29.10.2015 Bettina Sigmund

Die Zukunft des Bauens – Recycling im Bau

Der Wunsch nach gesteigerter Ressourceneffizienz beeinflusst nicht nur Neubau, Material- und Produktentwicklung, sondern auch den Umgang mit dem Gebäudebestand – der immer stärker auch als Ressource verstanden wird. Nicht nur die sinnvolle Umrüstung, Umgestaltung und Sanierung wird mit steigenden Rohstoffpreisen und sinkenden innerstädtischen Freiflächen immer lukrativer, sondern auch die tatsächlich verbauten Materialen gewinnen in der Stadt als „urbane Miene“ immer mehr an Wert. Das Thema „Recycling“ setzt aber bei vielen Bau-, Forschungs- und Produktentwicklungsprojekten bereits sehr viel früher an, denn nachhaltiges und verantwortungsvolles Bauen berücksichtigt schon in der Planung das hochwertige Recycling aller verwendeten Baumaterialien nach der Nutzungsphase. Dazu müssen alle eingesetzten Bauprodukte ökologisch unbedenklich, sortenrein trennbar und kreislauffähig sein. Bauschrott im heutigen Sinne wird es dann im Idealfall nicht mehr geben, sondern nur noch nutzbare Rohstoffe. Programm: 10:00 Uhr: Expertenrunde (NUR für geladene Experten) 14.00 Uhr: Die Entwicklung der Ressourcen im Bauwesen
Claus Asam, Referat II 6 Bauen und Umwelt, BBSR, Berlin 14.30 Uhr: Entwerfen und Konstruieren für Demontage, Recycling und Ressourceneffizienz
Jun.-Prof. Dr. Dirk Schwede, PhD, ILEK, Universität Stuttgart 15.00 Uhr: Rückbau, Recycling und Verwertung von WDVS
Christoph Schwitalla, Fraunhofer IBP, Valley 15.30 Uhr Kaffeepause 16.00 Uhr: Das Abfallmanagement von Kunststoffanwendungen am Bau unter dem Aspekt der Ressourceneffizienz
Nicole Seidl, Product Steward Styrenic Foams - Global Controlling and Quality Management, BASF SE, Ludwigshafen 16.30 Uhr: Hybride Holzkonstruktionen – Strategien zur Ressourceneffizienz, Verwertung, Down- und Upcycling
Prof. Dr.-Ing. Volker Schmid, Institut für Bauingenieurwesen, Entwerfen und Konstruieren - Verbundstrukturen, TU Berlin 17.00 Uhr: Diskussion
Moderation Prof. Christiane Sauer 17.30 Uhr: Ausklang mit Apéro Anmeldung:
 Die Veranstaltung ist kostenlos, um Anmeldung wird jedoch gebeten (siehe unten).
Die Entwicklung der Ressourcen im Bauwesen
Claus Asam, Referat II 6 Bauen und Umwelt, BBSR, Berlin
Claus Asam gibt einen Überblick über den derzeitigen Status von Ressourcen- und Materialeffizienz im deutschen Bausektor und präsentiert die Ressort-Forschungsergebnisse des BBSR zu einer gesamtheitlichen und nachhaltigen Betrachtung des effizienten Einsatzes aller im Bausektor bedeutsamen Ressourcen. Im Rahmen dieser Studie wurden zunächst wichtige Begriffe wie "Ressourcen" oder "Ressourceneffizienz" definiert und die Entwicklung der Ressourcennutzung dargestellt. Weiterhin wurden eine nachhaltige Ressourceninanspruchnahme sowie aktuelle politische Rahmenbedingungen und der Stand der Forschung beleuchtet. Als Ergebnis konnten unter anderem Vorschläge für Ressourcenkategorien erarbeitet werden. Auch Normen und Bewertungsmethoden für den Bereich des Nachhaltigen Bauens wurden auf ihre Eignung hin untersucht. Um den Einsatz natürlicher Rohstoffe und das Abfallaufkommen im Bauwesen zu bewerten, wurden Indikatoren zur Messung der Rohstoffeffizienz auf Makro-, Meso- und Mikroebene diskutiert. Als Ergebnis wurde der bereits in der DIN EN 15804:2014 ausgewiesene Indikator "Potenzial für die Verknappung von abiotischen Ressourcen – nicht fossile Ressourcen (ADP-Elemente)" als geeignete Möglichkeit zur Bewertung der Rohstoffeffizienz identifiziert. Dieser Indikator wurde an einem Bürogebäude näher auf seine Eignung untersucht.   Als Bauingenieur ist Claus Asam sowohl an der TU Berlin, als auch beim Bundesinstitut für 
Bau-, Stadt- und Raumforschung tätig.
