03.09.2009 Katja Reich

Dem "Stiefkind" Diele eine neue Bedeutung gegeben

Das Unternehmen Schönbuch steht für kreative, funktionale Lösungen und Einrichtungskonzepte für den Eingangsbereich. 2005 übernahm Michael Reß die Leitung von Schönbuch, um gemeinsam mit Carolin Sangha als Creative Director an der Schärfung des Markenprofils zu arbeiten. Über den gelungenen Relauch der Marke und die aktuellen Designtrends sprach DETAIL-Redakteurin Katja Reich mit Michael Reß in München.

DETAIL: Herr Reß, wie war die Situation, als Sie Schönbuch 2005 übernommen haben und was haben Sie getan, um das Unternehmen zu dem zu machen, was es heute ist?
Reß: Die Marke gibt es bereits seit 1960 und sie war im deutschen, österreichischen und Schweizer Handel als führender Anbieter von Garderoben im hochwertigen Marktsegment gut positioniert. Allerdings waren sowohl die Produkte als auch die Marketinginstrumente ein bisschen Anfang der 1990er stehen geblieben. D.h. Layout-Konzepte wurden nicht mehr geändert, die gleichen Produkte immer wieder etwas anders aufgelegt – kurz gesagt, es fehlte an Innovation. Am Anfang des Relaunchs stand ganz klar das Produkt. Im ersten Jahr nach der Übernahme, haben wir daher fast nur Produktentwicklung betrieben. Bis auf etwa 30% ist die gesamte Kollektion in den letzten vier Jahren entstanden. Wir haben veraltete Produkte radikal auslaufen lassen, gute Produkte modernisiert und neue Produktbereiche, z.B. komplette Planungssysteme für die Diele oder Accessoires wie Kleiderbügel und Schirmständer, in die Kollektion integriert. Somit hat sich auch unsere Zielgruppenansprache verändert. Wir können jetzt zusätzlich jüngere, designorientierte und auch internationalere Zielgruppen ansprechen. Als zweiter Schritt folgte die komplette Veränderung der Marke – vom Logo, über Fotokonzepte, Verkaufsunterlagen, Internet bis hin zum Messeauftritt. Im dritten Schritt sind wir das Thema Point of Sale angegangen. Wir setzen analog zu den Messeauftritten jetzt stark auf mit unserer Unterstützung gestaltete Ausstellungen in hochwertigen Möbelhäusern.

DETAIL: Der Relaunch ist ja noch nicht komplett abgeschlossen, welche Schritte stehen noch aus?
Reß: Parallel zu den bereits durchgeführten Maßnahmen beschäftigt uns vor allem das Thema Internationalisierung, also neue Märkte erschließen und bestehende Märkte erweitern. Und auch das Objektgeschäft wird für uns zunehmend interessant. Zum Beispiel haben wir 2008 das erste Mal auf der Orgatec ausgestellt und dafür mit Justus Kolberg spezielle Garderobenlösungen für Büro- und Objekteinrichtungen entwickelt. Das hat uns dann auch erste Reaktionen von Architekten und Bauträgern eingebracht und daran arbeiten wir jetzt weiter.

DETAIL: Wie wird Ihre Architektenansprache konkret aussehen?
Reß: Wir versuchen, die Architekten über unseren Außendienst noch stärker und besser zu betreuen. Im Internet sind wir auf Architonic und Stylepark präsent. Wir haben jetzt einen kleinen Objekt-Folder sowie Planungsunterlagen entwickelt, die wir weiter ausbauen werden, als bessere Informationsquelle für Architekten. Und auch die Orgatec ist nach wie vor ein großes Thema für uns.

Der Schönbuch-Klassiker Line in aktuellen Nude-Töne und der Neon-Version von Lala Berlin.

DETAIL: Sie arbeiten viel mit externen Designern zusammen, z.B. ganz aktuell mit Lala Berlin. Was steckt hinter diesen Kooperationen und wie wählen Sie die Designer aus, die zu Ihnen passen?
Reß: Durch die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen externen Designern versuchen wir eine reizvolle Mischung an Designansätzen zu bekommen. Wir gehen bewusst auf Designer zu, deren Produkte uns zusagen und die von ihrem Stilempfinden und ihrer Designsprache gut zu Schönbuch passen wie Stefan Diez, Jehs + Laub und Dante Bonuccelli und von denen wir glauben, dass sie uns gute Impulse zur Weiterentwicklung der Marke geben können. Die beiden jungen schwedischen Designerinnen von WIS Design haben z.B. einen ganz neuen, spielerischen Ansatz für Schönbuch gebracht. Je bekannter die Marke wird, desto mehr kommen Designer aber auch auf uns zu, denn das Thema Garderobe ist durch die enorme Gestaltungsfreiheit recht attraktiv und noch nicht so verbraucht.

