21.01.2014 Emilia Margaretha

Dauerhaft wertvoll: Dienstleistungszentrum Blumenegg

DLZ Blumenegg von HAMMERER architekten, Foto: Albrecht Immanuel Schnabel

Als 2007 in den Gemeinden Ludesch und Thüringen die Bauhöfe zu klein und sanierungsbedürftig wurden, erkennen die Gemeindeverantwortlichen den Handlungsbedarf und gründen eine aus Gemeindevertretern und Bauhof-Mitarbeitern bestehende Arbeitsgruppe. Diese, von weiteren Fachkräften unterstützt, erarbeitet detaillierte Projektanforderungen und legt als Standort für das neue Dienstleistungszentrum ein 7.000 Quadratmeter großes Grundstück an der Lutz, direkt an der Gemeindegrenze fest. Unter dem Motto „Alles unter einem Dach“ wurden hier die Bau- und Baurechtsverwaltung, ein Wertstoffsammelzentrum, der Bauhof und der Bereich Facility-Management in einem Gebäudekomplex gemeinsam untergebracht. Architekten: Hammerer architekten, Innsbruck
Standort: Obere Werkstraße 5, A-6712 Thüringen

Foto: Albrecht Immanuel Schnabel

Bereits seit Juni 2013 nutzen die Bürger der beiden Vorarlberger Gemeinden das Neue Dienstleistungszentrum Blumenegg. Sämtliche Wert- und Altstoffe können  hier zentral und übersichtlich abgegeben werden. In einem kompakten zweigeschossigen Volumen sind zudem Bauamt und Bauhof organisiert, wo sich die Bürger in Angelegenheiten des Baurechts kompetente Beratung holen. Der Bauhof beinhaltet Werkstatt-, Lager- und Garagenflächen, sowie Nebenräume. Weitere Lagerbereiche sind in einem separaten Nebengebäude, sowie als Kragarmlager an der Fassadenaußenseite untergebracht.

Das Wertstoffsammelzentrum besteht aus einem dreiseitig offenen überdachten Hallenbereich, der über eine flache Rampe erschlossen wird. Daran lagern sich in Form von Sägezahnrampen Stellplätze für 12 Großcontainer an. Außerdem stehen ein Bürgeroffice sowie Bereiche für z.B. Problemstoffe zur Verfügung.

Im Bereich des Wertstoffsammelzentrums wird das Dach – in Analogie zum umliegenden Wald – von baumartigen Holzstützen getragen, Foto: Albrecht Immanuel Schnabel

Grundriss EG, Grafik: HAMMERER architekten

Grundriss OG, Grafik: HAMMERER architekten

Schnitte, Grafik: HAMMERER architekten

Das statische Konzept wurde dahingehend entwickelt, eine möglichst wirtschaftliche Baukonstruktion zu entwerfen. Dieses erforderte eine exakte Abstimmung der gewählten Holzbausysteme. Eine Besonderheit ist die Befestigung der Photovoltaik-Module, die komplett durchdringungsfrei und gleichzeitig ohne Gewichtsauflagen hergestellt wurden. Dadurch konnte das Dach als Leichtdachkonstruktion ausgeführt werden, was ein erhebliches Kosteneinsparungspotential darstellte. Die Gesamtkosten der Konstruktion lagen dadurch ca. 15% unterhalb einer vergleichbaren Stahlkonstruktion. 

Baustellenfotos: Albrecht Immanuel Schnabel

Baustellenfotos: Albrecht Immanuel Schnabel

Baustellenfoto: Albrecht Immanuel Schnabel

Baustellenfoto: Albrecht Immanuel Schnabel

Die Photovolotaikanlage auf dem Dach ist die derzeit größte dachparallele Anlage in Österreich, und erreicht mit 1.458 Modulen eine Gesamtleistung von ca. 365 kwp. Der simulierte Stromertrag pro Jahr beläuft sich auf ca. 310.000 kWh, womit ca. 105 Einfamilienhaushalte mit Strom versorgt werden könnten.
Baustellenfoto: Albrecht Immanuel Schnabel

Insgesamt wurden über 8,5 km Kabel verschiedenster Typen verlegt. 15 Wechselrichter wandeln den Gleichstrom in Wechselstrom um, der dann in die eigens für dieses Projekt errichtete Trafostation eingespeist wird. Die Amortisationszeit der Anlage wurde mit unter neun Jahren berechnet.
Baustellenfoto: Albrecht Immanuel Schnabel

