05.01.2013 popp@detail.de

Der Alles-Könner. Arbeiten von Henry van de Velde

Möbel, Tapeten, Lampen, Teppiche, Geschirr und Besteck, aber auch Bücher, Bodenfliesen, Schmuck, Stoffe und Kleider, Interieurs und sogar gesamte Gebäude: Henry van de Velde (1863–1957) gilt als einer der vielseitigsten Künstler des Jugendstils. Er beschäftigte sich mit der formschönen Gestaltung des kompletten Wohn- und Lebensraums. Jedes Möbel, jeder Gegenstand des täglichen Lebens sollte die gestalterische Aufwertung durch eine elegant geschwungene Linie erfahren.

Ort: Germanisches Nationalmuseum, Kornmarkt 1, D-90402 Nürnberg
Dauer: 6. Dezember 2012 – 1. April 2013

Bodenfliesen, Entwurf 1905/06; Ausführung: Ransbacher Mosaik- und Plattenfabrik GmbH

Begleitend zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen zum Preis von 7,50 € im Museumsshop (10,- € im Buchhandel).


Weitere Informationen

www.gnm.de

www.vandevelde2013.de
Am Anfang seines mehr als fünfzigjährigen Schaffens standen Malerei und Zeichnung, doch schon bald folgten erste typografische Arbeiten sowie Werke der Architektur und Innenausstattung. Zeitgleich widmete sich Henry van de Velde der Vermittlung seines „neuen“ Stils. So veröffentlichte er in den frühen 1890er Jahren erste Abhandlungen, zahlreiche Essays zur und über die zeitgenössische Kunst sollten folgen. Auch als Lehrender war sein Einfluss groß: ab 1892 in Vorlesungen an der Kunsthochschule Antwerpen, in öffentlichen Vorträgen, als Dozent am Kunstgewerblichen Seminar und an der Kunstgewerbeschule in Weimar und schließlich als Professor für Architektur in Gent und Brüssel.

Tischdecke, um 1908/09, ungefärbte Leinenkette, Schuss aus goldgelber Kunstseide © Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg

Fischessbesteck und Obstgabel „Model I“, Entwurf 1902, Ausführung durch Koch & Bergfeld, Bremen, ursprünglich für den Großherzog von Weimar gefertigt, später auch für andere Personen gearbeitet; Silber gegossen und geschmiedet
© Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg

Sein wohl bekanntestes Möbel ist der sogenannte „Sezessions-Schreibtisch“ aus dem Jahr 1899. Auffällig ist die geschwungene Form, die dem Benutzer einen bequemen Zugriff auf alle auf der Tischplatte ausgebreiteten Utensilien ermöglicht. Damit trug der Künstler den Bedürfnissen seiner in der Regel privaten Kunden Rechnung, die ein solches Möbel weniger zum Repräsentieren als zum Arbeiten benötigten. Der Schreibtisch ist komplett durchgestaltet, auch alle „fremden“ Teile wie Schrauben, Scharniere, Schlösser oder Griffe erscheinen aus einem Guss.

Auf der berühmten Münchner Sezessions-Ausstellung des Jahres 1899 rief das Möbel große Begeisterung hervor und wurde von mehreren Interessenten noch vor Ort bestellt. Heute gibt es nur noch drei Exemplare in öffentlichen Sammlungen, neben dem Germanischen Nationalmuseum im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt und im Musée d’Orsay in Paris.

„Sezessions-Schreibtisch“ und Sessel, 1899, aus dem Besitz von Ludwig Loeffler; Eiche massiv, Schübe innen mit Virginischem Wacholder, Leder, Beschläge aus Messing gegossen
© Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg

Ende der 1890er Jahre erhielt van de Velde mehrere Großaufträge u.a. von Eberhard von Bodenhausen (1897), Julius Meyer-Graefe (1898) und Ludwig Loeffler (1899). Harry Graf Kessler ließ sich seine Wohnungen in Berlin (1898) und in Weimar (1902) einrichten, Herbert Esche in Chemnitz erwarb erst Möbel (1898) und gab kurz darauf den Bau und die Ausstattung einer ganzen Villa in Auftrag (1902/03) und für Karl Ernst Osthaus entwarf er die Innenräume des Folkwang-Museums in Hagen (1902/03) und dessen privates Wohnhaus Hohenhof (1908).

Dass Henry van de Velde sich an so viele, äußerst unterschiedliche Themen-gebiete heranwagte, ist nicht zuletzt auf seinen missionarischen Eifer zurückzuführen, mit dem er viele seiner Auftraggeber überzeugte. Mit großer Unbefangenheit ging er als Autodidakt ans Werk und kam auf diese Weise zu neuen Betrachtungsweisen und vielfach zu völlig neuartigen und ungewohnten Lösungen. Bei all seinen Werken legte er immer größten Wert auf eine hohe handwerkliche Qualität.

Buchillustration zu „Ecce Homo“ von Friedrich Nietzsche, Insel-Verlag 1908
© Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg

Buchillustration zu „Also sprach Zarathustra“ von Friedrich Nietzsche, Insel-Verlag 1908
© Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg

Sessel, Entwurf 1897, Ausführung 1899, aus dem Besitz von Ludwig Loeffler; Eiche, Leder, Polsternägel aus Messing
© Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg

Zwei Stühle, Entwurf 1895, Ausführung 1899, aus dem Besitz von Ludwig Loeffler; Eiche, Leder, Polsternägel aus Messing
© Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg

Kupferstichschrank (mit geöffneten Türen), 1899, aus dem Besitz von Ludwig Loeffler; Eiche massiv, Schübe aus Virginischem Wacholder, Beschläge aus Messing gegossen
© Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg

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