28.02.2013 popp@detail.de

Effizienter Hybrid: Patentamt in Courbevoie

INPI Patentamt Courbevoie Bidard & Raissi Architectes

Für das französische Patentamt INPI gehört Innovation gleichsam zum Tagesgeschäft. Auch bei dem eigenen Verwaltungssitz, den die Behörde im Herbst 2012 in Courbevoie bei Paris bezogen hat: Bei dem Plusenergie-Bürohaus wurde erstmals in Frankreich eine neuartige Holz/Beton-Hybridkonstruktion eingesetzt. Architekten (Entwurf): Bidard & Raissi, Paris/Triptyque, Paris & Sao Paulo
Architekten (Realisierung): DY Architectes, Paris
Standort: 19-31, rue des Minimes, F–92270 Courbevoie

Fotos: Patrice Le Bris

Die Rue des Bruyères im Gewerbegebiet von Courbevoie wirkt ein wenig stehengeblieben zwischen Gestern und Morgen: Am Anfang der Straße erstreckt sich der asphaltierte Ladehof eines Kleingewerbebetriebes; ein wenig weiter steht einsam ein vielleicht 100 Jahre altes Wohnhaus, und ringsum ragen die Bürobauten des beginnenden 21. Jahrhunderts in den Himmel. ?? Das konstruktiv innovativste Gebäude im Quartier hingegen kommt äußerlich eher unscheinbar daher: Geschosshohe Glasfenster, gerahmt von schmalen Bändern in Ziegelmauerwerk, bilden die Eingangsfront des neuen INPI-Hauptsitzes. Die Längsfassaden sind mit thermisch behandeltem, schon etwas verwittertem Pappelholz verkleidet. Hinter den Fensterfronten sind schemenhaft gewaltige, diagonale Fachwerkstreben erkennbar, die offenkundig nicht aus Stahl sind. INPI steht für „Institut National de la Propriété Industrielle“ und ist das französische Patentamt. An seinem neuen, fast 10.000 Quadratmeter großen Hauptsitz in Courbevoie, einem Vorort westlich von Paris, wirkten gleich drei Architekturbüros mit: Der Entwurf stammt von Bidard & Raissi (Paris) in Zusammenarbeit mit Triptyque (Paris/Sao Paulo), für die Entwurfsplanung zeichneten DY Architectes ebenfalls aus Paris verantwortlich.

Fotos: Patrice Le Bris

Beton und Holz im Verbund

Neuland betritt das Gebäude gleich in zweierlei Hinsicht: Zum einen erzeugt das Gebäude mittels einer großen Photovoltaikanlage auf dem Dach mehr Energie, als es verbraucht. Und zum anderen wurde hier erstmals in Frankreich ein Gebäude dieser Größe in Holz/Beton-Hybridbauweise realisiert.

130 geschosshohe Fachwerkträger aus Brettschichtholz tragen die Geschossdecken und steifen das Gebäude zugleich aus. Sie spannen über fast 10 Meter stützenfrei und erlaubten es daher, auf Innenstützen oder tragende Innenwände fast komplett zu verzichten. Für die Decken selbst wurden rund 320 Verbundelemente aus Brettsperrholz und OSB vorgefertigt und an der Baustelle mit 12 cm Aufbeton versehen. Die Deckenstärke von nur je 40 cm erlaubte es, die Gebäudehöhe unter den erlaubten 18 Metern zu halten. Die Vorfertigung begünstigte zudem die Einhaltung des Baubudgets von 27 Millionen Euro. 

Insgesamt finden 550 Mitarbeiter in dem Gebäude Platz, das sich über großflächige Verglasungen zum umliegenden Gewerbegebiet und nach innen zu einem palmenbestandenen Atrium öffnet. Die Süd-, West- und Nordfassaden sind mit schwenk- und hochfahrbaren, ungewöhnlich großformatigen (135 x 20 cm) Verschattungslamellen aus Pappelholz ausgestattet. Die Eingangsfassade im Osten hingegen erhielt mit geschosshohen Verglasungen, innen liegendem Sonnenschutz und einer Vormauerung aus Backstein ein etwas städtischeres Gepräge.

Foto: Patrice Le Bris

Energiebilanz: positiv


Die Fassaden sind lediglich zweifach verglast. Dennoch liegt der Primärenergiebedarf des Neubaus um 70 % unter dem eines Standardgebäudes gemäß dem französischen Energiestandard von 2005. Da die örtlichen Behörden es nicht erlaubten, das Grundwasser im Einzugsbereich der Seine anzuzapfen, versorgen zwei Luft/Wasser-Wärmepumpen den Neubau mit Wärme und Kälte. Heiz- und Kühldecken übernehmen die Temperierung der Büroräume; ferner ist das Gebäude mit einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Der rechnerische Primärenergiebedarf beträgt rund 41 kWh/m2a, wird jedoch von einer 1140 m2 großen Fotovoltaikanlage auf dem Dach (Spitzenleistung 192 kWp) mehr als ausgeglichen. Das vom Dach ablaufende Regenwasser gelangt in einen 30 m3 fassenden Behälter im Untergeschoss und wird dann unter anderem für die Spülung der  Toiletten im Gebäude verwendet.
Bauherr: Groupe Natekko, Paris
Architekten (Entwurf): Bidard & Raissi, Paris/Triptyque, Paris & Sao Paulo
Architekten (Realisierung): DY Architectes, Paris
Energieplanung, Bauphysik: OASIIS
Standort: 19-31, rue des Minimes, F–92270 Courbevoie

Foto: Bidard & Raissi
Architectes, Paris

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