Entwerfen und Konstruieren für Demontage, Recycling und Ressourceneffizienz
Jun.-Prof. Dr. Dirk Schwede, PhD, ILEK, Universität Stuttgart
Das Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (ILEK) der Universität Stuttgart forscht und lehrt seit langem zum Themenfeld des ressourceneffizienten und recyclingfähigen Bauens. Im Vortrag stellt Dirk Schwede aktuelle Arbeiten zu konstruktiven und materialtechnischen Lösungen für Demontage, Rezyklierbarkeit und der Ressourceneffizienz von Bauteilen und Gebäuden vor. Dabei werden Material-, Bauteil- und Gebäudekonzepte erläutert, die die Ansätze „Effizienz“, „nachhaltige Potenziale“ und „Anpassungsfähigkeit“ so verbinden, dass die geforderten Nutzungsqualitäten mit geringem Ressourceneinsatz nachhaltig bereitgestellt werden können. Neben den technischen Ansätzen werden auch neuartige notwendige Bewertungsansätze und Planungswerkzeuge für das demontagefähige und recyclinggerechte Konstruieren vorgestellt. Dr. Dirk A. Schwede ist seit 2012 Robert Bosch Juniorprofessur für Nachhaltiges Bauen am ILEK. Er studierte Bauingenieurwesen an der Universität Stuttgart. Nach dem Diplom 1999 arbeitete er zunächst beim Steinbeis Transferzentrum für Energie Gebäude und Solartechnik in Stuttgart. Er promovierte an der School of Architecture der University of Sydney und war anschließend an der Deakin University als Post Doc Research Fellow beschäftigt. Von 2008 bis 2012 war er Geschäftsführer des deutschen Ingenieurbüros energydesign in Shanghai, wo er unter anderem die ersten DGNB Projekte in China begleitete. In seiner Forschung und Lehre am ILEK beschäftigt er sich derzeit mit seiner Gruppe mit dem Nachhaltigen Bauen im internationalen Kontext und dem Entwerfen und Konstruieren für Demontage, Recycling und Ressourceneffizienz. Rückbau, Recycling und Verwertung von WDVS
Christoph Schwitalla, Fraunhofer IBP, Valley
Das durch die Forschungsinitiative Zukunft Bau geförderte Forschungsprojekt beschäftigt sich mit den „Möglichkeiten der Wiederverwertung von Bestandteilen des WDVS nach dessen Rückbau durch Zuführung in den Produktionskreislauf der Dämmstoffe bzw. Downcycling in die Produktion minderwertiger Güter bis hin zur energetischen Verwertung“. Der Umgang mit Abfall und die Rückgewinnung von Rohstoffen sind die gesellschaftspolitischen Themen unserer Zeit. Bei der energetischen Sanierung von Gebäuden nach den geltenden Standards werden große Volumina an EPS-Dämmstoff verbaut. Beim Umbau oder Rückbau von WDVS fallen EPS-Abfälle an. Das Aufzeigen von Wegen zur Abfallvermeidung sowie zur ökologischen und ökonomischen Verwertung dieser Abfälle soll zur Akzeptanz der Gebäudedämmung mit WDVS in der breiten Bevölkerung beitragen. Der Umgang mit Abfällen ist in Deutschland durch das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) geregelt. Regularien und Gesetzte, die den Umgang mit EPS-Abfall festlegen, wurden im Rahmen der Studie recherchiert und zusammengefasst. Dabei lag ein wichtiges Augenmerk auf den Begriffsdefinitionen, die zur Abgrenzung von Produkt und Abfall dienen. Christoph Schwitalla ist seit 1995 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer Institut für Bauphysik, bis 2007 in Stuttgart, seitdem in Holzkirchen. Er studierte Chemie an der Fachhochschule Aalen mit Vertiefungsrichtung Makromolekulare Chemie. Seine Tätigkeitsfelder beim Fraunhofer IBP umfassen das Recycling von Polyurethanen durch Acidolyse, die Entwicklung von REA-Gips gefüllten Polyurethanen, die Entwicklung von Partikelschaum (REAPOR®) aus Recyclingglas, die Entwicklung von thermotropen Verbundgläsern (T-OPAL®), die Entwicklung von superhydrophoben Beschichtungen sowie die Werkstoffanalyse. Das Abfallmanagement von Kunststoffanwendungen am Bau unter dem Aspekt der Ressourceneffizienz
