06.08.2012 gfx3@detail.de

Ein temporärer Pavillon für die Ausstellung »Goldene Pracht« in Münster

Bis Ende Mai 2012 zeigte das LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Zusammenarbeit mit dem Bistum Münster und der Wilhelms-Universität in der Ausstellung »Goldene PrachtMittelalterliche Schatzkunst in Westfalen« erstmals eine umfassende und facettenreiche Zusammenstellung von Exponaten zu diesem Thema. Ein temporärer Pavillon setzte in diesem Zusammenhang einen modernen Kontrapunkt in das historische Stadtzentrum und diente als Bindeglied zwischen den Ausstellungsorten Museum und Domkammer. Seiner Funktion als »lebendige Werkstatt«, als zent­raler Ort für die museumspädagogische Kunstvermittlung in hier ausstellungsbegleitend stattfindenden Workshops wurde der Pavillon mehr als gerecht – und ist eigentlich viel zu schade für den bald anstehenden Rückbau.

Der Pavillon für die »Goldene Pracht« ist das Ergebnis einer Gemeinschaftsarbeit der msa (Münster School of Architecture) und des Büros modulorbeat. Unter der Leitung der Architekten Marc Günnewig und Jan Kampshoff entwickelte ein Team von anfangs 33 Studenten verschiedene Kurzentwürfe für das zu planende Objekt. Eine Juryentscheidung wurde schließlich zugunsten der „goldenen Lösung“ getroffen: Ein sternförmiger, in der Aufsicht an ein stilisiertes Kreuz erinnernder Baukörper mit aufrechten Vertikalen, der außen mit Ausnahme der Stirnseiten vollflächig mit der goldfarbenen Kupferlegierung bekleidet ist. In beide Stirnseiten einer Sichtachse ist eine Vollverglasung nahtlos eingepasst. Die Stirnseiten der zweiten Sichtachse beherbergen, zugunsten eines Windfangs bzw. einer Loggia nach innen versetzt, die zum Domplatz gerichtete Eingangstür bzw. die gegenüber liegende Fluchttür. So präsentiert sich der Pavillon nach außen als spannender, neugierig machender und nicht zuletzt aufgrund der klaren Materialsprache homogener Baukörper.
Für den individuellen, an einen Balgenzug erinnernden Verlauf der golden schimmernden Fassade war eine besondere Fertigungslösung erforderlich, die ein auf Metallverarbeitungslösungen für Architektur und Design spezialisiertes Unternehmen realisieren konnte. Aufgrund der firmeneigenen Entwicklung einer speziellen Profilierungstechnik konnte das von den Architekten vorgegebene unregelmäßig verlaufende Wellenprofil problemlos, schnell und kostengünstig produziert werden.

Beim Blick durch die verglasten Stirnflächen in den Innenbereich wird die Fortsetzung der geradlinigen, einfachen Gestaltung als vollkommen selbstverständlich und konsequent wahrgenommen. Die tragende Kons­truktion aus Vollholz bzw. Brettsperrholz liegt völlig frei; Boden, Decken und Wände präsentieren sich demzufolge einheitlich in hellen Holzoberflächen – ebenso wie die acht Werktische, die nach eigenen Entwürfen von Marc Günnewig von den Projektteilnehmern in Eigenarbeit montiert wurden. Durch geschickte Verwinklung der Wände wurde eine intelligente Raumaufteilung geschaffen. Gegen die geraden, rechtwinklig zueinander angeordneten längeren Wände der Raumachsen wurden die jeweils gegenüber liegenden kürzeren leicht nach außen verwinkelt. Dadurch entstanden zusätzliche Raumnutzungen mit dreieckigem Grundriss. Hier wurden Zeilen mit Schränken und Ausgussbecken untergebracht, die damit bündig und unter Vermeidung von Problemzonen in die Arbeitsbereiche integriert sind. Eine an einer Rollschiene aufgehängte massive Schiebetür ermöglicht die vollständige Abtrennung der Werkstatt von der im Eingangsbereich beherbergten Besucherinformation. So ist ein vom Publikumsverkehr getrennter und ungestörter Ablauf der Work­shops und Verarbeitungsdemonstrationen gewährleistet.

Bis zum Rückbau wird der Pavillon innen wie außen charakteristische Zeichen der Nutzung zeigen: Innen werden Spuren auf dem hellen Holzboden von intensiven Arbeitsabläufen zeugen, außen wird sich der anfangs hell golden leuchtende Fassadenwerkstoff durch die den Oberflächeneindruck adelnde natürliche Oxidation zu einem matten Braun-Gold entwickelt haben. Technisch vollkommen problemlos: Der nachhaltige Fassadenwerkstoff ist zu 100% recyclingfähig und somit schon bald wieder an einem anderen Projekt mit neuer Aufgabe einsatzbereit.

Der für die Fassade des Pavillons verarbeitete Werkstoff »Tecu Gold« ist ein Produkt der Kupferexperten von KME, einem der weltweit in der Entwicklung und Anwendungsberatung von metallenen Fassaden­lösungen führenden Hersteller. Die Kupfer-Aluminium-Legierung, einer von vielen Kupferwerkstoffen der Marke Tecu, bewies auch für dieses Projekt einzigartige Vorteile: eine unverwechselbar schöne, thematisch konkurrenzlos geeignete Oberfläche, hervorragende Bewitterungsbeständigkeit, leichte Verarbeitung und vollständige Recyclingfähigkeit. Weitere wesentliche Aspekte dieses Fassadenwerkstoffs sind dessen sprichwörtliche Langlebigkeit und Wirtschaftlichkeit. Für den Wellenverlauf der Tecu-Gold-Fassade wurde eine besondere Fertigungslösung des auf spezielle Metallverarbeitungslösungen für Architektur und Design spezialisierten Unternehmens MN Metallverarbei-
tung im holsteinischen Neustadt genutzt. Aufgrund der firmeneigenen Entwicklung des patentierten »wellTec«-Verfahrens zählt das Unternehmen zu den wenigen Verarbeitern weltweit, die vielfältigste Profile in allen möglichen Metallkonstruktionen nach individueller Maßfertigung realisieren können. So konnte das von den Architekten vorgegebene unregelmäßig verlaufende Wellenprofil den individuellen Vorstellungen entsprechend problemlos produziert werden.

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