Einfach gebaut - eine Chance für unseren »Urbanen Planeten«

»Das ist nicht ein Berg voll mit Häusern, sondern ein Haus von der Größe eines Berges«. Mit dieser Differenzierung stellen Hubert Klumpner und Alfredo Brillembourg, Professoren für Städtebau an der ETH Zürich, den wesentlichen Charakter des Slums San Augustín in Caracas heraus, den sie als urbanes Labor für einen zukünftigen Städtebau betrachten. Was in traditionellen Stadtplanungen vom Reißbrett oft vernachlässigt wird, steht bei den Arbeiten ihres Büros Urban-Think Tank im Mittelpunkt der Überlegungen: die gewachsene soziale Gemeinschaft der Bewohner, die Milderung sozialer Spannungen und die Sicherung der Grundbedürfnisse, zu denen auch ein kulturelles Leben gehört. Ganz auf die Kraft informeller Strukturen vertrauend, halten sie ein Plädoyer gegen die Neugründung von Städten auf der grünen Wiese, und für das punktuelle Implantieren öffentlicher Gebäude und Infrastrukturen in die bestehenden Slums der Weltmetropolen, die global gesehen bald die Mehrzahl der Bevölkerung ausmachen werden. Ziel ist ein effizienter Städtebau mit einfachen kostengünstigen »Werkzeugen«, die sie in ihrer »Urban Tool Box« als prototypische Stadtbausteine zur Generierung von Öffentlichkeit entwickelt haben: Vertikal gestapelte Sportzentren, Musikschulen für Kinder oder aber eine Seilbahn, die die steilen dicht bebauten Hügel an das U-Bahnnetz der Megacity anbindet, ohne dass Wohnraum für neue Straßen zerstört werden muss. Die Rolle des Architekten verschiebt sich in diesem Kontext weg vom Designer vorgefertigter Lösungen und zum Agitator und Mediator, der mit seinen Eingriffen sogar Einfluss auf die Gesetzgebung und Finanzierung nehmen kann, ganz nach dem Motto »Small Scale Big Change«.