Nicole Seidl, Product Steward Styrenic Foams - Global Controlling and Quality Management, BASF SE, Ludwigshafen
Recyclinggerechtes Konstruieren ist kein Selbstzweck. Nicole Seidl erläutert aus der Perspektive der Industrie wie die Umweltauswirkungen, die technischen Eigenschaften von Produkten sowie die Kosten über den gesamten Lebenszyklus optimiert werden können. Kunststoffe sind zu wertvoll, um nach ihrer Nutzungsdauer weggeworfen zu werden, denn alle Kunststoffarten können werkstofflich, chemisch rezykliert oder energetisch verwertet werden. Dämmmaterialien (auch solche aus EPS) besitzen eine sehr lange Lebensdauer. Deshalb fallen vergleichsweise geringe Mengen an EPS-Abfällen aus Bautätigkeiten an. Um den jeweils ökologisch und ökonomisch besten Verwertungsweg zu nutzen, ist es notwendig, auf alle verfügbaren Verfahren uneingeschränkt zurückgreifen zu können. Hierzu stellt Nicole Seidl Beispiele vor, wie etwa das PVC-Fensterrecycling für definierte Abfallströme aus speziellen Rücknahmesystemen oder die energetische Verwertung von EPS-Schaumstoffabfällen. Der Kunststoffanteil von Bauabfällen in Europa steigt stetig an, deshalb ist auch eine Etablierung von Rücknahmesystemen wichtig. Dies gelingt jedoch nur bei einem guten Schnittstellen-Management unter Einbeziehung aller Akteure. Dabei spielen für die Ökoeffizienz – egal ob Recycling oder energetische Verwertung – auch verschiedene Faktoren des Entsorgungswegs eine erhebliche Rolle: Entfernung zur Verwertungsanlage und Transportmittel, Energieintensität des Recyclingprozesses, Recyclingeffizienz, Qualität des Sekundärrohstoffes sowie die Produkte, die als Rezyklat eingesetzt werden.  Nicole Seidl ist seit 2011 bei der BASF SE als Produktmanagerin für die Produkte Styropor und Neopor tätig. Dort ist sie verantwortlich für die Produktsicherheit beim Umgang mit Rohstoffen und Fertigprodukten am Standort Ludwigshafen. Nach dem Studium der Umweltwissenschaften, das sie mit ihrer Diplomarbeit zum Thema „Nachhaltigkeitsbewertung des Abfallmanagements am Beispiel von Santiago de Chile“ abschloss, war Nicole Seidl von 2009 bis 2011 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Nachhaltigkeitsmanagement an der Leuphana Universität Lüneburg tätig. Hybride Holzkonstruktionen – Strategien zur Ressourceneffizienz, Verwertung, Down- und Upcycling
Prof. Dr.-Ing. Volker Schmid, Institut für Bauingenieurwesen, Entwerfen und Konstruieren - Verbundstrukturen, TU Berlin
