hinreichend geklärten Phänomenen der deutschen Nachkriegsarchitektur zählt, dass das mittlere Bürgertum über vierzig Jahre hinweg der Architektur weitgehend die Gefolgschaft versagte. Das lag sicherlich nicht an den finanziellen Mitteln dieser Klientel. Dennoch fand dieser Mittelstand sich weit eher mit Fertighaus, Bungalow und dem Sozialen Wohnungsbau ab oder kaufte ein Haus der Neuen Sachlichkeit, als dass er Architekten einen Auftrag zum Wohnhausbau erteilte. Allemal reichte die Verweigerung so weit, dass der allem Reaktionären völlig unverdächtige Julius Posener  bereits in den 1980er Jahren „seine“ Architekten warnte: „Kinder, denkt an die Bauherrn! Ohne Bauherrn keine Architektur. Ein Bauherr mag den Kunstwert eines Hauses schätzen, was er aber will, ist nicht ein Kunstwerk,  sondern ein Haus.“

Erst in der letzten Dekade hat sich die Entfremdung von Mittelstand und  Architektur etwas gelegt. Der Berliner Werkbund zeigt drei variante Typen solcher Stadthäuser, alle drei architektonisch durchgearbeitet und alle drei mit bauplastischen Details versehen, von denen man vor zwanzig Jahren noch  gedacht hat, sie seien der Furie des Verschwindens begegnet. Vor allem aber in sich ausgewogene Proportionen, die Grundgeste der architektonischen Höflichkeit gegenüber dem städtischen Publikum. Sie war so gut wie verschollen.

Das eine ist ein klassisches MUO (Mixed Used Objekt) von Tobias Nöfer, das mischgenutzte Haus als Hardware des Innenstadtkörpers. Konträr dazu die Aufgabe des reinen Wohnhauses im vornehmen Vorort Grunewald von Petra und Paul Kahlfeldt. Schließlich das schmale Reihenhaus am Friedrichswerder von Hans Kollhoff.

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