16.01.2013 Cordula Vielhauer

Die Bouroullecs sind Designer des Jahres 2013

Die Auszeichnung „A&W-Designer des Jahres 2013“ für die Brüder Ronan und Erwan Bouroullec, ist eines der Highlights der imm 2013. Daneben haben wir folgende Schwerpunkte des ersten Design-Highlights des Jahres in Köln sondiert: Appropriation Art: alte und neue Klassiker auf der imm 2013“ sowie „Wo ist zu Hause, Mama? Neues aus West und Ost“.
Es ist ein kleiner Kreis, der am Sonntag Abend vor der Eröffnungsfeier der imm cologne 2013 im Kölnischen Kunstverein zusammentrifft: vielleicht 15 Journalisten – der Rest steckt im Zug aus Hannover fest, wo am Tag zuvor die Domotex eröffnet wurde –, die Veranstalter von der Zeitschrift A&W, die seit 1997 jährlich den Designer des Jahres küren, Sponsorenvertreter von Audi sowie die Preisträger selbst, Ronan und Erwan  Bouroullec, plus der mit dem Nachwuchspreis ausgezeichnete Miguel Vieira Baptista. Der schmale Raum des Kunstvereins ist unspektakulär und zugig, die wie immer gnadenlose Neon-Beleuchtung unterstreicht bei allen Anwesenden die Augenschatten und andere Zeichen der Erschöpfung, aber das alles stört eigentlich niemanden. Denn in der Mitte des Raumes ist auf einem Teppich aus farbigen Zeichnungen eine kleine Ausstellung mit Arbeiten der Bouroullec-Brüder aufgebaut, die so selbstverständlich lebendig und dennoch leise und auf das Wesentliche reduziert daherkommt, wie Erwan Bouroullec jetzt spricht. 

Installation "Textile Field" für die London Design Week 2011

Raumteiler "Algues" für Vitra, Foto: Paul Tahon (oben)

"Hay Collection" (inks), Sofa "Ploum" für Ligne Roset (oben)

Der jüngere der beiden Brüder geht mit uns durch die Ausstellung und beantwortet geduldig alle Fragen – zur aktuellen Bouroullec-Collection für Hay, zu Pila und Pilo (Aluminium-unterstützten Holzstühlen und -tischen für Magis, mit denen die Designer (wie schon beim Steelwood-Chair) die spezifische Kompetenz von Magis als „Assembler“ ausdrücken, der eben nicht selbst produziert, sondern verschiedene Elemente eines Möbels lediglich zusammensetzt). Zum Slow-Chair für Vitra, und natürlich zum brandneuen Vorhangsystem Ready Made Curtain für Kvadrat, das so luftig wirkt wie eine Wäscheleine, an der im Sommer die Laken im Wind trocknen. Das „Laken“ ist in diesem Fall allerdings entweder ein Wollgewebe oder ein High-Tech-Textil, das per Laser zugeschnitten wird – natürlich ohne auszufransen. Erwan Bouroullec lässt sich selbst dann nicht aus der Ruhe bringen, als A&W-Chefredakteurin Barbara Friedrich wiederholt zum Fototermin drängt – zuerst beendet er sein Gespräch.

Leuchte "Aim" für Flos

Vorhangsystem "Ready Made Curtain" für Kvadrat

Stuhl "Pila" für Magis (oben), Tisch "Pilo" für Magis (rechts)

Hinter der vergnügten Einfachheit und Selbstverständlichkeit, mit der die Bouroullec-Produkte die Herzen der Design-Welt immer wieder erobern, steckt tatsächlich jede Menge Arbeit, verrät Ronan Bouroullec und seufzt ein bisschen, – um jedoch gleich wieder seine Freude darüber auszudrücken, wie sehr sich diese Mühe doch lohne. Der ältere der beiden Brüder arbeitet ausschließlich mit Zeichnungen, während Erwan alle Medien von der Skizze über das Modell bis zum Rendering nutzt. Die aktuelle Publikation Ronan & Erwan Bouroullec Drawing (erschienen bei JRP Ringier) gewährt mit ihren über 800 Seiten voller Zeichnungen der beiden Einsicht in die kreative Welt der Brüder, deren freundlicher Blick auf die Außenwelt sich in einer Innenwelt voller neuer und vertrauter, phantastischer und realer Gegenstände, Strukturen und Wesen spiegelt. (Cordula Vielhauer)
Noch mehr Design?
In unserem Artikel „Appropriation Art: alte und neue Klassiker auf der imm 2013“ geht es um die auf der imm 2013 allseits präsente Auseinandersetzung mit den Altmeistern aus Architektur und Design sowie um weitere beliebte Themen auf dieser Messe: ziehen, biegen, stecken. Und unter dem Titel „Wo ist zu Hause, Mama? Neues aus West und Ost auf der imm 2013“ besuchen wir die Installation „Das Haus“ von Luca Nichetto und zeigen die Neuinterpretation traditioneller Handwerkstechniken durch junge Designer in Spanien und Japan.

"Steelwood Chair" für Magis

Sofa "Alcove" für Vitra

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