13.08.2009 Marion Dondelinger

Denkmal oder Altlast? - Umgang mit DDR-Architektur

Zerfallende Altstädte und triste Plattensiedlungen auf der grünen Wiese prägten nach der Wende unser Bild von ostdeutschen Städten. Während Architekten und Stadtplaner sich verstärkt auf die Sanierung des Altbaubestandes konzentrierten, hatten die modernen Gebäude aus der Nachkriegszeit einen schweren Stand. Viele wichtige Gebäude sind in den letzten 20 Jahren verschwunden – und mit ihnen ein Stück deutscher Baukultur.

Wie in der Innenstadt von Halle (Saale) wurden zu DDR-Zeiten teilweise ganze Straßenzüge „platt“ gemacht. Doch Philipp Oswalt , Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau sieht eine gegenteilige Entwicklung seit der Wende. In einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur ddp sagte Oswalt, er habe das Gefühl, dass es auch heute noch „den Drang gibt, das DDR-Unrechtsregime auch physisch auslöschen zu wollen“. In den meisten ostdeutschen Stadtzentren gebe es nach wie vor Bemühungen, jegliche architektonischen Hinterlassenschaften des Sozialismus auszumerzen. Stiftungsleiter Oswalt befürchtet, dass die Qualität noch schwer zu erkennen sei und hofft, dass sich im Laufe der Jahre aber herausbilden werde, was an der DDR-Architektur schützenswert sei.

Denn in der Gründungsphase der DDR entstanden international beachtete Gebäude im Stil der Moderne, aus Beton, Glas und Stahl, mit schlichten Fassaden und teilweise futuristischer Formgebung, darunter das Uni-Hochhaus in Leipzig und das Ensemble der Prager Straße in Dresden. Erst in den späten 60er Jahren plante man wegen der aufkommenden Wohnungsnot die ersten Plattenbauten, die auch heute noch das Bild von DDR-Architektur dominieren. Aufgrund eines starken ökonomischen Drucks wurde weitgehend standardisiert mit vorgefertigten Großplatten aus industrialisierter Herstellung gebaut.

Harald Engler befasst sich mit der baulichen Hinterlassenschaft der DDR. Der Mitarbeiter des Leibniz-Instituts für Regionalentwicklung und Strukturplanung in Erkner bei Berlin sieht die Entwicklung jedoch positiver als Oswalt. In den Bau- und Planungsministerien sitze eine neue Generation, die weniger Berührungsängste habe. "Es wird heute viel stärker nach neuen Nutzungen gesucht und nicht mehr gleich nach dem Abrissbagger gerufen." Zudem werde der Ruf lauter, Plattenbauten unter Denkmalschutz stellen zu lassen.

Doch noch immer sind viele Perlen der DDR-Moderne in Gefahr, abgerissen oder durch Umbau unkenntlich gemacht zu werden. Es bleibt zu hoffen, dass die Erkenntnis, dass es durchaus schützenswerte DDR-Architektur gibt, in Bewusstsein der Öffentlichkeit dringt, ehe Städte in Ost- und Westdeutschland gleichermaßen gesichtslos sind.

Der Palast der Republik 1977, Foto: Flickr / Istvan

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