13.08.2013

Die Berliner Weltverbesserungsmaschine

Nichts Geringeres als „die Welt verbessern“ scheint sich der Berliner Universalkünstler und Hamburger Designprofessor Friedrich von Borries vorgenommen zu haben. Neben seinem – gemeinsam mit Jesko Fezer herausgegebenen – Buch Weil Design die Welt verändert und seinem Designprojekt Das richtige Leben im falschen RLF eröffnet er Ende August 2013 die Ausstellung Die Berliner Weltverbesserungsmaschine im Hamburger Bahnhof. Die gemeinsam mit dem Historiker Jens-Uwe Fischer kuratierte Schau, zu der auch zwei Bücher im Merve-Verlag erscheinen, entwirft ein Gedankenexperiment, dessen historische Wurzeln die Veranstalter bereits im 17. Jahrundert vermuten, und die sich als Kunst-Schnitzeljagd durch Berlin verstehen lässt.

Datum: 23. August – 20. Oktober 2013, Eröffnung: 23. August 2013, 19 Uhr
Ort: Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart, Invalidenstraße 50, 10557 Berlin

Das Ausstellungsprojekt von Borries und Fischer findet neben der Präsentation im Hamburger Bahnhof in verschiedenen Häusern der Staatlichen Museen zu Berlin, im Deutschen Historischen Museum sowie dem Museum für Naturkunde statt. Für die „Schnitzeljagd“ zu den unterschiedlichen Exponaten und „Bausteinen“ der Weltverbesserungsmaschine wurde eine Schatzkarte entwickelt, die hier als PDF-Download verfügbar ist. Die Ausstellungsmacher schreiben: „Seit dem 17. Jahrhundert gibt es in verschiedenen europäischen Metropolen (damals vor allem in Paris und London) den geheimen Plan eine Weltverbesserungsmaschine zu errichten. Diese basiert auf der Annahme, dass die richtige Anordnung von bestimmten Kunstwerken und Artefakten in einer bestimmten architektonischen Ideal- und Superform eine mächtige Kraft freisetzen würde. Diese Idee beflügelte aufklärerische Weltverbesserungsansprüche genauso wie absolutistische Machtfantasien. Auch der preußische Staat wollte im europäischen Wettbewerb nicht zurückstehen und gründete deshalb die Akademie der Künste (1696) und die Akademie der Wissenschaften (1700).
Mit der Errichtung des Königlichen Museums im Jahr 1830 (heute: Altes Museum) brachen gute Zeiten für die Realisierung der Weltverbesserungsmaschine an. Während die Akademien sich verstärkt der wissenschaftlichen und künstlerischen Forschung an der abstrakten Maschine widmeten, sammelten die Museen die nach damaligem Verständnis für den Bau der Maschine infrage kommenden Kunstwerke und Artefakte. Aus aller Welt und allen Zeiten wurden nach und nach künstlerische und kulturhistorische Artefakte nach Berlin gebracht, um aus ihnen die Berliner Weltverbesserungsmaschine zusammenzusetzen. Immer mehr Bauteile wurden gesammelt, für die wiederum neue Museen errichtet wurden.
Doch die Weltverbesserungsmaschine wurde niemals realisiert. Seit dem 19. Jahrhundert konzentrierten sich die Wissenschaftler auf pragmatische Weltverbesserung. Statt an einer abstrakten Maschine zu forschen, setzte man auf den Bau großer technischer Systeme zur Verbesserung der Lebenswelt: Kanalisation, Fabriken, Flugzeuge…“
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