DETAIL: Wie häufig wechseln die Kollektionen?
Reß: Das hängt stark vom Produkt ab. Wir haben Produkte, die sind mittlerweile 30 Jahre in der Kollektion und laufen nach wie vor hervorragend. Andere Produkte haben kürzere Zyklen, aber so vier bis fünf Jahre sind sie eigentlich immer im Programm. Bei unserer Farbkollektion für die Lackoberflächen ist das ähnlich. Die Basisfarben, das sind Weiß-, Grau-, Beige-, Braun- und Schwarztöne, bleiben sehr lange. Die Akzentfarben sind dann eher zum „Spielen“ da, etwa für die Accessoires. Da werden wir dann schon modischer, z.B. aktuell mit einer Neonfarbe oder diversen Pastelltönen.

DETAIL: Gibt es Schnittstellen zu anderen Bereichen, z.B. der Mode?
Reß: Ja, sicher. Gerade die Schnittstelle zwischen Mode und Wohnbereich nehmen wir sehr ernst, weil wir glauben, dass beides Lifestyle-Themen sind, die miteinander zusammenhängen. Die Trends sind im Wohnbereich zwar nicht so ausgeprägt und nicht so kurzlebig wie in der Mode, aber es gibt doch Parallelen, gerade, was Farben angeht.

DETAIL: Und wie sehen die aktuellen Trends für Schönbuch aus?
Reß: Momentan ist der ?Nude-Look“ sehr stark, also viel in Weiß-, Beige- und Pastelltönen auf der einen Seite, als Kontrast dazu aber auch starke Akzentfarben wie Neonorange oder ein kräftiges Rot. Für die nächsten Jahre, glauben wir, dass Blau wieder ein Thema wird – gerade für die Accessoires. Bei den Standardfarben sind warme Grau- und Schlammtöne weiterhin im Kommen, weiß und schwarz sind aber nach wie vor stark nachgefragte Farben.

DETAIL: Welche Rolle spielen Materialien und Fertigungstechniken?
Reß: Unsere eigene Fertigung ist ja eine klassische Holzproduktion, da gibt es neue Entwicklungen in erster Linie bei den Oberflächenmaterialien, z.B. die Umstellung auf Wasserlacke. Dieses Jahr beschäftigen wir uns stark mit dem Glanzgrad von Lacken. Im Gegensatz zu den Hochglanzoberflächen und –lacken der letzten Jahre sehen wir für die Zunkunft eher sehr stumpfe, matte Lacke und Oberflächen. Im Metallbereich experimentieren wir mit verschiedenen Eloxaloberflächen und Beschichtungen. Auch hier geht es immer stärker in Richtung Soft-Touch-Oberflächen mit einer „warmen“ Haptik, beispeilsweise auch Beflockungen. Ähnliches gilt für den Kunststoffbereich. Im Moment experimentieren wir aber auch mit textilen Materialien und sind gespannt, wie sich unsere Ideen da realisieren lassen. Ich glaube, im Verhältnis zum klassischen Möbel kann man gerade im Garderobenbereich viel machen und neue Dinge ausprobieren.

DETAIL: Produzieren Sie das denn alles selbst?
Den gesamten Holzbereich fertigen wir selbst teilweise in Kooperation mit einem zweiten Herstellpartner. Aber natürlich haben wir „verlängerte Werkbänke“ mit denen wir zusammenarbeiten und auch lanjährige Lieferanten. Wir entwickeln aber alles selbst. Unsere Entwicklungsabteilung arbeitet hierbei eng mit den Designern zusammen und sucht dann die geeignetsten Lieferanten aus – viele auch aus der Region. Neu ist die Zusammenarbeit mit einer Behindertenwerkstätte. Dort werden viele der kleinen liebevollen Holzarbeiten gemacht. So versuchen wir für jedes Produkt den richtigen Lieferanten zu finden.

DETAIL: Das heißt, Sie produzieren ausschließlich in Deutschland?
Reß: Fast ausschließlich. Zulieferteile kommen zum Teil aus dem Ausland, aber der Hauptteil der Produktion befindet sich in Deutschland.

DETAIL: Herr Reß, welche Garderobe haben Sie eigentlich?
Reß: Wir haben mehrere... „Stripes“, weil wir eine sehr offene Wohnsituation haben und dadruch viel Stauraum brauchen für Schuhe, Mäntel etc. Dann „Bench“ von Zeichen & Wunder im Eingangsbereich. Dort lässt sich alles gut ablegen, wenn man nachhause kommt. Und dann haben wir noch drei „Line“-Garderoben und im Badezimmer noch „Sticks“ für die Handtücher. Aber das wechselt immer al wieder – die Garderobenhaken „Dots“ haben wir auch im Einsatz und im Büro hänge ich meine Mäntel an den Kleiderständer „Upon“ von Stefan Diez...

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