Der Lehrstuhl „Entwerfen und Konstruieren – Verbundstrukturen“ am Institut für Bauingenieurwesen der TU-Berlin forscht zu hybriden Materialien und Bauweisen. Die im Vortrag vorgestellten Verbundstrukturen erweitern nicht nur die Anwendungsmöglichkeiten und die Ästhetik des klassischen Holzbaus, sondern schaffen durch die Integration moderner Materialien neue Anwendungsmöglichkeiten und Vorteile, aber auch neue Problemstellungen und Herausforderungen. Im Rahmen von verschiedenen Forschungsprojekten in unterschiedlichen Stadien wird Volker Schmid hybride Holzkonstruktionen vorstellen, die die Ressourceneffizienz deutlich steigern. Dies gelingt u.a. durch einen intelligenten und sparsamen Einsatz des nachwachsenden Materials Holz in Kombination mit 2-3 mm dicken PU-Beschichtungen. Diese verbessern nicht nur die statischen Eigenschaften des Holzes, sondern verlängern auch die Nutzungsdauer der Holzkonstruktionen und reduzieren deren Erhaltungsaufwand. Weitere Forschungsarbeiten untersuchen die Kombination von Holz mit unverrottbaren, aber dampfdurchlässigen Purenit Platten – einem neuartigen Upcycling-Werkstoff. Damit lassen sich sehr robuste und dauerhafte (Hybrid-)Konstruktionen entwickeln, die zudem sehr gute Dämmeigenschaften aufweisen. Neben den Möglichkeiten zur Steigerung der Ressourceneffizienz von Materialien und Konstruktionen stellt Volker Schmid die zugehörigen Ansätze zur Verwertung und zum Down- und Upcycling vor. Volker Schmid ist seit 2007 Professor an der Technische Universität Berlin und Leiter des Fachgebiets „Entwerfen und Konstruieren – Verbundstrukturen“. Seit 2000 arbeitet er im Ingenieurbüro Arup, zunächst in London und dann in Berlin, ab 2005 als Associate und heute als freier Berater. Volker Schmid studierte Bauingenieurwesen an der TU-München und war im Anschluss drei Jahre im Bereich Brückenbau und Hochbau im Ingenieurbüro Büchting und Streit, München, tätig. Seine wissenschaftliche Laufbahn begann er als wissenschaftlicher Mitarbeiter von Prof. Jörg Schlaich am Institut für Konstruktion und Entwurf II der Universität Stuttgart, wo er auch im Jahr 2000 promovierte. Anmeldung zur Veranstaltung Wir bitten um Ihre verbindliche Anmeldung über das Online-Tool. Gerne können Sie auch eine Nachricht an Kathrin Wiblishauser (wiblishauser@detail.de) senden. Die Teilnahme ist kostenfrei. Die Veranstaltung "Recycling im Bau" ist als Fortbildungsveranstaltung mit 2 Unterrichtsstunden bei der Architektenkammer Baden-Württemberg anerkannt.

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Die Zukunft des Bauens: Die Veranstaltungsreihe „Die Zukunft des Bauens“ der Forschungsinitiative Zukunft Bau von BBSR und BMUB in Kooperation mit DETAIL research beendet nun die dritte Runde. Bereits im dritten Jahr fanden jeweils fünf Veranstaltungen mit Expertenrunde und Symposium in verschiedenen deutschen Städten statt. Die Reihe widmet sich immer den drängendsten Fragen für das Bauen der Zukunft, präsentiert aktuelle Forschungsergebnisse und bringt Akteure und Vorreiter aus Planung, Forschung, Politik und Wirtschaft zusammen. Dabei sollen nicht nur die neuesten Ergebnisse aus den geförderten Projekten der Forschungsinitiative direkt an Architekten und Bauingenieure vermittelt werden, sondern es sollen auch immer neue Impulse für die Forschung generiert werden. • Hamburg, 21. Mai 2015: Moderner Sozialbau 
• Frankfurt, 18. Juni 2015: Partizipative Architektur 
• München, 24. September 2015: Lebenswelten im Demographischen Wandel 
• Berlin, 22. Oktober 2015: Bauen im Bestand
• Stuttgart, 19. November 2015: Recycling im Bau Kooperationspartner
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