Im Bereich des Wertstoffsammelzentrums wird das Dach von acht Holzstützen getragen. Der Stützenfuß aus Brettschichtholz ist in Köcherfundamente eingespannt. Darauf sind jeweils vier Schrägstützen aus rohen Baumstämmen gelenkig aufgesetzt. Dadurch wirken nur Normalkräfte auf das jeweilige Strebenquartett. Die Hauptträger bestehen aus insgesamt 15 BSH-Trägern mit einer Länge von 32 m und einer Höhe von 92 cm. Beim statischen System der Primärträger wurden einsymmetrische Durchlaufträger mit vier Auflagerpunkten gewählt, was sich als besonders wirtschaftlich herausstellte. Darüber wurde eine Balkenlage aus entrindeten Zweischneiderbalken montiert – der Abstand von ca. 1,70 m ist auf den Raster der Photovoltaik-Module abgestimmt. 

Foto: Albrecht Immanuel Schnabel

Das Sammelzentrum, sowie das Bauhofgebäude werden von 53 Oberlichtern mit ausreichend Tageslicht versorgt. Die Dachschalung wurde als 4 cm dicke Rauhschalung ausgeführt. Die Streben werden an ihren Köpfen mit Diagonalen aus Rundstahl zusammengehalten. Das Entwässerungskonzept des Daches sieht drei Längsrinnen vor, die in die Zweischneiderbalken integriert wurden.

Foto: Albrecht Immanuel Schnabel

Das Bauhof- und Bauamtsgebäude ist als Holzriegelkonstruktion gefertigt. Im Bereich des Bauamts wurden die Innenwände - in Analogie zum am Areal ursprünglich vorhandenen Mischwald – aus unterschiedlichen regionalen Hölzern wie Tanne, Fichte, Zirbe, und Ahorn verkleidet. Im Bauhofbereich wurden die Böden, Wände und Decken in OSB - Platten gefertigt. Die Fassade besteht aus horizontal angebrachten sägerauhen Tannenbrettern. Durch die unterschiedlichen Brettbreiten konnten diese ohne Mehraufwand exakt an die Höhenlagen der Fenster- und Türöffnungen angepasst werden. Sämtliche Möbel sind in unbehandelter Weißtanne gefertigt. Der Empfangsbereich sowie ein ca. vier Meter langer Fahrradständer im Außenbereich wurden als einfache rohbehauene Holzblöcke vom Zimmerer geliefert.

Foto: Albrecht Immanuel Schnabel

Fotos: Albrecht Immanuel Schnabel

Da die beiden Orte zum e5 Programm für energieeffiziente Gemeinden in Österreich zählen, entsprechen die Materialien und das Konzept des Dienstleistungszentrums den Kriterien des ökologischen und nachhaltigen Bauens. Die Gebäudehülle ist im Passivhausstandard hergestellt, ausschließlich regionales Holz aus einem Umkreis von max. 70 km kam zum Einsatz. Sämtliche Holzoberflächen sind unbehandelt und die außen liegenden Bauteile durch das ausladende Flugdach konstruktiv vor direkter Verwitterung geschützt.  Durch den gemeinsam geführten Bauhof ergeben sich für die beiden Gemeinden vielfältige Synergien: der gemeinsame Personaleinsatz ermöglicht eine höhere Flexibilität und Spezialisierung sowie eine effizientere Nutzung von Gerätschaften, Maschinen und Fuhrpark. Das Projekt ist zudem zukunftsorientiert ausgelegt, sodass die Dienstleistungen auch anderen Gemeinden angeboten werden können.

Foto: Albrecht Immanuel Schnabel

Bauherr: Gemeinden Thüringen und Ludesch Planung: Hammerer ZT. gmbH architekten, ARGE Holzbau Nigsch / Sohm HolzBautechnik Grundstücksgröße: ca. 7.000 m²
Überbaute Fläche: ca. 2.200 m²
Beheizte BGF: ca. 970 m²
Beheiztes Gebäudevolumen: ca. 4.200 m³
Energiekennzahl: 11,8 kWh/m2a
Stahlbetonbodenplatte mit Betonkernaktivierung: ca. 100 m³
Unbeheiztes Gebäudevolumen (ohne Flugdach): ca. 1.160 m³
Verbautes Holz in Festmeter: ca. 1.200 m³
Pv-Anlage: 1.458 Module, Gesamtleistung 365 kwp, simulierter jährlicher Stromertrag ca. 310.000 kwh
Baukosten ohne pv-Anlage: 2,89 Mio Euro (exkl. MwSt.)
Pv-Anlage: 650.000 Euro (exkl. MwSt.)

Luftbild, Foto: Albrecht Immanuel Schnabel

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