07.03.2014 Cordula Vielhauer

Dreidimensional gestanztes Sandwichpaneel 3+ von Oskar Zieta

Der polnische Designer Oskar Zieta ist ein echter Metal-Freak, Schwermetalle sind seine Sache jedoch nicht. Oskar Zieta nennt sich Prozessdesigner, und ihn interessiert es vor allem, Metall leichter zu machen. Vor ein paar Jahren kam er mit der revolutionären FiDU-Technologie auf den Markt, seitdem sind seine PLOPP-Hocker in jedem Museumsshop zu finden. Zur imm cologne 2014 zeigte er die neue Technologie 3+, die zunächst viel weniger spektakulär wirkt als das „Aufblasen“ von Metall, das er an der ETH Zürich mit FiDU vorgemacht hatte. Das Besondere an 3+ ist nämlich – ein Nichts. Zumindest fast. Wir trafen Oskar Zieta in Köln und sprachen mit ihm über Superstudio, Meccano-Spielzeug und die Geschichte von 3+.

Oskar Zieta auf der imm cologne 2014

Mit Metall beschäftigt sich Zieta bereits seit 2002, als er an der ETH Zürich gemeinsam mit Professor Ludger Hovestad und Philipp Dohmen zur Stabilisierung dünner Metallplatten forschte. Die digital initiierte Verformung der Platten, bei der CNC-Geräte eingesetzt werden, führte zu zahlreichen experimentellen Konstruktionen wie dem SXM-Pavillon oder dem 7-Days-Pavillon. 2007 entwickelte Zieta erstmals einen Stuhl aus drei dünnen, gefalteten Metallplatten mit dreidimensionaler Punktierung, der bereits die 3+ Technologie vorwegnahm. Die Weiterentwicklung dieser Technologie zur Marktreife präsentierte Zieta nun erstmals in Köln als eigene Kollektion.

Werkbank aus 3+Elementen

3+ ist also kein neues Möbel, es ist kein fertiges Produkt, es ist eher ein Halbzeug, aber im Grunde ist es eine neue Technik kombiniert mit einem bekannten Material: Metall. Die Idee ist einfach: Zwei dünne Metallplatten – jede für sich genommen von eher schwächlicher Kondition und daher ziemlich unstabil – werden so miteinander verbunden, dass sie ein steifes Sandwichpaneel ergeben. Der Clou ist die Verbindung der Elemente: Sie erfolgt mit Hilfe eines kreisrunden Lochs, das zunächst per CNC-Technologie in die Platten gestanzt und danach kegelförmig herausgehoben wird. Zwei Platten zusammengesetzt, ergeben ein Paneel. Dabei können die Abstände der Stanzpunkte zu einander variieren, die Raster können eher weitmaschig oder auch enger sein, auch die eingesetzten Metallplatten unterscheiden sich in ihrer Anmutung. Gestaltet wurde von Zieta zunächst nur die Kegelgeometrie mit dem Loch. Was sich aus dem Sandwichpaneel für unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten – von der Fassadenplatte bis zum Couchtisch – ergeben, kann der Verbraucher selbst bestimmen.

Anwendungsbeispiel für 3+

Hier lassen sich phantastische Assoziationen herstellen: „Superstudios und Archizooms utopische Entwürfe! Das Infinite Monument mit seiner radikalen Rasterstuktur!”, fällt uns dazu ein, „Das von Kitsch und Zwängen befreite Design der sechziger Jahre, das sich als endlose rationalistische Struktur über die ganze Welt erstrecken sollte...“ Zieta nickt zustimmend, verrät aber auch gleich, dass er sich bei der Konzeption von 3+ eher von Lego-Bausteinen hat inspirieren lassen. Und von den Meccano-Konstruktionsspielzeugen, die vor über hundert Jahren in England erfunden wurden. Deshalb hat er es natürlich auch nicht bei der Platte bewenden lassen. Um die Phantasie seiner zukünftigen 3+ Kunden anzuregen, und um selbst herauszufinden, was man damit alles machen kann, hat er zahlreiche Möbel aus den Platten entworfen und Zusatztools dafür entwickelt.

Detailaufnahme von 3+Elementen

Angefangen von Schraubelementen, die man braucht, um die Paneele untereinander zu verbinden, gibt es zum Beispiel unterschiedliche Varianten von Tischbeinen: aus Holz, Metall oder 3+Paneel. Hinzu kommen Haken, kleine Boxen, Auflagen – aus Filz, Metall oder PVC – und Türen. Doch das war es auch schon. Wie bei seinen Vorbildern aus Dänemark und England, soll der Verbraucher auch noch selbst kreativ werden können. Die Zielgruppe hat Zieta dabei genau im Blick: Er denkt an den urbanen Nomaden, dessen Möbel sich unterschiedlichen Wohnsituationen und Funktionen anpassen müssen, der an Langlebigkeit eher interessiert ist als an günstigen Modeprodukten. Und der findet, dass man den Spaß am Schrauben auch den Möbeln ansehen darf.

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